Mein Leben, ein erster Teil.

Dieses Thema im Forum "Alltagsprobleme" wurde erstellt von Gutschy, 18. Juli 2024 .

  1. 18. Juli 2024
    Hallo Leute, mir geht es schlecht. Die Zukunft düster und ich halte es für nicht unwahrscheinlich daß ich den nächsten Monaten obdachlos werde. Jetzt habe ich noch Zeit was zu schreiben und mein Leben war zumindest Interessant, frei nach Terry Pratchet. Ich hab mal mit drei Jahren an einen Elektrozaun gepackt, der war aber nicht für Weiden gedacht um Kühe abzuschrecken, sondern für eine Nato Anlage. Eine Radar-Anlage zur Luftkorridor Überwachung nach Westberlin. Mein Vater hat da kurz gearbeitet. Wir haben am Wochenende die Torwache besucht. Ich fand es interessant den langen Draht mit dem großen gelben Schild anzufassen. Das Kabel war da ohne Strom. Die Wache fand es aber lustig das Kabel unter Strom zu setzen, gab einen heftigen Schlag für mich. Schätze da hatte ich meinen ersten Knacks weg. Mein Vater hat kurz danach seinen Job an der Anlage verloren. Jetzt waren meine Eltern für diese Arbeit in ein kleines Dorf gezogen. Meiner Mutter, nur Hausfrau, ist wohl alles sehr nervig gewesen und mein Vater ist mit mir dann durch ein paar Kneipen gezogen, also an den Nachmittagen und als noch Geld da war. Das Geld ging dann aus und meine Mutter musste Ihrer Eltern anpumpen. Die hatten es wohl über, aber natürlich nicht für die Sauftouren meines Vaters. Es gab dann Streit um die Kohle, dieser endete damit dass mein Vater einen schweren Glas Aschenbecher meiner Mutter in das Gesicht geworfen hat, so über 2,50m. War ein Volltreffer. Der Aschenbecher ist auf dem Gesicht meiner Mutter zersprungen und es gab Blut, aber ich glaube es waren nur leichte Schnittwunden, ich stand direkt daneben, an der Hand meiner Mutter. Es kam also zum Ende der Beziehung. Interessanter Weise wäre ich da schon lieber bei meinem Vater geblieben, ich wusste natürlich wer hier Täter und Opfer war, aber es war auch so das meine Mutter und ich da schon keine Beziehung hatten und es kam leider so das wir nie eine Entwickelt haben würden.



    Wir sind dann zu den Eltern und dem Bruder meiner Mutter gezogen. Ich war dann irgendwie da, war anwesend, aber es fehlte halt was. 4 Jahre alt. Die Erwachsenen waren auf jeden Fall noch ziemlich groß. Mein Onkel hatte einen Betrieb mit so 10 bis 15 Angestellten, also einige in Teilzeit und meine Mutter hat angefangen für ihren Bruder zu arbeiten. Ich hang da halt mit ab. So das arme Hascherl. So kam es dann dass ein Freund meines Onkels sich ab und zu mit mir abgab, bei seinen Besuchen, immer so ein paar Minuten. Irgendwann hab ich ihn gefragt:‘Bist du mein Papa?‘Was 4 Jährige so fragen wenn sie eine schlechte Zeit haben. Das gab aber einen ordentlichen Einlauf für mich, wie kann man den so was fragen. Der gute Mann war ja völlig sprachlos. Ich hatte dann einen Nervenzusammenbruch, also 4 jährige Heulen ja öfters rum. Da habe ich dann nur rummgeflennt: ‚Ich will meinen Papa wieder haben‘ usw. Mein Vater war mein Lebensmiitelpunkt, meine Mutter leider nicht zur körperlichen Nähe fähig. Also fanden in dieser Zeit keine Gespräche für mich statt und natürlich keine Umarmungen.



    Wer weiß wie es genau war, aber so kam es mir halt vor. Jetzt wurde es aber bizarr. Zugegeben, da wird nun die Tochter und der Sohn aufgenommen, nachdem der Vater sich als Frauenschläger herausgestellt, und der Sohn heult um diese ganz miese Type. So kam es dann dass ein Angestellter im Geschäft meines Onkels überredet wurde mir einen mitzugeben. Was man auch immer davon halten soll. Dieser Angestellte hob mich hoch und knallte meinen Kopf unter eine Betondecke, vor den Augen meines Onkels und meinem Großvater, die sind dann nach der Aktion einfach weg. Ok, ich hatte nachher nur eine Beutle, also keine Gehirnerschütterung, und es wurde auch als Versehen abgetan. Aber die Chancen stehen zum einem schlecht einen 4 jährigen unter eine 2,80 m Decke zu knallen, zum zweiten waren mein Onkel und mein Opa nicht zufällig Zeuge und sind dann einfach gegangen und zum dritten hatten dieser Angestellte und mein Onkel so 30 Jahre später einen ausgewachsenen Geschäftsstreit, bei dem es zum Bruch kam und ich zufällig anwesend war. Und da hat er es rausgelassen, wie er sich nur zu so was hat überreden hat lassen können, zu so einer . Mir war zwar diese Tat sofort wieder präsent und mein Onkel hat wirklich bange geguckt, also wirklich schwer ertappt. Aber ich hatte direkt Angst das jetzt zur Sprache zu bringen und nach zwei Tagen wo ich über alles noch mal nachdachte wurde es auch nicht besser.



