#1 15. Januar 2025 Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. Januar 2025 Krankschreiben – Ein nationales Phänomen? Auf den verschiedenen Plattformen äußern sich viele Nutzer über das Phänomen der hohen Krankenstände in Deutschland. Der Nutzer "motzer" beschreibt dabei einen Systemwechsel – von einem Exportweltmeister zu einem "Weltmeister der Krankheitstage". Dies bringt die Frage auf, ob sich Deutsche im internationalen Vergleich tatsächlich am häufigsten krankschreiben lassen. Das Statistische Bundesamt berichtete, dass im Jahr 2023 der durchschnittliche deutsche Mitarbeiter 15,1 Tage krank war. Ein Vergleich mit anderen Ländern ist allerdings schwer. Laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW gibt es in Deutschland keine einheitliche Datenbasis für eine präzise Erfassung der Fehlzeiten. Trotzdem ist klar, Deutschland zählt zu den Spitzenreitern in Bezug auf Fehlzeiten. Anstieg der Fehltage seit 2022 Eine interessante Entwicklung ist der Anstieg der Fehltage seit 2021. Damals konnten nur 11,2 Tage verzeichnet werden. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, führt eine wesentliche Ursache auf die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) zurück. Vorher hatten viele Arbeitnehmer möglicherweise die Papierform nicht zu den Krankenkassen gebracht – einige warfen diese einfach weg. Nicolas Ziebarth vom ZEW weist darauf hin, dass seit der COVID-19-Pandemie Arbeitnehmer vermehrt krank zu Hause bleiben, statt mit Erkältungen zur Arbeit zu gehen. Die Sensibilität gegenüber Atemwegserkrankungen hat zugenommen, sodass die Fehlzeiten gestiegen sind. Karenztage: Ein kritischer Blick auf den Vorschlag von Allianz-Chef Bäte Der Vorschlag, Karenztage einzuführen, stößt auf widersprüchliche Meinungen. Nicolas Ziebarth äußert sich skeptisch. Wissenschaftliche Grundlagen fehlen gänzlich. Fraglich bleibt, ob durch die Streichung eines Tages tatsächlich die Zahl der Fehltage zurückgeht. In Wirklichkeit könnte es dazu kommen, dass Arbeitnehmer sich lieber länger krankschreiben. Das hohe Risiko eines Rückfalls wäre eine mögliche Erklärung. Dies könnte schließlich die Folgekosten für Unternehmen erhöhen – vor allem durch die Ansteckungsgefahr anderer Mitarbeiter. Alternative Ansätze zur Senkung der Krankenstände Einerseits wird in Deutschland tatsächlich Handlungsbedarf gesehen. Andererseits kann Druck nicht die Lösung sein. Ein Beispiel liefert der Autohersteller Tesla, der Führungskräfte beauftragt hat, zur Kontrolle von Mitarbeitenden. Solche Maßnahmen könnten rechtlich problematisch sein. Nicolas Ziebarth schlägt alternative, motivierende Ansätze vor. In skandinavischen Ländern sind Teilkrankschreibungen weit verbreitet. Ein Mitarbeiter, der sich unwohl fühlt, kann beispielsweise nur vier Stunden arbeiten und hat dennoch die Flexibilität, sich zu erholen. Diese Methode hat sich als positiv erwiesen und könnte auch in Deutschland Anwendung finden. Die Idee von Belohnung anstelle von Bestrafung für wenig fehleranfällige Mitarbeiter ist ein weiterer Vorschlag von Ziebarth. Dies könnte ein positives Zeichen für Angestellte setzen und zur Vereinfachung der Lohnfortzahlung beitragen. Der Anreiz, selten Fehlzeiten zu haben, könnte so etabliert werden. Fazit: Die Diskussion bleibt spannend Alle in den Raum geworfenen Vorschläge sowie Kritiken an der gegenwärtigen Situation machen deutlich: Der Paradigmenwechsel im Umgang mit der Gesundheit am Arbeitsplatz braucht Zeit. Die Diskussion rund um Karenztage wird somit auch in Zukunft ein relevantes Thema bleiben. Ein ausgewogener Umgang ist essentiell, um sowohl den Bedürfnissen der Arbeitnehmer als auch den Anforderungen der Arbeitgeber gerecht zu werden. + Multi-Zitat Zitieren