Datenschutz: Spanner von oben

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 11. September 2010 .

  1. 11. September 2010
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14. April 2017
    Datenschutz: Spanner von oben

    Bild {img-src: http://www.spiegel.de/images/image-128559-panoV9-wgde.jpg}
    Fotostrecke: 4 Bilder​

    Nicht nur Google, auch der Staat sammelt eifrig Daten. Er handelt mit ihnen oder verschenkt sie - an Unternehmen, die damit Geschäfte machen.

    Es muss gute Sicht sein, wenn Ralf Benfers Piloten aufsteigen, um Deutschland abzulichten. Benfer, Inhaber der Firma Aerowest, hat in das Rumpfloch seiner nicht mehr ganz neuen zweimotorigen Cessna 404 Titan eine ausgeklügelte Teleoptik montieren lassen. Damit lassen sich aus ein paar tausend Meter Höhe Bilder machen, auf denen später etwa die Farbe der Shorts eines Freibadgastes zu erkennen ist, der auf dem Ein-Meter-Brett steht.

    Benfers Bilder sind begehrt. Nicht nur Google ist Kunde des Dortmunder Unternehmers. Für Makler und Dachdecker kombiniert Benfer Daten und bereitet gewünschte Dach- und Grundstücksgrößen auf. Einer der Hauptabnehmer jedoch ist der Staat. Ohne die Nachfrage von Ämtern und Kommunen käme Benfer kaum über die Runden.

    Sein neuestes Angebot ist besonders beliebt: Benfer bietet Städten ein Solarkataster an. Dafür werden alle Dächer dreidimensional auf ihre Eignung für eine Solaranlage untersucht und entsprechend markiert, inklusive störender Beschattung durch Bäume. Vor kurzem eröffnete Darmstadt sein Internetkataster, mit dem nun jeder die Solarneigung seines Nachbarn und den entsprechenden Neigungswinkel seines Dachs inspizieren kann.

    In Hamburg etwa nutzt der neue städtische Versorger Hamburg Energie das Kataster schon mal, um nach potentiellen Kunden mit großen Dächern zu suchen.

    In fast jeder Behörde fallen Informationen für Datenhändler ab

    Noch ungezwungener geht Rheinland-Pfalz mit den Daten seiner Bürger um. Während die SPD-Landesregierung Googles "Street View"-Filmerei als teils rechtswidrig verdammte, sieht man es bei den gerade mit Laserstrahlen aus der Luft vermessenen Dächern im Rhein-Hunsrück-Kreis nicht so eng. Der Kreis soll mit seiner Aktion der "1000 Dächer" Modell für andere Regionen werden. Bevor die Daten aber 2011 öffentlich gemacht werden, sollten exklusiv nur die "Projektpartner" darauf zugreifen können: die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken und Handwerksbetriebe, die potentiellen Kunden vorab schon mal Angebote machen können. Über 40.000 Euro ließen sich Banken den Vorab-Datenzugriff kosten. Zwar äußerte der Landesdatenschutzbeauftragte Bedenken - die eigenen Kunden dürfen die Banken aber immer noch exklusiv mit Angeboten überschütten.

    Dealt der Staat mit Daten, scheint der Zweck alle Mittel zu heiligen. In fast jeder Behörde fallen nützliche Informationen für Datenhändler ab.

    Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) etwa bietet für rund 10.000 Euro aufwärts Datensätze an, in denen die Fahrzeugpräferenzen von 150 Haushalten bis hin zu Hubraum und Reifengröße erfasst sind. Kauft man sich bei Adresshändlern weitere Daten der Gegend hinzu, kann ein geografisches Raster gebaut werden. Es spuckt dann nicht nur aus, welche Autos in einem bestimmten Hamburger Wohnblock gefahren werden, sondern liefert etwa auch die dortige Kreditwürdigkeit mit.

    Vor wenigen Jahren war das KBA noch freigebiger: Das Amt hatte sogar Mikrozellen von nur 20 Haushalten im Angebot - bis der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar einschritt: "Das war zu individualisierbar."

    Schaar sieht die "Verknüpfung personenbezogener Daten mit geografischen Angaben" kritisch. Sie ist der Traum von Marketingstrategen - und der Alptraum von Datenschützern.

    Die Beschattung von oben nimmt zu

    "Heute kann doch jeder mit zwei, drei Klicks auf Diensten wie Klicktel eine Katasteradresse mit einem Namen verknüpfen", sagt Schaars Kollege Thilo Weichert, oberster Datenschützer in Schleswig-Holstein. Weichert stoppte deshalb gerade das geplante Solarkataster der Stadt Kiel, was ihm bei seinen grünen Parteifreunden viel Ärger einbrachte. Personenbezogene Daten ohne Einwilligung zu veröffentlichen gehe nicht, so Weichert. "Weder der Staat noch Firmen wie Google sollten naiver tun, als sie sind."

