Die Realität der Impfstoffproduktion: Eine Option im Ernstfall?
Die Bereitstellung eines Impfstoffes könnte innerhalb von nur sieben Tagen erfolgen. Dies beruht auf der Existenz einer sogenannten Antigen-Datenbank, die vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) verwaltet wird. Prof. Martin Beer - der Vizepräsident des Instituts - erläuterte, dass diverse Serotypen des MKS-Virus dort tiefgefroren gelagert sind. Für den Moment lagert der Serotyp O in ausreichendem Maß. Mit dieser Basis könnte man relativ schnell bis zu 1,5 Millionen Dosen pro Serotyp herstellen.
Wer bestimmt, ob Tiere geimpft werden?
Die Entscheidung über eine Impfung liegt nicht allein bei den Landwirten oder dem FLI. Ein Bundesland könnte beispielsweise die Aktivierung der Antigen-Bank ins Rollen bringen. Doch letztlich muss diese Entscheidung in einem Krisenstab auf Bundesebene diskutiert werden. Beer betont, dass man nur dann zur Impfung greift – wenn und nur wenn – das Infektionsgeschehen sich ausweitet. Auch eine prophylaktische Aktivierung der Antigen-Bank ist denkbar, jedoch bedeutet dies nicht sofort, dass auch geimpft wird.
Prophylaktische Impfung: sinnvoll oder nicht?
Dr. Robert Fux, Veterinärmediziner und Virologe an der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München, äußerte sich kritisch über eine prophylaktische MKS-Impfung. Die Experten des FLI teilen seine Sichtweise. Eine solche Impfung wäre nur im Notfall sinnvoll. „Wenn ein Ausbruch droht und standardmäßige tierseuchenrechtliche Maßnahmen nicht mehr ausreichen“, klärt Fux auf. In solch einem Krisenfall gäbe es zwei potenzielle Impfstrategien.
Möglichkeiten zur Impfstrategie im Notfall
Die erste Strategie besteht in der Impfung innerhalb eines Sperrgebiets. Hierbei könnte man die betroffene Herde impfen – das Ziel wäre, das Ausscheideverhalten der Tiere zu verändern. Infizierte Tiere würden dann weniger Viren ausscheiden, was die Verbreitung erheblich eindämmen könnte. Allerdings bleibt das Dilemma, dass die betroffenen Tiere dennoch getötet werden müssen. „Das Fleisch dürfte nicht weiter verkauft werden“, fügt Fux hinzu.
Die zweite Möglichkeit ist die der Ringimpfung. Diese wird als Schutzwall beschrieben. Ein etwa zehn Kilometer großer Ring könnte um den Infektionsherd geformt werden. Auf diese Weise würde die kontinuierliche Ausbreitung des Erregers gehemmt. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt besteht aus Sicht von Fux kein direkter Handlungsbedarf für eine Impfstrategie.
Wirtschaftliche Überlegungen und weitreichende Konsequenzen
Die wirtschaftlichen Implikationen einer solchen Impfung sind nicht zu unterschätzen. Das FLI warnt vor Handelsbeschränkungen für geimpfte Tiere. Fux erklärt: „Das Fleisch geimpfter Tiere dürfte maximal noch regional vertrieben werden. Es wäre praktisch wertlos auf dem internationalen Markt.“ In Anbetracht dieser Umstände müsse eine Impfung wohlüberlegt sein. Nur in extremen Fällen sollte sie als Maßnahme in Betracht gezogen werden, so die Expertenmeinung.
Daher bleibt es ein Wunsch aller Beteiligten, dass es nicht zur Impfung kommen muss. Sicherheit und Gesundheit der Tiere sowie wirtschaftliche Stabilität - diese Aspekte stehen unbedingt im Vordergrund der Überlegungen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche.
Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt. Vergangene Erfahrungen und die heute existierenden Möglichkeiten der medizinischen Intervention werden entscheidende Faktoren sein.
Quelle: br.de Bild: picture-alliance/dpa / Rolf Vennenbernd