Die Ursachen des Niedergangs der Harappan-Zivilisation: Eine Analyse jahrzehntelanger Dürren

Die Gründe hinter dem geheimnisvollen Verschwinden einer der fortschrittlichsten städtischen Zivilisationen der Antike wurden endlich aufgedeckt. Diese Zivilisation, bekannt als die Harappan-Zivilisation, war ein Zeitgenosse der Mesopotamier und Ägypter. Der Schlüssel zum Verständnis liegt in einer Serie schwerer, langanhaltender Dürreperioden. Vor mehr als 4.000 Jahren trockneten diese Dürreperioden die Flüsse im Industal aus. Diese Informationen stammen aus einer Studie, die in der Fachzeitschrift Communications Earth & Environment veröffentlicht wurde.

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Die Ursachen des Niedergangs der Harappan-Zivilisation: Eine Analyse jahrzehntelanger Dürren

von   Kategorie: Wissenschaft
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Umstrukturierung der Gesellschaft und Migration


Die Analyse der Forscher zeigt auf, dass diese Trockenzeiten die Gemeinschaften zwangen, ihre Lebensweise grundlegend zu ändern. Hiren Solanki – der Hauptautor der Studie – erklärte, dass die erstaunlichste Erkenntnis sei, dass der Rückgang der Harappan-Zivilisation nicht auf ein einzelnes katastrophales Ereignis zurückzuführen ist. Vielmehr handele es sich um wiederholte, langanhaltende Dürreperioden über Jahrhunderte hinweg. Diese Ereignisse führten zu massiven Umwälzungen in den sozialen Strukturen der Zivilisation.

Die Harappan-Zivilisation erlebte ihren Aufschwung vor etwa 5.000 Jahren. Sie erstreckte sich über die fruchtbaren Ebenen im Nordwesten Indiens und Pakistans. In ihrer Blütezeit zeichnete sich das Harappan-Volk durch gut geplante Städte aus, die über ein präzises Straßensystem und ein ausgeklügeltes Wassermanagement verfügten. Während dieser Zeit waren sie auch Pioniere in der Baumwollproduktion.

Dürre als multi-dimensionaler Faktor der Veränderung


Um den Niedergang der Harappan-Gesellschaft besser zu verstehen, führten die Forscher umfassende Analysen von Sedimenten in Seen, Höhlenablagerungen und anderen natürlichen Archiven durch. In Kombination mit modernen klimatischen Modellen konnte ein Bild entstehen, wie sich das Wasser im Industal vor etwa 3.000 Jahren bewegte. Die Ergebnisse zeigen, dass der Niedergang nicht auf eine einzige Dürre zurückzuführen ist. Stattdessen identifizierten die Forscher vier bedeutende Dürreperioden – D1, D2, D3 und D4.

Besonders gravierend waren die Dürre D2 und D3, die zwischen 102 und 164 Jahren andauerten. Über 90% des Gebietes der Indus-Region waren betroffen. Diese extremen klimatischen Bedingungen führten nicht zu einem sofortigen „Zusammenbruch“, sondern trugen zu einer schrittweisen Umstrukturierung und Migration der Gemeinschaften bei. Das Konzept der "Push-Pull"-Migration kommt hier ins Spiel. Der Rückgang des Wasserflusses des Indus zwang viele örtliche Communities zur Umsiedlung. Gleichzeitig boten die fruchtbaren Ebenen in den Ausläufern des Himalaya ein attraktives Ziel.

Ein Blick auf die Klimadynamik


Was hat letztlich die klimatischen Bedingungen verändert? Solanki beschreibt die Rolle der Ozeane im Pazifik und Nordatlantik. Diese großen Wasserflächen beeinflussen den indischen Monsun durch atmospärische „Televerbindungen“. Wenn der Pazifik sich in einem El Niño-ähnlichen Muster erwärmt, geschieht eine Abschwächung der Monsunzirkulation. Das bedeutet eine Reduzierung der sommerlichen Niederschläge über Südasien. Auch ein kühler Nordatlantik hat knifflige Auswirkungen – während der negativen Phase des atlantischen multidekadischen Oszillationsmusters (AMO) wird der Transport von Feuchtigkeit ins Monsunsystem unterdrückt.

Ursprünglich konnten winterliche Niederschläge die Auswirkungen der Dürre abfedern. Sie boten den Harappan während der Übergangszeit von der Früh- zur Reifeperiode Unterstützung. Doch in der späten Harappan-Periode wirkte sich die Abnahme der winterlichen Niederschläge stark negativ auf die Landwirtschaft in den zentralen Regionen aus. Dies führte zu einer Fragmentierung der großen städtischen Gebiete, was schließlich zu einer ländlichen Umsiedlung führte. Um das Jahr 1700 v. Chr. endete die bedeutende Harappan-Zeit.

Fazit: Eine Zivilisation unter Druck


Das Verschwinden der Harappan-Zivilisation ist ein eindringliches Beispiel dafür, wie komplex das Zusammenspiel von Klima, Landwirtschaft und urbaner Entwicklung ist. Diese Forschung eröffnet nicht nur neue Perspektiven auf derartige alte Zivilisationen sondern stellt auch Fragen zur Resilienz heutiger Gesellschaften gegenüber klimatischen Veränderungen.

Die Studie, an deren Erkenntnissen Hiren Solanki mitgewirkt hat, ist in Communications Earth & Environment veröffentlicht worden und bietet tiefe Einblicke in das faszinierende Zusammenspiel von Mensch und Natur.