    Die zunehmende Beschattung von oben sieht Weichert kritisch. Jedes Jahr lässt das Landesvermessungsamt etwa ein Drittel des Landes abfliegen und fotografieren. Sicher, auch Subventionsbetrug in der Landwirtschaft lässt sich so ermitteln - aber Luftbilder und Georeferenzdaten sind auch gut zu verkaufen: 100.000 Euro kosten etwa die genauen Hauskoordinaten von ganz Deutschland. Wer sie veredelt und die Hausdaten etwa mit Kfz-Infos anreichert und daraus neue Karten erstellt, muss noch mehr zahlen.

    Meistens aber ist der Staat relativ freigebig mit seinem Sammelsurium, viele Daten gibt es sogar umsonst. Interessante Informationen für Geomarketing liefere etwa die Bundesagentur für Arbeit, sagt Ernest McCutcheon, Chef des Kartenspezialisten DDS Digital Data Services. Bis auf Gemeindeebene seien dort Erwerbs- und Pendlerstatistiken abrufbar. "Damit lässt sich feststellen, welche Gemeinden wirtschaftlich stärker sind als andere und wo genau sich etwa die Eröffnung einer Bankfiliale lohnen könnte."

    Vielen geht die staatliche Sammelei zu weit

    Adresshändler zapfen zudem gern das Wissen des Statistischen Bundesamts und der Landesämter an. Sehr nützlich ist auch der Mikrozensus, eine regelmäßige Befragung von einem Prozent der deutschen Haushalte. Bei Kinderzahl und Konfession besteht gesetzliche Auskunftspflicht, Angaben zum Rauchverhalten und der Neigung zu Diäten sind freiwillig.

    Wenn Unternehmen wie der Adressbroker Schober Group ("The future of targeting") diese Daten dann mit den eigenen digitalen Karten und Plänen unterlegen und verschneiden, kann man in Deutschland hineinzoomen "wie der Spanner mit dem Fernglas an einem FKK-Strand" ("Die Zeit").

    Die feinen Selektionsraster nutzen auch Auskunfteien - was Kunden mitunter bitter zu spüren bekamen: Wohnten sie in Problemvierteln, dann sank ihr Scoring-Wert - und es stieg das Risiko, keinen Kredit zu bekommen. In den USA führten solche virtuellen Bonitätsberechnungen zum sogenannten Redlining - dem Markieren von Wohngebieten, die wirtschaftlich dadurch quasi zum Ghetto gestempelt wurden.

    Obwohl das Datenschutzgesetz inzwischen das Geoscoring stark eingeschränkt hat und den Bürgern mehr Auskunftsrecht einräumt, geht vielen die staatliche Sammelei zu weit - selbst wenn es sich nur um erneuerbare Energien handelt. "Ich will nicht, dass mir mit staatlicher Hilfe mein fotografiertes Dach und dessen Solareignung als Angebot ins Haus flattert", sagt Gerhard Baum. Dem Staat empfiehlt der Ex-Innenminister daher dringend "mehr Datenaskese".


    quelle: Spiegel Online
     
  2. 11. September 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    ja und?

    die dürfen gerne meine eier fotografieren wenn sie die sehen wollen

    mich persönlich interessiert mich das die nuss!
     
  3. 11. September 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    Sprach die Youtube-Generation.

    Meiner Meinung nach ein Armutszeugnis, wenn man keine schützenswerten Aspekte in seinem Privatleben hat.
     
  4. 11. September 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    mir fällt irgentwie nur noch armselig ein :x

    was soll der scheiß den bitte schön das ist mein leben und ob ich meine Freundinn auf der Terrase vögel und welches Kondom ich dabei benutze geht nur mich was an nicht Durex :x
     
  5. 11. September 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    --> der gläserne Bprger wird kommen wenn das so weiter geht...

    Ich will nur Infos Im netz sehen die ich selber verbreitet hab (--> loka/facebook)
    Der Rest ist einfach nur Stalking, Extremes Stören der Privatshäre und Paparazzi!

    Wenn die uns schon fotografieren sollen die uns 1. fragen 2. geld dafür geben , weil die an uns ja verdienen .. insofern finde ich es ein Urheberrechtsverletzung!

    MFG.: Swoos
     
  6. 11. September 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    Jemanden auf sein Alter zu reduzieren ist etwa so sinnvoll, wie eine (Aus-)Sortierung mehrerer Personen anhand ihres Glaubens...
    Dem zweiten Satz stimme ich zu ...
     
  7. 12. September 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    naja nicht ganz. die heutige generation kann man schon "youtube generation" sowie "facebook generation" nennen. so viele daten die diese user von sich preis geben...

    mich persönlich nervt es. ich weiß ja nicht ob dieser user da oben überhaupt eine vorstellung hat aber naja...fängt schon mit werbeanrufe morgens und abends an wo man mir irgendwelche verträge aufschwatzen will die ich zu gesagt habe.

    das sind ja nur kleinigkeiten. ich frag mich wie es die freundinn von dem user finden würde wenn sie wüsste, dass der staat über ihre sexuellen praktiken bescheid weiß.

