Tau-Proteine: Der Feind im Gehirn
Seit einigen Jahren ist bekannt, dass abnormale Ansammlungen von Tau-Proteinen als Hauptmerkmal der Alzheimer-Krankheit gelten. Diese Proteine sind in gesunden Gehirnen dafür verantwortlich, Mikrotubuli zu stabilisieren. Mikrotubuli sind essenzielle Strukturen für die Zellen. Sie unterstützen den Nährstofftransport und die Zellstruktur. Bei einer Fehlfaltung hingegen bilden sich neurofibrilläre Tangles. Diese stören die Funktion der Neuronen. Sie tragen zur kognitiven Verschlechterung bei.
Vorangegangene Forschungen erkennen ein „Seeding“-Mechanismus. Toxische Tau-Samen entweichen aus den Zellen in die extrazelluläre Umgebung. Dort verbreiten sie sich weiter. Unbekannt war jedoch, wie innere, intrazelluläre Tau-Peptide gezielt behandelt werden können. Die gängigen Immuntherapien versagen oft bei dieser Herausforderung.
Das innovative Nasenspray: TTCM2 und seine Wirkung
Die neu entwickelte Therapie mit dem spezifischen monoklonalen Antikörper TTCM2 zeigt vielversprechende Fortschritte. Dieser Antikörper zielt gezielt auf krankheitsrelevante Tau-Agregate ab. Geladen in Micellen – Partikel mit sowohl hydrophilen als auch lipophilen Eigenschaften – gelangt die Behandlung schnell über den Nase-Hirn-Weg direkt ins Gehirn. Dies umgeht die sogenannte Blut-Hirn-Schranke vollständig.
In Experimenten erhielten genetisch veränderte Mäuse mit menschlichem Tau eine intranasale Dosis von TTCM2. Nach nur drei Stunden wurde der Antikörper in verschiedenen Bereichen des Gehirns, einschließlich der intrazellulären Kompartimente, verteilt. Die gezielte Störung und Eliminierung der toxischen Tau-Aggregate führte zu signifikanten Verbesserungen im Gedächtnis.
Ergebnisse und Bedeutung für die Forschung
Die Verhaltensuntersuchungen zeigten, dass die mit TTCM2 behandelten Mäuse „deutlich besser“ abschnitten. Dies lässt darauf schließen, dass die Behandlung die kurzfristige Gedächtnisschwäche bei fortgeschrittenen Tau-Aggregaten lindert. Außerdem gab es einen Anstieg von Biomarkern im Hippocampus, der für Gedächtnisbildung und kognitive Funktionen entscheidend ist. TTMC2 interagiert mit dem intrazellulären Antikörperrezeptor TRIM21, was den Abbau von bundierten Tau-Aggregaten fördert.
Perspektiven für die Zukunft der Alzheimer-Therapie
Das Team um Dr. Rakez Kayed sieht in dieser Methode großes Potenzial. “Dieser Ansatz könnte nicht nur die Wirksamkeit der therapeutischen Antikörper verbessern, sondern auch die Clearance von Tau-Aggregaten und somit die kognitiven Funktionen”, erklärt Kayed. Die Fortschritte in der Forschung bedeuten Hoffnung für Millionen Menschen, die unter Alzheimer und verwandten Erkrankungen leiden.
Geplant sind nun präklinische Versuche, gefolgt von klinischen Studien am Menschen. Die Wissenschaftler haben sich zum Ziel gesetzt, diese vielversprechenden Ergebnisse in praktikable Therapieoptionen umzusetzen.
Fazit: Ein neues Licht auf Alzheimer?
Die Forschung zeigt: Ein einfacher Nasenspray könnte ein revolutionärer Schritt in der Alzheimer-Behandlung sein. Durch gezielte Angriffe auf Tau-Proteine können kognitive Fähigkeiten möglicherweise erhalten bleiben. Das ist eine aufregende Entwicklung, die nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für Betroffene von Bedeutung ist. Der Weg zur klinischen Implementierung ist noch lang. Die ersten Ergebnisse sind jedoch ein Zeichen der Hoffnung für alle, die an dieser schrecklichen Krankheit leiden.
Quelle: Sagar Gaikwad et al., Nasal tau immunotherapy clears intracellular tau pathology and improves cognitive functions in aged tauopathy mice.Sci. Transl. Med. 16, eadj5958(2024). DOI:10.1126/scitranslmed.adj5958