Ein einfacher Test zur Identifizierung von Stress bei Kindern mit chronischen Krankheiten

In der heutigen Zeit bleibt das Wohlbefinden von Kindern mit chronischen Krankheiten oft unbeachtet. Ein scheinbar einfacher Haarschnitt ermöglicht es Wissenschaftlern, die Stresshormone im Körper zu analysieren. Diese Hormone - insbesondere Cortisol - geben Aufschluss über das emotionale und psychische Wohlbefinden betroffener Kinder. Ein kürzlich durchgeführtes Studium aus dem Jahr 2025 zeigt alarmierende Trends bezüglich Stress in der jungen Bevölkerung.

Ein einfacher Test zur Identifizierung von Stress bei Kindern mit chronischen Krankheiten

von   Kategorie: Wissenschaft
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Anstieg chronischer Krankheiten bei Kindern


Eine globale Studie schätzt, dass etwa jedes vierte Kind an einer chronischen Erkrankung leidet. Die Prävalenz reicht dabei von 10 % bis 30 % - ein besorgniserregender Befund. Kinder mit chronischen körperlichen Erkrankungen (CPI) kämpfen nicht nur mit den physischen Symptomen, sondern auch mit einer Vielzahl sozialer und emotionaler Herausforderungen. Diese Realität führt oft zu angehäuftem Stress, was in der Folge das Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöht.

Zusammenhang zwischen Stress und psychischer Gesundheit


Die Forscher der Universität Waterloo in Kanada untersuchten nun, wie langfristiger Stress - gemessen durch Cortisol in den Haarsträhnen von Kindern - mit psychischen Problemen korreliert. Bei Krankheiten wie Typ-1-Diabetes, juvenile Arthritis und Epilepsie leiden viele Kinder unter erheblichem seelischen Druck. Emma Littler, eine Doktorandin der Public Health Sciences, betont: „Das Leben mit einer chronischen Krankheit bringt tägliche Herausforderungen mit sich. Dazu gehören Medikationsregime, Schulversäumnisse und Anpassungen im Alltag.“

Die Studie zeigt, dass beständig hohes Stressniveau durch die Analyse von Haarproben identifiziert werden kann. Solche Erkenntnisse könnten zu frühzeitigem, zielgerichtetem Unterstützungsangebot für gefährdete Kinder führen.

Die Rolle von Cortisol


Cortisol wird in den Nebennieren produziert. Diese kleine Drüse reguliert die Reaktion des Körpers auf Stress, hat aber auch Einfluss auf wichtige Körperfunktionen wie Blutzucker, Blutdruck, Entzündungen und sogar Schlafzyklen. Auf interessante Weise wird Cortisol in wachsende Haare eingelagert, die wie eine Chronologie der Stressbelastung fungieren. So wächst die Kopfhaare etwa 1 cm pro Monat – ein kurzer Abschnitt kann daher bedeutende Einblicke über Stresslevel der letzten Monate liefern.

Studienverlauf und Ergebnisse


An der Studie nahmen 244 Kinder im Alter von zwei bis 16 Jahren teil, die unter einer CPI litten. Über einen Zeitraum von 48 Monaten wurden Haarproben bis zu fünfmal entnommen. Eltern füllten zudem Fragebögen aus – diese beleuchteten sowohl internalisierende Symptome wie Angst und Depression als auch externalisierende Probleme, wie ADHS. Eine besondere statistische Methode, die latente Klassenwachstumsanalyse, wurde verwendet, um verschiedene Cortisolverlaufsmuster zu identifizieren.

Die Ergebnisse offenbarten drei Gruppen im Hinblick auf den Cortisolverlauf: Hypersekrention (68 %), Hyposekrention (9 %) und Hyper- zu Hypo (23 %). Letztere Gruppe zeigte weniger emotionale Schwierigkeiten im Vergleich zur Hypersekrentiongruppe. Kinder mit konstant hohem Cortisol hatten demnach ein höheres Risiko für psychische Probleme. Interessanterweise hatten auch andere Faktoren, wie Geschlecht oder bestimmte Merkmale der Eltern, Einfluss auf die Ergebnisse.

Einschränkungen der Studie und zukünftige Entwicklungen


Dennoch gibt es Einschränkungen. Die meisten Teilnehmer waren weiße Kinder aus wohlhabenden Familien, rekrutiert aus einem kanadischen Krankenhaus. Diese Perspektive schränkt die Generalisierbarkeit ein. Zudem fehlen Kontrollgruppen gesunder Kinder, was die interpretierten Ergebnisse beeinflusst. Der Unterschied durch Pubertätserscheinungen blieb ebenfalls unberücksichtigt.

Die Methode der Haaranalyse kann jedoch wertvolle Hinweise darauf geben, welche Kinder einem höheren Risiko für psychische Erkrankungen ausgesetzt sind. Unterstützung durch achtsamkeitsbasierte Interventionen könnte ebenfalls dazu beitragen, das Stressniveau zu senken und therapeutische Erfolge zu sichern.

Dr. Mark Ferro, Mitautor und Professor an der Universität Waterloo, hebt hervor: „Eine frühe Identifikation von Risikofaktoren könnte Ärzten und Familien helfen, rechtzeitig zu intervenieren.“ Die Erkenntnisse dieser Studie bieten neue Perspektiven für die Gesundheitsversorgung von Kindern. Die Analyse des Haarcortisolniveaus könnte in Zukunft ein einfacher, nicht-invasiver Biomarker zur Überwachung von Stress und zur strategischen Intervention werden.

Die obengenannte Studie erschien im Journal Stress and Health.