Wirtschaftsstandort Deutschland: Jetzt schlägt das erste Institut Alarm

In Deutschland herrscht gegenwärtig eine spürbare Anspannung. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für das nächste Jahr mit einem nahezu positiven Wachstum – die wirtschaftlichen Sorgen hingegen nehmen zu. Diese exportorientierte Nation sieht sich konfrontiert mit spannungsgeladenen geopolitischen Konflikten und einer gewaltigen Schuldenlast. Ebenso wichtig ist die Notwendigkeit zur Stärkung von Innovation und Infrastruktur. Experten und Vertreter der Wirtschaft sprechen von einem „Weckruf“ und fordern mutige Reformen.

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Wirtschaftsstandort Deutschland: Jetzt schlägt das erste Institut Alarm

24. Oktober 2025 von  
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Die IWF-Prognose - ein Warnsignal für die Industrienation


Die Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) – und der Weltbank in Washington unterstrich eines klar: Deutschland bleibt das größte Sorgenkind unter den großen Industrienationen. Für das Jahr 2026 erwartet der IWF nur ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent – trotz milliardenschwerer Investitionen.



Helena Melnikov – die Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) – bezeichnet diese Zahlen als „Weckruf für Deutschland“. Die Gründe sind unübersehbar: „Die erratische Wirtschaftspolitik der USA und die anhaltenden Spannungen im Handel mit China sind erhebliche Risiken“, so Melnikov. Beide Länder zählen zu den bedeutendsten Handelspartnern Deutschlands. Besteht dort Unsicherheit, wirkt sich das direkt auf die deutschen Exporte aus.



Die Veränderung der Situation in den letzten Jahren war auffallend. In der Vergangenheit kritisierte der IWF Deutschlands zögerliche Investitionen. Doch jetzt ist das Land mit einem beispiellosen Schuldenpaket bereit, dennoch bleibt die erhoffte Dynamik aus. Das milliardenschwere Sondervermögen für Digitalisierung, Infrastruktur und Verteidigung könnte die Basis für neues Wachstum sein. Aber laut IWF reicht das nicht aus – der Rückstand zu anderen Industriestaaten bleibt.



Mehr Mut zu Innovation und Technologie fordern Experten


Deutliche Kritik gibt es auch aus der Wissenschaft. Moritz Schularick, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, äußerte sich gegenüber ZDFheute, dass Deutschland investiere, aber an den falschen Entscheiden. „Natürlich müssen Straßen, Brücken und Bahn wieder funktionieren“, betont er. „Doch das allein bringt uns technologisch nicht weiter.“



Entscheidend für die Zukunft sei vor allem auch, wie stark Deutschland in Forschung, Entwicklung und Hochtechnologie investieren wird. Nur so kann das Land seine Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Schularick gilt zwar als einer der Architekten des Sondervermögens, dennoch ist auch er überzeugt, dass eine konsequentere Ausrichtung auf Zukunftsthemen wie künstliche Intelligenz, Halbleiterproduktion und erneuerbare Energien erfolgen sollte. In den letzten Jahren hat Deutschland immer wieder unter Beweis gestellt, auf das falsche Pferd zu setzen.
Ein gutes Beispiel ist der Glücksspielstaatsvertrag. Immer mehr deutsche Spieler suchen nach Casinos, die keine OASIS Datenbank nutzen, also ohne deutsche Lizenz arbeiten. Denn die deutsche Glücksspiellizenz steht für ein Live Casino Verbot, 1 Euro Maximaleinsatz bei Slots sowie der 5 Sekunden Pause zwischen den Spins.


Die DIHK hat betont, dass drei Jahre ohne nennenswertes Wachstum ein „Alarmsignal für den Standort Deutschland“ seien. Um die wirtschaftliche Basis zu stärken, müsse die Politik mutiger werden. Konkret nennt Melnikov den Abbau von Bürokratie, die Senkung von Energie- und Steuerbelastungen, eine Modernisierung des Sozialstaates und mehr unternehmerische Freiräume. Nur mit einem umfassenden „Neustart“ könne Deutschland seine Position als führende Industrienation behaupten.



Milliardeninvestitionen sollen Modernisierung anstoßen


Während die Stimmung unter den Unternehmen verhalten bleibt, setzt die Bundesregierung hingegen weiter auf das größte Investitionsprogramm der Nachkriegszeit. Mit dem im März 2025 verabschiedeten Sondervermögen von über 500 Milliarden Euro will Deutschland in Infrastruktur, Klimaschutz und Bildung investieren. Das Paket soll über neue Kredite finanziert werden, die bis 2045 laufen.



Geplant ist, das Geld in konkrete Projekte zu stecken: Man will Schulen und Kitas modernisieren, Bahnstrecken ausbauen, marode Straßen sanieren und in Forschungsinitiativen für Zukunftstechnologien investieren. Der Politik geht es nicht darum, Deutschlands Wirtschaft kurzfristig zu stabilisieren, sondern langfristig wieder auf Wachstumskurs zu bringen. „Deutschland bleibt ein verlässlicher Standort. Wir müssen uns hier nicht verstecken“, so Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil.



Globale Risiken verschärfen den Handlungsdruck


Doch die Herausforderungen bleiben natürlich aufrecht. Der Konflikt zwischen den USA und China belastet globale Lieferketten und Exportbeschränkungen für Seltene Erden aus China treffen die deutsche Industrie empfindlich. Laut einer aktuellen Studie hängen allein hierzulande rund vier Millionen Arbeitsplätze von diesen Rohstoffen ab.



Hinzu kommt die Unsicherheit über die zukünftige Wirtschaftspolitik, die von der US Regierung verfolgt wird. Wechselnde Maßnahmen bei Zöllen, Subventionen und Industriepolitik erschweren langfristige Planungen für deutsche Exporteure.