Nahrungsbranche setzt auf Functional Food

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von xxxkiller, 26. Dezember 2006 .

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  1. 26. Dezember 2006
    Im Handel sind mehr und mehr Lebensmittel erhältlich, die einen Zusatznutzen enthalten, sogenanntes „Functional Food“. Während immer neue Produkte auf den Markt drängen, versuchen Forscher herauszufinden, ob die angepriesenen Wirkungen tatsächlich erzielt werden.

    DÜSSELDORF. Die Nachfrage ist immens: Verbraucher wünschen sich in steigendem Maße Produkte, die nachweisbar zu einer gesunden Ernährung beitragen. Dem entsprechend bringen die Hersteller immer neue Lebensmittel mit Zusatznutzen auf den Markt. Gleichzeitig arbeitet ein Heer von Wissenschaftler daran, die gesundheitsfördernde Wirkung von so genanntem „Functional Food“ zu belegen – schließlich ist die Skepsis der Konsumenten groß, ob die behauptete Wirkung nicht nur ein simpler Werbegag sein könnte.

    Werbung mit Krankheitsbezug nach dem Muster „Beugt Krebs vor“ ist in Deutschland ohnehin verboten. Doch hat sich inzwischen eine Grauzone mit pauschalen gesundheitsbezogenen Angaben wie „Stärkt die Abwehrkräfte“ – beispielsweise für probiotische Milcherzeugnisse gebildet. Alleine dafür, dass klinische Studien im Auftrag des französischen Nahrungsmittelkonzerns Danone Anhaltspunkte geliefert haben, dass beistimmte Stämme probiotischer Mikroorganismen im Joghurt-Drink der Marke „Actimel“ einen positiven Effekt auf die Darmgesundheit haben können, zahlt der Verbraucher bereits Premiumpreise.

    Seit Mitte der neunziger Jahre ist „Actimel“ mit jährlich zweistelligen Zuwachsraten ein Garant für den anhaltenden Danone-Erfolg. Weil die Kunden für „Actimel“ doppelt so viel zahlen wie für konventionelle Milchgetränke, blieb der Nahrungsmittelgigant von einer EU-weiten Erosion der Preise für Milchprodukte verschont. Ebenso im Trend lagen die Schweizer Molkerei Emmi, mit seinem Cholesterin senkenden Joghurt-Drink „Benecol“ und der niederländisch-britische Foodkonzern Unilever mit der ebenfalls Cholesterin senkenden Margarine „Becel pro activ“.

    Der Verkaufspreis für eine solche „Functional Food“-Margarine liegt etwa um das Sechsfache über dem haushaltsüblicher Streichfette, wie das Marktforschungsunternehmen AC Nielsen feststellte. In einigen europäischen Ländern – allerdings nicht in Deutschland – zahlen die Krankenkassen sogar Zuschüsse für den Konsum Cholesterin senkender Nahrungsmittel.

    Die Erfolge der „Functional Food“-Markführer ruft auch die Zuliefererindustrie auf den Plan. Sie steht parat, um den Nahrungsmittelherstellern möglichst viele schon wissenschaftlich abgeklopfte Konzepte zu präsentieren. So hat sich Rudolf Wild, einer der weltweit führenden Hersteller von natürlichen Aromen und Fruchtzubereitungen, im Bereich Functional Food mit dem Spezialchemiehersteller Cognis zusammengetan. Einen Schwerpunkt der Kooperation bilden die so genanten „True Functionals“ – mit wissenschaftlich bereits nachgewiesener Wirkung.

    Dazu zählen etwa Isoflavone, die in Soja-Pflanzen vorkommen und sowohl bei Frauen die Symptome der Wechseljahre lindern sollen, als auch bei Prostataproblemen des Mannes helfen können. Die Cholesterin senkenden Phytosterole erreichen mit ihrer vorbeugenden Wirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch ein deutlich breiteres Publikum. Unter dem Namen „Xangold“ bietet Cognis ein natürliches Lutein-Ester an, das sich positiv bei altersbedingten Augen-Krankheiten auswirken soll. Und Tonalin-CLA, eine Fettsäure aus Färberdistelöl, kann verwendet werden, um Körperfett zu reduzieren.

    Besonders viel versprechen sich Hersteller und Zulieferer allerdings von den Omega-3-Fettsäuren. „Sie haben wichtige strukturelle Aufgaben für die Augen und das Gehirn“, sagt Prof. Philipp C. Calder vom Institute for Human Nutrition der Universität Southhampton. Darüber hinaus optimierten sie die Zell- und Gewebefunktionen und minimierten die Risiken einer Vielzahl von Krankheiten wie Bluthochdruck, Thrombosen oder Gefäßkrankheiten.

    Angesichts dieser Möglichkeiten will sich auch der weltgrößte Nahrungsmittelproduzent Nestlé zu einem Nutrition-Konzern formen, dessen Sortiment eine gesündere, „balancierte Ernährung“ bieten soll. Auslöser war nicht zuletzt die weltweite Diskussion um die Verantwortung für die zunehmende Fehlernährung von Kindern und Jugendlichen.

    So werden nach Nestlé-Angaben derzeit – ohne dass es beim Konsumenten an die große Glocke gehängt wird – so genannte „Transfette“ quer durch alle Nestlé-Sortimente durch gesündere Fette ersetzt, der Salzgehalt vieler Produkte reduziert, Ballaststoffe hinzugefügt sowie unerwünschte Geschmacksverstärker (Natriumglutamat) gegen Hefen und Soja ausgetauscht.

    Quelle: handelsblatt.com
     
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