Helles Licht in der Nacht: Eine Bedrohung für das Herz?

Die Ergebnisse einer umfassenden Studie, die 13 Millionen Stunden Lichtdaten untersucht hat, deuten auf eine beunruhigende Erkenntnis hin – helles Licht während der Nacht kann das Risiko für Herzkrankheiten erheblich erhöhen. Besonders stark ausgeprägt ist dieser Effekt bei jüngeren Erwachsenen. Diese Forschung, die von Wissenschaftlern der Flinders University in Australien durchgeführt wurde, könnte weitreichende Konsequenzen für die Gesundheit haben.

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Helles Licht in der Nacht: Eine Bedrohung für das Herz?

von   Kategorie: Ratgeber & Wissen
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Studie zur Lichtaussetzung und Herzgesundheit


Die Forscher untersuchten 88.905 Personen ab 40 Jahren über einen Zeitraum von 9,5 Jahren. Alle Teilnehmer stammten aus dem UK Biobank-Projekt, das medizinische Daten von einer halben Million Freiwilligen umfasst. Sensoren, die an den Handgelenken getragen wurden, erfassten die Menge des täglichen Lichts, dem die Teilnehmer ausgesetzt waren. Die Analyse der über 13 Millionen Stunden Lichtdaten und die Berücksichtigung von Herzgesundheitsfaktoren wie Bewegung, Ernährung und genetische Veranlagung ergaben alarmierende Einsichten.

Die Gefahren des nächtlichen Lichts


Von den Ergebnissen sticht hervor, dass Personen, die in den Nachtstunden von 12:30 bis 6:00 Uhr der hellsten Lichtaussetzung ausgesetzt waren, ein 56% höheres Risiko für Herzinsuffizienz und eine 47% Erhöhung der Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts aufwiesen im Vergleich zu denen mit der geringsten Lichtaussetzung. Diese Studie stellt die erste ihrer Art dar, die zeigt, dass die bloße Exposition gegenüber Licht in der Nacht ein bedeutender Risikofaktor für Herzkrankheiten ist. Dr. Daniel Windred, der Hauptautor der Studie, betont, wie wichtig es ist, die innere circadiane Uhr zu beachten.

Um die Lichtaussetzung zu klassifizieren, wurde die Gruppe in Prozentwerte unterteilt, basierend auf den Lichtwerten in Lux – einer Einheit zur Messung der Lichtintensität. Ein dunkler Nachthimmel bezeichnet weniger als 0,01 Lux, ein schwach beleuchteter Raum etwa 5 Lux und ein stark erhellter Raum kann über 100 Lux liegen. Teilnehmer mit einer medianen nächtlichen Lichtaussetzung von 0,62 Lux wurden im unteren 50. Percentil platziert, während die mit einer medianen Aussetzung von 105,3 Lux im oberen 91. bis 100. Percentil landeten und die schlechtesten gesundheitlichen Ergebnisse aufwiesen.

Jugendliche und Frauen besonders betroffen

Eine stärkere Korrelation zwischen nächtlicher Lichtaussetzung und Herzschäden wurde besonders bei jüngeren Teilnehmern sowie bei Frauen festgestellt. Sean Cain, der senior co-author der Studie, erklärt, dass Frauen empfindlicher auf die Auswirkungen von Licht reagieren, das ihren natürlichen Rhythmus stört. Dies unterstützt frühere Forschungsergebnisse. Interessanterweise wiesen Frauen, die hohen Lichtmengen in der Nacht ausgesetzt waren, ähnliche Risiken für Herzinsuffizienz auf wie Männer.

Schutz durch Tageslicht: Ein Lichtblick für die Herzgesundheit


Erstaunlich ist, dass jene Personen, die tagsüber viel Helligkeit ausgesetzt waren, kardiovaskuläre Vorteile verzeichneten. Vor der Anpassung an Lebensstilvariablen verringerten helle Tageslichtverhältnisse das Risiko für koronare Herzkrankheiten um 13%, die Wahrscheinlichkeit einer Herzinsuffizienz um 28% und das Schlaganfallrisiko um 27%. Diese positiven Effekte schwächten sich etwas ab, wenn der Lebensstil, etwa sportliche Aktivitäten, in Betracht gezogen wurde.

Die vorhergehende Forschung der Wissenschaftler von Flinders zeigt, dass Personen mit dem größten Tageslichtexpositionen ein 17-34% reduziertes Sterberisiko hatten, während die mit den höchsten nächtlichen Lichtmengen ein erhöhtes Risiko von 21-34% aufwiesen. Eine weitere Studie der Universität zeigt zudem, dass nächtliches Licht das Risiko für Typ-2-Diabetes um bis zu 67% steigern kann.

Handlungsbedarf: Licht und unsere biologische Uhr


Die Forscher fordern nun weitere Untersuchungen sowie Leitlinien bezüglich des Lichtniveaus in Wohnungen, Krankenhäusern und Städten, um die Auswirkungen auf unsere kardiovaskulären Systeme zu minimieren. Professor Cain schließt: „Wir müssen unsere Körperuhren ernst nehmen. Den Schutz unserer natürlichen Schlafrhythmen betrachten wir als wichtigen Schritt im Kampf gegen Herzkrankheiten.“

Die bedeutende Studie wurde im JAMA Network Open veröffentlicht.

Quelle: Flinders University