    Familie ist halt immer kompliziert. Und es war nicht alles schlecht, aber am Ende doch viel. Mein Vater hatte keine Lust Alimente zu zahlen, so wurde ihm ein Besuchsverbot für mich ausgesprochen. Ging über 2 Jahre, ich wusste natürlich ganz genau daß er irgendwann wieder auftauchen würde, aber zwei Jahre. Wenn ich zuhause war, es ging die Türlglocke, oder es klopfte an die Tür der Etagenwohnung, jetzt komm Papa. Ich wusste genau, er wird irgendwann da sein. Zwei Jahre, dieses Kopfrucken, jemnad ist an der Tür, ist er es? Für diese Aktion sollte man wirklich einigen Leuten, ganz objektiv gesehen, in die Fr..... schlagen. Wahrscheinlich sind Familienmitglieder zu befangen um so eine Situation richtig zu beurteilen, aber eine Behörde? **** die Henne. So was tut man keinem Kind an.



    Warum schreibe ich das hier, an diesem Zeitpunkt in meinem Leben habe ich wirklich nicht viel vorzuweisen. Lebe mit 51 auf 20m², bin gerade dabei meinen Job zu verlieren. Habe seit 3 Jahren das Gebrechen nicht mehr lange Stehen zu können, die Hüften sind auf. Im Moment geht es noch, aber irgendwo in der Produktion oder im Lager, da würden nach drei Tagen die Schmerzen losgehen. Habe jetzt seit 21 Monaten einen Bürojob, aber ich konnte nicht überzeugen, und das kann jetzt bald vorbei sein, vor allem weil jetzt ein unbefristetes Verhältnis anstehen müsste. Mein Leben ist bis Heute irgendwie auf dem Level weitergelaufen wie es gestartet ist, und so will ich wenigstens davon erzählen. Immerhin war es auch Erkenntnisgewinn und ich möchte mich auch auf gewisse Weise normalisieren. Es ist wie es ist, und ich weiß, es gibt schlimmere Lebensläufe. Und das mit dem Happy End, ich glaub nicht mehr dran… Ich will davon erzählen weil es seinen Schrecken verlieren soll, ich will nicht immer darüber nachgrübeln müssen. Und ich will noch wenigsten einige Verwandte zur Rede stellen.



    So weit bis hier.



    gutschy
     
  2. 19. Juli 2024
    Ich hoffe die Aufarbeitung und das Teilen deiner Geschichte hilft dir auch beim verarbeiten. Es gibt viele Menschen denen es ähnlich ergangen ist. Wichtig ist das du dir deiner Stärke bewusst bist und immer Wege findest aus den schlechteren Zeiten heraus zu kommen. Und nie vergessen, es gibt auch Hilfe, wenn man sie annehmen kann oder will. Mit schweren Gegebenheiten umzugehen und zurecht zu kommen, Probleme lösen, ist auch eine sehr persönliche Lebensaufgabe.

    Wenn die Wohnung nicht zu teuer ist und du aus gesundheitlichen Gründen auch damit gut klar kommst (zb keine Treppen) wird das Arbeitsamt oder die Behörde dir wohl hoffentlich auch die Miete zahlen. Normalerweise übernimmt das Bürgergeld die Wohnkosten. Im schlimmsten Falle würdest du eine andere Wohnung mit niedrigere Miete suchen müssen, welche das Amt dann bezahlt. Genau dafür sind die Steuergelder da um Menschen zu helfen die Hilfe brauchen. Also keine Sorge nimm alles was du kriegen kannst! Es steht dir zu, weil die Mehrheit das will, einen Sozialstaat.

    Die negativen Ereignisse des Lebens prägen sich leider viel stärker ein als die guten, das ist Evolutionär so im Gehirn, weil die "Gefahr" im Kopf zu haben halt damals Überlebenswichtig war, heute ist es etwas abstrakter auch eine Belastung. Es gibt aber Methoden die Erinnerungen weniger schwer wiegen zu lassen und andere Verknüpfungen zu finden. Aber die Aufarbeitung und das abklären von offenen Fragen ist sehr wichtig um damit ggf. besser abschließen zu können. Du hast dich damit ja schon intensiver Auseinandergesetzt wie zu lesen ist.
    Ablenkung ist wichtig, Kontakte oder Hobby - um nicht zu oft mit den negativen Themen zu hadern.

    Es geht dann womöglich auch um die Gefühle, die tief sitzen und berechtigt sind, gegenüber den Schuldigen. Wie damit umgehen, wie kann man diese Emotionen abbauen. Möglicherweise wäre ein Psychologischer-Ansprechpartner da hilfreich der Methoden kennt oder Erfahrungen hat was da richtig ist, ob eine Aussprache richtig ist oder nicht - Oder ob es noch Rechtsmittel gibt wegen Missbrauch(Gewalt). Dir steht alle Hilfe zu, dauert nur ggf. länger bis du über einen Arzt bzw der Krankenkasse einen Vermittelt bekommst. Evtl können die auch gleich das mit den rechtlichen Möglichkeiten prüfen, wenn was möglich ist.

    Ich kann aber auch verstehen wenn man das alles nicht will und lieber selbst damit umgeht. Ich will nur sagen, das es auch Hilfe gibt, wenn man es annehmen kann. Im Zweifelsfall hat es dann halt nichts gebracht.

    Ich kann dir leider nur Gedanklich beistehen und wünsche das deine Geschichte wieder den positiven Pfad einschlägt.

    Wer selbst die dunklen Seiten des Lebens kennt, kann das sicher auch gut Nachempfinden und mitfühlen.
     
  3. Video Script

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