Warum Männer häufiger unter Zahnfleischerkrankungen leiden – Neue Erkenntnisse der Wissenschaft

Zahnfleischerkrankungen betreffen Männer gravierender – das ist bekannt. Doch nun haben Wissenschaftler der University of North Carolina at Chapel Hill herausgefunden, weshalb dies der Fall ist. Dieser Artikel beleuchtet, wie eine bestimmte Entzündungsreaktion die Mundgesundheit von Männern beeinträchtigt und welche therapeutischen Ansätze sich dadurch ergeben könnten.

Warum Männer häufiger unter Zahnfleischerkrankungen leiden – Neue Erkenntnisse der Wissenschaft

von   Kategorie: Wissenschaft
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Die Rolle der Interleukine und der geschlechtsspezifischen Immunantwort


Die Forscher identifizierten ein entzündungsförderndes Protein – Interleukin-1 beta (IL-1β). Dieses Protein ist dafür verantwortlich, dass Männer eine intensivere Reaktion auf Parodontalerkrankungen zeigen. Die Studie zeigte, dass IL-1β die Symptome von Parodontitis bei Männern verstärkt, was wiederum zu einem erhöhten Zahnverlust führt. Frauen, so die Wirkungsweise, sind oft weniger betroffen. Es wurde zwar schon lange vermutet, dass Männer anfälliger sind, doch der Grund blieb oft unklar.

Entzündungsreaktion und ihre Folgen für die Zahngesundheit


Zahnfleischerkrankungen, vorrangig durch Parodontitis, sind eine ernsthafte gesundheitliche Herausforderung. Die entzündlichen Prozesse, welche die Reaktion auf bakterielle Infektionen steuern, kosten ganze Zähne – vor allem im Fall von Männern. Die von den Wissenschaftlern untersuchten 6.200 biologischen Proben zeigen signifikant höhere Werte von IL-1β in der Gingivaflüssigkeit von Männern, im Vergleich zu Frauen.

Transformation der therapeutischen Ansätze


Julie Marchesan, eine der Forscherinnen, kündigte an, dass diese Erkenntnisse erhebliches Potenzial für unterschiedliche therapeutische Ansätze bieten. Die Forschung könnte maßgeschneiderte Behandlungen zur Bekämpfung von Zahnerkrankungen entwickeln – insbesondere für Männer. Vorherige Annahmen, dass das Inflammasom bei der Entwicklung von Entzündungen bei Männern und Frauen gleich wirkt, gelten nun als überholt.

Mäuseexperiment und geschlechtsspezifische Unterschiede


Die getesteten Tiere – männliche Mäuse wiesen eine höhere Sekretion von IL-1β auf als weibliche Mäuse. Das deutet darauf hin, dass die männliche Biologie eine entscheidende Rolle bei der Entzündungsreaktion spielt. Bei Mäusen mit entfernten Hoden hatte der Wirkstoff, der die IL-1β-Reaktion blockierte, keinen Effekt auf den entzündlichen Prozess.

Zukünftige Forschungen und deren Wichtigkeit


Obwohl die Auswirkungen auf menschliche Zähne bisher nicht nachgewiesen sind, könnte die Kontrolle der IL-1β-Werte neue Wege zur Intervention bieten. Ein gezieltes Eingreifen in die Immunantwort könnte helfen, Parodontalerkrankungen präventiv zu bekämpfen. Die Wissenschaftler hoffen, dass ihr Ansatz auch für das Verständnis der Erkrankung von Frauen fruchtbar sein wird.

Epidemiologische Daten zur Zahnfleischentzündung in den USA


Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC sind zwei von fünf Erwachsenen über 30 in den USA von einer Form der Parodontitis betroffen. Die Zahlen sind alarmierend – etwa jeder zweite Mann ist betroffen, im Gegensatz zu jeder dritten Frau. Der Altersfaktor spielt ebenfalls eine Rolle; 60 % der über 65-Jährigen sind betroffen.

Schlussfolgerung: Die Bedeutung der Geschlechterforschung in der Zahnmedizin


Die Forschungsergebnisse könnten nicht nur die Art und Weise verändern, wie medizinische Fachleute Zahnerkrankungen behandeln. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Differenzen in der Gesundheit verstärkt in Betracht zu ziehen. Die nächste Herausforderung besteht darin, effektive Behandlungen zu entwickeln, die die biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen berücksichtigen.


Quelle: University of North Carolina at Chapel Hill