Traditionelle Diagnosetechniken und deren Limitationen
Zu den derzeitigen Verfahren gehören bildgebende Verfahren, die andere Erkrankungen ausschließen. Sie können jedoch keine definitive Parkinson-Diagnose stellen. Ein weiterer Ansatz ist die Reaktion auf Parkinson-Medikamente. Problematisch ist hierbei, dass auch Personen ohne die Erkrankung eine ähnliche Reaktion zeigen können.
Fortschritte in der Parkinson-Diagnostik
Erfreulich sind die Fortschritte, die in der Früherkennung dieser Erkrankung erzielt werden. Anfang dieses Jahres berichteten wir bereits über einen einfachen Augentest, der Hoffnung auf frühe Diagnosen weckt. Doch die Aufmerksamkeit richtet sich zunehmend auf die Auswirkungen von Parkinson auf unsere Haut – spezifisch auf die ölige Schicht namens Sebum. Im Jahr 2021 entdeckte ein Forschungsteam zehn Biomarker, deren Werte bei Parkinson-Patienten erhöht oder verringert waren. Diese Erkenntnisse erhielten sie durch die Analyse von Sebum, das mit nicht-invasiven Hautabstrichen gesammelt wurde. So konnte eine Genauigkeit von 85 % bei der Unterscheidung zwischen Erkrankten und Gesunden festgestellt werden.
Ohrenschmalz als neue diagnostische Quelle
Forscher, geleitet von Wissenschaftlern aus verschiedenen chinesischen Universitäten und Forschungsinstituten, wandten sich als nächste Quelle dem Ohrenschmalz zu. Im Gegensatz zu Hautsekreten bietet Ohrenschmalz eine geschützte und damit reinere Darstellung der Sebumzusammensetzung. In einer Studie wurden die Ohren von 209 Erwachsenen untersucht, von denen 108 an Parkinson erkrankt waren. Durch Gaschromatographie und Massenspektrometrie analysierten die Forscher das Ohrenschmalz und entdeckten vier verschiedene flüchtige organische Verbindungen (VOCs), die bei Parkinson-Patienten signifikant niedriger waren als bei gesunden Probanden.
Künstliche Intelligenz unterstützt die Diagnosestellung
Auf Basis dieser Daten wurde ein KI-System trainiert, das in der Lage war, Parkinson-Patienten mit einer Genauigkeit von 94 % von Nicht-Patienten zu unterscheiden. Die Forscher sind überzeugt: Ein solcher erfolgreicher Test könnte Ärzten ein kostengünstiges und nicht-invasives Diagnosewerkzeug bieten. Wichtiger Hinweis – weiterführende Studien sind jedoch notwendig.
Zukünftige Forschungsperspektiven
Hao Dong, Mitautor der Studie, betont die Wichtigkeit von weiterführenden Forschungen: “Diese Methode ist ein kleines, zentriertes Experiment in China. Der nächste Schritt besteht darin, verschiedenste Ethnien und mehrere Forschungszentren einzubeziehen, um den praktischen Anwendungswert zu prüfen.” Die Resultate dieser Studie wurden in der Fachzeitschrift Analytical Chemistry veröffentlicht.
Schlussfolgerungen und Ausblick
Zusammengefasst zeigt sich, dass die frühzeitige Erkennung von Parkinson durch eine Analyse von Ohrenschmalz vielversprechende Ansätze bietet. Während die traditionelle Diagnostik oft ungenau ist, könnten diese neuen Methoden die Zukunft der Parkinson‐Diagnostik revolutionieren. Jetzt liegt es an der Forschung, diese vielversprechenden Ansätze weiter zu verfolgen und zu validieren – auf dass in Zukunft Millionen von Menschen von besseren Diagnosemöglichkeiten profitieren mögen.
Quelle: acs.org