Ein neues Marktgefüge am Bodensee
Kanzi ist ein Paradebeispiel für einen Club-Apfel. Nur Betriebe mit einer speziellen Lizenz dürfen diese Sorte anbauen. Diese Lizenz hat ihren Preis. Sie bringt dem Bauern jedoch einen höheren Erlös, den er ohne Lizenz nicht erzielen würde. Interessant ist, dass wenn die strengen Auflagen nicht erfüllt werden, Kanzi aus dem Sortiment genommen wird. Der Apfel muss bestimmte Kriterien erfüllen – sowohl in der Färbung als auch in der Größe. Bauern, die diese Anforderungen nicht erfüllen, müssen mit einem Preisverlust von zehn bis fünfzehn Cent pro Kilo rechnen.
Kanzi ist eine Kreuzung zwischen Braeburn und Gala. Dieser Apfel hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen. Käufer im Supermarkt erwarten eine gleichmäßige Optik und eine intensive rote Färbung. Nur landwirtschaftliche Betriebe mit einer Lizenz dürfen Kanzi anbauen – die Menge bleibt deshalb stets begrenzt.
Pink Lady gilt als der Vorreiter unter den Club-Äpfeln. Seit ihrer Züchtung in Australien im Jahr 1973 hat diese Sorte weltweit begeistert und die Regale erobert. Neue Clubsorten wie Jazz, Rocket, Modi und MagicStar erscheinen jedes Jahr. Was vielleicht überraschend ist: Die Markenrechte für Kanzi gehören nicht einer australischen Organisation. Vielmehr ist die Bodensee-Obstgenossenschaft WOG, welche zusammen mit zwei weiteren Genossenschaften die Rechte an Kanzi hält, der Hauptakteur.
Hubert Bernhard, Landwirt und Aufsichtsvorsitzender der WOG, sieht in diesen Club-Modellen die Zukunft des deutschen Obstbaus. Freie Sorten, wie etwa Elstar oder Gala, überschwemmen oft den Markt und verursachen fallende Preise. Kanzi und andere Clubsorten hingegen verhindern, dass es zu einer Überproduktion und damit zu einem Preisverfall kommt.
Darüber hinaus ist der Bodensee das zweitgrößte Anbaugebiet in Deutschland. Zahlreiche Obstbauern haben sich in Genossenschaften zusammengeschlossen, um gemeinsam eine Marktstrategie zu verfolgen. Hingegen könnten fränkische Betriebe, die nicht Teil eines Clubs sind, in Zukunft Schwierigkeiten haben.
Überblick der Club-Sorten
- Jazz
- Rocket
- Modi
- MagicStar
- Kanzi
Auswirkungen auf Bauern und Verbraucher
Viele Obstbauern, wie Hubert Bernhard, fühlen sich durch die Club-Idee in ihrer Existenz gesichert. Billigproduktionen werden ausgeschlossen und die erzielten Preise bleiben für die Bauern kalkulierbar. Trotzdem gibt es auch negative Folgen. Die Kontrolle über die Ernte und die gleichmäßige Produktqualität hat ihren Preis – und das betrifft vor allem Landwirte ohne Clubmitgliedschaft.
Am Markt bleibt nicht viel Platz für Alternativen und neue Sorten. Die Entscheidung darüber, welche Äpfel im Regal stehen, liegt letztendlich bei den Kunden. Verbraucher, die präferiert Braeburn oder Jonagold mögen, finden diese wahrscheinlich weiterhin auf dem Bauernmarkt oder in Hofläden, wo eine größere Vielfalt geboten wird.
Zusammenfassend ist die Club-Apfel-Bewegung ein komplexes Zusammenspiel aus Qualitätsansprüchen, Marktstrategien und Verbrauchervorlieben. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieses Konstrukt in Zukunft entwickeln wird und welche neuen Sorten der Markt noch bringen wird. Der Einfluss auf die Preispolitik und die Verfügbarkeit von Äpfeln für Verbraucher ist signifikant.