Made in Europa: Alternativen zu elektronischen US-Produkten

Die Wirtschaftsbeziehungen auf internationaler Ebene erfahren gerade in der zweiten Amtszeit von Donald Trump umfassende Veränderungen. Mit einer strengen Zollpolitik versucht der US-Präsident, vermeintliche Ungerechtigkeiten zu beseitigen. So möchte er US-Unternehmen im globalen Wettbewerb eine stärkere Position ermöglichen. Diese Strategie schafft in anderen Teilen der Welt Unverständnis und Gegenreaktionen. Eine Antwort darauf kommt aus der Europäischen Union (EU), die mit der Initiative “Go European” auf die Trump-Doktrin “Make America great again” reagiert. Die Bürger der EU werden angeregt, verstärkt auf Produkte, die in Europa hergestellt werden, zu achten.

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Made in Europa: Alternativen zu elektronischen US-Produkten

22. Mai 2025 von   Kategorie: Wirtschaft
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Echte Alternativen oder nur ein Traum?


Die Frage bleibt, ob ein Verzicht auf US-amerikanische Produkte realistisch ist. Ist unsere Abhängigkeit tatsächlich so groß, wie oft angenommen wird? Vor allem im Bereich der Hardware gibt es differenzierte Einsichten.

Prozessoren: Die Hoffnungen der EU auf RISC


US-Technologiekonzerne betonen oft ihre Marktführerschaft, dennoch ist ihre Macht aufgrund globalisierter Produktionsprozesse begrenzt. Die aktuellen CPUs stammen zumeist von Unternehmen wie AMD, Intel und Qualcomm. In der Grafikkartenbranche bleibt Nvidia ein zentraler Akteur. Einige Gerüchte besagen, dass Mediatek aus Taiwan versuchen könnte auf die Spuren dieser marktführenden Unternehmen zu treten. Im Hintergrund bleibt jedoch ein wichtiger Fakt bestehen: Die Baupläne für ARM-Prozessoren stammen aus Europa. Britische Entwickler arbeiten an der Weiterentwicklung dieser Technologie und treiben Konzepte voran, die in SoCs (System-on-a-Chip) kleinerer ARM-Chip-Hersteller integriert werden.

Ein Hoffnungsschimmer könnte die RISC-V-Architektur sein. Entwickler können diese Architektur lizenzfrei nutzen. Erste Modelle, wie das Framework 13, sind bereits für Notebooks verfügbar. Die EU sieht in dieser Technologie Potenzial und fördert deren Entwicklung innerhalb ihrer Grenzen. Jedoch muss auch anerkannt werden, dass deren Leistungsfähigkeit derzeit noch begrenzt ist.

Desktop-PC: US-Technologie im Fokus?


Der klassische Desktop-PC stellt sich als eine solide Grundlage dar, um weitgehend auf US-Technik zu verzichten. Die meisten anderen Komponenten werden nicht nur in Asien gefertigt, einige stammen sogar aus europäischen Entwicklermärkten. Die Datenspeicher-Hardware kommt von Unternehmen wie Kioxia, SK Hynix oder Samsung. Auch Mainboards werden in asiatischen Fabriken produziert, wobei Namen wie ASUS, MSI oder Elitegroup genannt werden.

Einige Teile hingegen können auch in Europa bezogen werden. Gehäuse, Kühlsysteme oder Netzteile entwickeln Marken wie be quiet! und Arctic Cooling. Diese Firmen haben sich auf hochwertige PC-Komponenten spezialisiert. Arctic Cooling bietet nicht nur Kühllösungen an – sie vertreibt auch PC-Halterungen, die unter einer Schreibtischplatte montiert werden können. Dennoch bleibt die Formulierung vage – ob diese Produkte tatsächlich lokal in Europa hergestellt werden.

