mRNA-Impfung: Ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Glioblastom

Glioblastom gilt als eine der tödlichsten Krebsarten, für die es bislang wenige Behandlungsoptionen gibt. Ein kleiner, humaner klinischer Versuch hat jedoch gezeigt, dass ein mRNA-Impfstoff das Immunsystem schnell mobilisiert. Dies könnte Tumore effektiver bekämpfen – die Ergebnisse sind vielversprechend.

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mRNA-Impfung: Ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Glioblastom

7. Mai 2024 von   Kategorie: Wissenschaft
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Die Herausforderung Glioblastom


Dieser Krebs ist die häufigste Form von Hirntumor und leider auch die aggressivste. Normalerweise umfasst die Behandlung die Kombination aus chirurgischer Entfernung, Bestrahlung und Chemotherapie. Trotzdem kehrt die Krankheit fast immer zurück. Patienten leben üblicherweise etwa ein Jahr nach der Diagnose. Nur etwa 5 % der Patienten überleben länger als fünf Jahre.

Der Durchbruch durch mRNA-Technologie


Ein neues Studium der University of Florida könnte bald eine bessere Option für Patienten bieten – einen mRNA-Krebsimpfstoff. Diese Technologie, bekannt durch die COVID-19-Impfstoffe, hat bereits bei Mäusen, Hunden und jetzt auch bei Menschen gezeigt, dass sie das Immunsystem schnell aktiviert, um Glioblastome effektiver anzugreifen.

MRNA-Moleküle sind natürliche Baupläne, die Zellen sagen, welche Proteine sie produzieren sollen. Durch das Engineering kann man sie dazu bringen, harmlose Versionen von Proteinen zu produzieren, die mit Krankheitserregern assoziiert werden. So kann das Immunsystem trainiert werden, den echten Krankheitserreger bei einem Auftreten zu bekämpfen. Nach dem Erfolg dieser Behandlungen während der Pandemie begann die Anpassung der mRNA-Therapien für Krebs – mit faszinierenden ersten Ergebnissen.

Neue Fortschritte in der Impfstoffentwicklung


Diese neue Impfstoffversion bietet zwei wichtige Fortschritte, sagen die Forscher. Erstens wird der Impfstoff personalisiert, indem Proben aus den eigenen Tumorzellen des Patienten verwendet werden. Der zweite Fortschritt betrifft den Liefermechanismus, der komplexer ist und eine stärkere Immunreaktion erzeugt.

„Wir injizieren nicht einzelne Partikel, sondern Cluster von Partikeln, die sich wie Zwiebeln umschlingen – wie ein Beutel voller Zwiebeln", erklärte Elias Sayour, der leitende Autor der Studie. „Innerhalb von weniger als 48 Stunden konnten wir beobachten, wie diese Tumoren von ‚kalt‘ – wenige Immunzellen, sehr gedämpfte Immunantwort – zu ‚heiß‘, also einer sehr aktiven Immunantwort, wechselten. Das überraschte uns angesichts der Schnelligkeit. Es zeigte uns, dass wir das frühe Stadium des Immunsystems sehr schnell gegen diese Krebsarten aktivieren konnten, was entscheidend ist, um die späteren Effekte der Immunantwort freizuschalten.“

Erste Ergebnisse aus der klinischen Prüfung


Dieser kleine, von der FDA genehmigte klinische Versuch wurde entworfen, um Sicherheit und Machbarkeit zu testen, und umfasste nur vier Patienten mit Glioblastom. RNA wurde aus jedem Tumor nach dessen chirurgischer Entfernung extrahiert, dann wurde die mRNA amplifiziert und in die Partikelcluster eingewickelt. Anschließend wurde dies den Patienten injiziert, wo es die Immunantwort auslöste. Die Forscher sagen, dass es momentan noch zu früh ist, um die klinischen Effekte vollständig zu bewerten, aber die Patienten blieben länger krankheitsfrei und überlebten länger als erwartet.

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Ausblick auf zukünftige Studien


Als Nächstes wird eine erweiterte Phase-I-Studie durchgeführt, die bis zu 24 Patienten einbezieht, um eine optimale und sichere Dosis zu ermitteln. Weiter in der Zukunft liegt die Phase 2, die 25 Kinder einschließen wird.

Die Fortsetzung dieser Forschung könnte wesentlich dazu beitragen, die Behandlung und Überlebenschancen von Glioblastom-Patienten weltweit zu verbessern. Ein spannender Durchbruch steht möglicherweise kurz bevor.


Quelle: Fachjournal Cell; RNA aggregates harness the danger response for potent cancer immunotherapy;
DOI: https://doi.org/10.1016/j.cell.2024.04.003