Überblick über die Forschung
Eine Forschungsgruppe– geleitet von der Nanjing Medical University in China – analysierte Daten, um herauszufinden, welche Mikroben die Schlafqualität beeinflussen. Die Forscher wollten Klärung darüber, ob bestimmte Mikroben den Schlaf erschweren. Oder ob Insomnie dann die Mikrobiota im Darm verändert, was wiederum zu Schlafstörungen führt.
Methodik der Studie
Die Studie stützte sich auf genetische Daten von 386.533 Personen aus der UK Biobank– darunter 109.402 mit Schlafstörungen. Genomweite Assoziationsstudien (GWAS) wurden miteinander kombiniert. Dabei nutzte man auch Ausschnitte aus zwei bedeutenden Mikrobiom-Projekten: dem MiBioGen-Bündnis und dem niederländischen Mikrobiom-Projekt. Die Forscher verwendeten eine besondere Methode namens Mendel’sche Randomisierung (MR). Diese Technik hilft, kausale Beziehungen herauszufinden, indem wir Gene als natürliches Experimentiervorfeld betrachten.
Entdeckungen und Ergebnisse
Das Forschungsteam fand insgesamt vierzehn Bakteriengruppen, die das Risiko für Insomnie erhöhen. Im Gegensatz dazu schützten acht Bakterienarten vor Schlafstörungen. Eine besonders ausgeprägte Verbindung zeigten die Clostridium innocuum-Gruppe und andere Mikroben wie Prevotella 7 und Lachnoclostridium.
Ein wichtiger Punkt – der mit Schlafproblemen korreliert – war der Zusammenhang mit dem Bakterium Odoribacter. Dieses hatte eine bidirektionale Beziehung zur Insomnie. Das bedeutet, dass Insomnie die Anzahl dieser Mikroben beeinflusste und umgekehrt.
Mechanismen der Einflussnahme
Die Forschung erläuterte, dass zahlreiche unserer Darmbakterien eine entscheidende Rolle spielen. Einige von ihnen produzieren kurzkettige Fettsäuren wie Acetat und Butyrat. Diese Fettsäuren beeinflussen das Gehirn und reduzieren Entzündungen. Ein besonders bedeutsamer Stoffwechselweg – die Umwandlung von Tryptophan in Serotonin und dann in Melatonin – wurde ebenfalls aufgezeigt. Serotonin ist entscheidend für die Regulierung unseres Schlaf-Wach-Rhythmus.
Die Wechselwirkungen zwischen Schlaf und Mikrobiota
Ein negativer Schlaf kann hingegen Stress und entzündliche Reaktionen im Körper hervorrufen. Diese Reaktionen veränderten das Mikroumfeld im Darm. Mikrobiota fressen dabei gewissermaßen in den Schlaf hinein. Solche Rückkopplungsschleifen können die Problematik komplexer gestalten.
Einschränkungen und weitere Überlegungen
Obwohl die Studie signifikante Erkenntnisse liefert, sind fehlende Diversität und genetische Faktoren zu berücksichtigen. Alle Studienteilnehmer stammen europäischer Abstammung. Dies schränkt die Generalisierbarkeit der Ergebnisse ein. Die Lebensstilfaktoren, die ebenfalls eine Rolle spielen, wurden nicht einbezogen. Und hier kommt der Mikrobenbau vor. Man könnte die Fülle eines potenziell nützlichen Bakteriums verändern, jedoch ist der genaue Einfluss schwer vorstellbar.
Ernährung und Mikrobiota – eine nachhaltige Beziehung
Essen beeinflusst direkt die Mikrobiota. Hochfaserige Nahrungsmittel fördern beispielsweise Bakterien wie Coprococcus 1. Diese wiederum könnten den Serotonin-Spiegel erhöhen. Flohsamen und fermentierte Nahrungsmittel stabilisieren Bakterien unterschiedlich gut. Ein regelmäßiger Verzehr von Joghurt oder Sauerkraut kann zum Beispiel für Lactococcus-Bakterien wichtig sein.
Fazit und Ausblick
Die Studie öffnet die Tür für neue Ansätze im Umgang mit Schlafstörungen. Diese sollten den gesamten Körper betrachten – nicht nur die Gehirnfunktionen. Mikrobiomtests könnten einzigartige Einsichten bieten und gezielte Therapien fördern. Bei der Behandlung könnten Probiotika und präbiotische Veränderungen unterstützend wirken.
Während wir uns dem Konzept nähern, wie Mikrobiota unser Befinden beeinflussen, bleibt noch viel zu entdecken. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Balance unserer inneren Mikrobenwelt direkt mit unserem mentalen Wohlbefinden korreliert. Weitere Studien sind dringend notwendig, um die Zusammenhänge noch besser zu verstehen.