Traditionen aus der Antike: Die Verehrung der Mütter
Die Praxen zur Ehrerbietung der mütterlichen Figuren sind keineswegs neu. Sie reichen bis in die Antike zurück. So zelebrierten etwa die alten Griechen im Frühling Festlichkeiten zu Ehren von Rhea – der Göttin, die für die Erde und die Fruchtbarkeit steht. Diese Zelebrationen hatten nicht nur religiöse, sondern auch soziale Bedeutung. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Geschichte des "Mothering Day". Historische Berichte aus Großbritannien deuten darauf hin, dass während des Mittelalters Kinder, die für wohlhabende Familien arbeiteten, an diesem Tag zu ihren Müttern zurückkehren durften, um ein wenig Zeit zusammen zu verbringen. In ihrer Rückkehr brachten sie oft Blumen aus der Natur mit – ein erstes Zeichen der Dankbarkeit und Zuneigung.
Der amerikanische Muttertag: Entstehung und Wandel
Die Wurzeln des modernen Muttertags sind in den USA zu finden. Ann Maria Jarvis, eine engagierte Frau der frühen Frauenbewegung, initiierte 1858 die "Mothers' Day Works Clubs". Diese waren darauf ausgelegt, die Notlage von Arbeiterfamilien zu verbessern. Nach dem Bürgerkrieg setzte sie sich für die "Mothers' Friendship Days" ein, bei denen es darum ging, Frieden zwischen verfeindeten Teilen der Gesellschaft zu fördern. Die Effizienz und der Einsatz von Ann Maria Jarvis legten den Grundstein für einen neuen Feiertag.
Anna Maria Jarvis: Eine Tochter kämpft um eine Gedenkfeier
Anna Maria Jarvis, die Tochter von Ann Maria, startete eine Bewegung, die einer tiefen Ehrfurcht für ihre verstorbene Mutter Ausdruck verlieh. Am 12. Mai 1907 hielt sie einen Gedenkgottesdienst, um ihrer Mutter zu gedenken. Dabei verteilte sie 500 weiße Nelken – eine symbolische Geste, die den Anfang des modernen Muttertags markierte. Im darauffolgenden Jahr fand eine weitere Andacht in der gleichen Kirche statt. Dies weckte Begeisterung, die sich wie ein Lauffeuer über die Vereinigten Staaten ausbreitete.
Die offizielle Anerkennung des Muttertags in Amerika
1914 gelang es Jarvis, die Gesetzgebung zu überzeugen. Der Kongress legte den zweiten Sonntag im Mai als offiziellen Muttertag fest. Zu diesem Ereignis jubelten viele Menschen, doch für Anna Maria Jarvis begann ein neuer Kampf. Der Muttertag, an dem Mütter gefeiert werden sollten, geriet schnell unter den Einfluss von kommerziellen Interessen.
Der große Kommerz: Ein Leidensweg der Ursprünge
Anna Maria Jarvis kämpfte vehement gegen die Kommerzialisierung ihres einst heiligen Feiertags. Ihre Proteste führten sogar zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Doch anstatt von der Marktpolitik beeinflusst zu werden, blühte das Geschäft zum Muttertag auf. So wurde der Feiertag, gemeinsam mit dem Valentinstag, zum Kerngeschäft vieler Blumenläden. Ein Amalgam aus Tradition und Kommerz entstand – eine Spaltung, die bis heute spürbar ist.
Der Muttertag erobert die Welt
Die Idee des Muttertags verbreitete sich schnell. Über Island, Norwegen, Schweden, bis hin zu Deutschland und der Schweiz - der Feiertag fand zahlreiche Nachahmer. Im Jahr 1949 wurde der Muttertag in Deutschland als nichtgesetzlicher Feiertag etabliert. Von hier aus brach eine neue Ära an.
Ein Teil der nationalsozialistischen Ideologie
Die ursprünglichen Absichten des Muttertags wurden durch die Ideologie des Nationalsozialismus in Deutschland stark beeinflusst. 1923 kam es zu einer Werbekampagne, die den Muttertag als unpolitischen Anlass darstellen wollte. Doch bereits 1933 wurde der Tag umbenannt in "Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter", und der Schwerpunkt wurde auf nationalsozialistische Werte gelegt.
Der Muttertag hat sich über die Jahre gewandelt, seine Wurzeln jedoch bleiben tief im Gedächtnis verankert. Mütter zu ehren ist ein Brauch, der Menschheit über die Jahrhunderte hinweg verbindet.