    @ ^and what ever:

    hast du eine freundinn? schluckt sie gerne? wie genau nimmt sie deinen penis in den mund? eher so einfach nur mittig oder so links und rechts an die backe?

    ----------------------------

    mods bitte nicht verwarnen und auch nicht löschen....wäre recht interessant zu sehen wie egal es ihm ist wenn jeder darüber bescheid weiß
     
  8. 12. September 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    ich finde da muss man differenzieren.
    und zwar zwischen "normalen" personenbezogenen daten und vertraulichen daten.

    welche dachfläche ich hab kann jeder sehen, der an meinem haus vorbeiläuft. warum also sollte es mich stören, wenn es jemand aus der luft macht.

    welche autos in welchen stadtvierteln gefahren werden kann man auch sehen, wenn man einfach durchläuft.


    daten, die jeder mensch ohne probleme durch einfaches "hinsehen" bekommen kann sind für mich in dieser hinsicht nicht kritisch.
    manche unternehmen machen sich die arbeit nur leicht und nutzen z.b. technik dazu...

    aber vertrauliche daten, wie z.b. mein surfverhalten oder meine bonität, sehe ich dann schon als schützenswürdig an.
     
  9. 13. September 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    Spoiler

    Es ist vollkommen in Ordnung das jemand diese Daten bekommen kann, indem er sie selbst vor Ort sammelt.
    In Ordnung ist aber nicht, dass weltweit jeder diese Daten per Klick zu Verfügung gestellt bekommt.
    Man muss das ganze in einem größeren Rahmen sehen.

    Ich persönlich finde es erstaunlich wie wenig Möglichkeiten man hat die Daten die über einen, seien sie anonym oder nicht, gesammelt wurden bzw. gespeichert sind.
    Auch wenns jetzt kostenlos ist an die Daten der Schufa zB zu kommen, ist es doch trotzdem umständlich. Und wenn der Datensatz geändert wird bekomme ich auch keine Nachricht, sondern muss 1 Jahr warten um es wieder abrufen zu können.
    Und die Schufa bewertet auch das Wohngebiet.
    Mit Hilfe solcher Aufnahmen lässt sich dann auch feststellen wie modern man wohnt, zB im Winter an der Isolierung.
    Oder ob ein Pool im Garten steht etc.
     
  10. 13. September 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    hab den artikel im siegel gelesen und hab mich schon ein wenig aufgeregt. denn gerade die regierung hackt die ganze zeit auf diesem "bösen" google herum, dabei ist sie selbst kein deut besser!!!

    google macht mit den daten immerhin keine solche . die regierung hat soviele daten, die kann anhand dieser ohne probleme regionen erkennen die weniger kreditwürdig sind als andere. also alles pro gläserner bürger. ich glaub der regierung gar nichts mehr ... alle verlogen :'(
     
  11. 15. September 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    Ich stelle mein Hausdach, den Vorgarten und die Garage unter mein alleinigen Urheberrecht. Werd wohl paar Striche auf dem Dach anbringen und das ganze als künstlerisch wertvolles Irgendwas schützen lassen.


    Sobald die erste Einladung ins Haus kommt schaue ich mir das Angebot von meiner Bank an und heuer dann die Abmahnanwälte an, da hier eindeutig wissentlich Geschützes Material weiterbenutzt wird.
     
  12. 3. Oktober 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    hab ich ja schon immer gesagt.. wer sich über google beschwert sollte sich mal den deutschen staat angucken. das ist google nen witz gegen.
     
  13. 3. Oktober 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    auch wenn die idee selten dämlich klingt.....bewertung hast du bekommen!

    solche aktionen würden 2 fliegen mit einer klatsche erwischen.


    das erinnert mich an die aktion von vor paar jahren wo arcor user nicht auf you kam weil arcor dies gesperrt hat. nur mit einer einverständnis wurde man reingelassen. danach gab es klagen, dass man google verbieten sollte, weil man dadurch s finden kann. dies wurd danach so lächerlich, dass das ganze thema einfach so unterm teppich gefegt wurde.
     
  14. 3. Oktober 2010
    AW: Datenschutz: Spanner von oben

    Blabla Datenschutzgesetz alles drum und dran.
    Jeder soll sich dran halten, aber der Deutsche Staat, der darf ja alles.
    Uns fotografieren, Daten weiterverkaufen oder verschenken.
    Macht Google sowas, wird gleich rumgemotzt.

    ...Überwachunsstaat

    Am besten verkriecht man sich unter der Erde, wie die Nerds xD
    Solche hat man ja auch noch nie auf Fotos gesehen ^^
     
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