Peripherie aus Deutschland: Eine positive Perspektive


Im Bereich der PC-Peripherie steht Europa etwas besser da. Logitech aus der Schweiz ist bekannt für seine Computer-Mäuse. Darüber hinaus bietet der Hersteller ein umfangreiches Sortiment an Headsets, Kameras und weiteren Geräten. Cherry, obgleich der Name nicht typisch deutsch klingt, gehört weltweit zu den Spezialisten für mechanische Tastatur-Switches. Auch in diesem Bereich ist vieles in asiatischen Fabriken hergestellt.

Europäische Notebooks: Konkurrenz im goldenen Zeitalter?


Auch im Notebook-Segment gibt es europäische Anbieter, die sich gegen die großen US-Marken wie Apple, Dell oder HP behaupten möchten. Der Leipziger Entwickler Schenker produziert Notebooks, die aufgrund ihrer hohen Qualität bekannt sind. Auch die Marke XMG hat unter Gamern großen Anklang gefunden. Besonders hervorzuheben ist Tuxedo, der sich an Linux-Enthusiasten richtet und Geräte anbietet, die ohne amerikanische Software auskommen.

Das Sortiment der Wortmann AG kapiert nicht nur Notebooks, sondern deckt nahezu alle IT-Bedürfnisse ab. Von einfachen Desktop-PCs über Monitore bis hin zu professionellen Speicherlösungen und Servern – alles wird angeboten. Es ist wichtig zu beachten, dass die Fertigung in Asien erfolgt. OEM-Hersteller produzieren nach den Vorgaben dieser Unternehmen, oder es werden Original Design Manufacturers (ODM) beauftragt, die bereits fertige Konzepte anbieten. Diese Hersteller müssen meist jedoch noch Softwareanpassungen vornehmen.

Wer auf der Suche nach einem in Europa gefertigten Notebook ist, wird ebenfalls fündig, muss jedoch Kompromisse eingehen. Panasonic produziert spezielle Toughbooks im britischen Cardiff.

Smartphones und Tablets: Ein Schwinden der hiesigen Hersteller


Im mobilen Bereich ähnelt die Situation der bei Notebooks. Einst galt Nokia als Marktführer – heute sieht es mau aus. Einige spanische Hersteller wie BQ sind mittlerweile vom Markt verschwunden. Der französische Hersteller Archos war 2014 auf der Cebit ein gefeierter Apple-Konkurrent, doch die heutigen Produkte bleiben hinter den hohen Erwartungen zurück.

Der aus Finnland stammende Hersteller HMD nutzt zwar immer noch den Namen Nokia, hat jedoch die Lizenzkosten gespart. Dabei wird das einfache Feature Phone nur noch unter diesem alten Namen verkauft.

Gigaset versucht, dem sinkenden Interesse an DECT-Telefonen mit Fokus auf Smartphones und Mobilgeräte zu begegnen. Dabei konzentriert sich der Hersteller vermehrt auf Nischenprodukte. Die neuen Modelle tragen den Namenszusatz “Rugged” und sollen unter schwierigen Bedingungen überzeugen.

Spezialisten wie Fairphone treten als Vorreiter auf, wenn es um nachhaltige Smartphones geht. Ihre Geräte sind einfach zu reparieren. Shiftphone ist ein deutscher Hersteller, der diesem Prinzip folgt und seinen Nutzern ein breites Angebot an Ersatzteilen zur Verfügung stellt.

Ein weiteres Problem bleibt die enge Verknüpfung von Hardware und Software bei modernen Mobilgeräten. Der Umgang mit Änderungen erfordert oft ein hohes Maß an Fachwissen.

Fazit: Ein notwendiger Schritt?


Die Bestrebungen, auf europäische Produkte umzuschwenken, sind sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch bleibt abzuwarten, ob die Alternativen wirklich auch mit der Qualität der US-Produkte Schritt halten können. Es zeigt sich, dass es vor allem im Bereich der Hardware ernste Herausforderungen gibt – die Abhängigkeit von US-Technologie ist nach wie vor groß.

Bild und Quelle: digital inside