Versorgungszentren in ländlichen Regionen
Der Einsatz der Checkup-Box sollte nicht auf Facharztpraxen beschränkt sein. Ideal wäre der Einsatz in ländlichen Versorgungszentren, wo oft ein akuter Fachärztemangel herrscht. Die behandelnde Ärztin oder der Arzt hat die Möglichkeit, die Bilder in kürzester Zeit auszuwerten – unabhängig vom Standort. Das ist ein entscheidender Vorteil in Arztpraxen auf dem Land, wo dermatologische Fachkräfte häufig rar gesät sind.
Künstliche Intelligenz zur Diagnoseunterstützung
Im Kern der Checkup-Box steckt eine Künstliche Intelligenz (KI). Diese Technologie ermöglicht einen Vergleich der aufgenommenen Hautbilder mit einer umfassenden Datenbank, die verschiedene Hautkrebsarten umfasst. Es folgt die Kennzeichnung verdächtiger Stellen auf den Monitoren, während die Ärzte vor Ort spezifische Anweisungen geben können, um weitere Untersuchungen durchzuführen. Ein Auflichtmikroskop kommt zum Einsatz, das tiefere Hautschichten analysiert.
Mit einer Vielzahl von Daten aus ihrer Datenbank berechnet die KI die Wahrscheinlichkeit für verschiedene Arten von Hautkrebs und liefert eine Gesamtwahrscheinlichkeit für das Vorliegen der Erkrankung. Dennoch bleibt zu erwähnen, dass die Genauigkeit nicht immer gewährleistet ist. Cecilia Dietrich, eine erfahrene Hautärztin, weist darauf hin: „Die KI ist besonders gut bei pigmentierten Läsionen, also beim schwarzen Hautkrebs. Aber es existieren noch andere Hautkrebsarten. Hier ist die Expertise eines erfahrenen Dermatologen oft entscheidend.“
Der Nutzen der KI in der dermatologischen Praxis
Die KI-Funktionalität trägt zur Erleichterung des Diagnoseprozesses bei, auch wenn die Ergebnisse manchmal von den Einschätzungen des Arztes abweichen. Das System „Checkup-Box“ startet bald in München und wird voraussichtlich auch in Ampfing zur Verfügung stehen. Interessanterweise deckt die private Krankenversicherung die Kosten für die Behandlung, während gesetzlich Versicherte 150 Euro bezahlen müssen.
Wissenschaftliche Begutachtung der Technologie
Wilhelm Stolz von der Ludwig-Maximilians-Universität wird die Einführung dieser bahnbrechenden Technologie wissenschaftlich begleiten. In zwei Jahren solle eine umfassende Evaluation zur Effizienz und Zuverlässigkeit der KI-Technologie vorliegen. Stolz betont die Relevanz: „Wir streben an, die Versorgungsqualität für die Bevölkerung insgesamt zu verbessern, insbesondere in Regionen mit einem Mangel an Dermatologen.“
Anstieg der Hautkrebsbehandlungen in der Bevölkerung
Die Anzahl der Behandlungen aufgrund von Hautkrebs steigt kontinuierlich. Dies hat mehrere Gründe – eine der Hauptursachen ist das Alter. Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter, was den größten Risikofaktor für Krebs darstellt. Außerdem gibt es eine Generation, die in den 70er- und 80er-Jahren oft ohne Sonnenschutzlicht den Strahlen der Sonne ausgesetzt war. Alte Sonnencremes boten oft unzureichenden Schutz. Zudem gibt es heute einen intensiveren Screeningprozess – wer sucht, findet auch mehr.
Erkenntnisse aus der aktuellen Forschung
Eine Untersuchung aus den USA, die auch Daten aus Deutschland analysierte, kam zu dem Ergebnis, dass zwar die Früherkennung einen Einfluss auf den Behandlungserfolg hat, aber die Sterblichkeit insgesamt nicht signifikant verringert werden kann. Stolz sieht dennoch keinen Grund, das Screening abzubrechen. „Früherkennung macht die Behandlungen für die Patienten weniger belastend. Kleine, schmerzärmere Operationen sind meist das Ergebnis einer frühen Diagnose.“
Die Bedeutung von UV-Schutz
Trotz der Fortschritte im Screening und in der Diagnose bleibt der effektivste Schutz vor Hautkrebs der Verzicht auf direkte UV-Bestrahlung. Dies beinhaltet den gänzlichen Verzicht auf Solarien und das Sonnenbaden. Der Einsatz von Sonnenschutzmitteln und das Tragen schützender Kleidung sind unabdingbar für die Prävention.