Die Rolle von Serotonin im menschlichen Körper
Serotonin, häufig bekannt als Neurotransmitter im Gehirn, spielt eine zentrale Rolle in verschiedenen Körperfunktionen. Es ist nicht nur für die Stimmung verantwortlich – auch die Regulierung des Verdauungssystems fällt in seinen Verantwortungsbereich. Beeindruckenderweise stellt der menschliche Körper bis zu 95% des gesamten Serotonins im Darm her. Während IBS weit verbreitet ist, bleibt die genaue Ursache unklar. Eines ist jedoch sicher: Die Mikrobiota des Darms und Serotonin beeinflussen diese Erkrankung erheblich.
Mikrobiome im Fokus: Limosilactobacillus mucosae und Ligilactobacillus ruminis
In der neuesten Studie haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass die beiden Bakterienarten Limosilactobacillus mucosae und Ligilactobacillus ruminis in der Lage sind, Serotonin selbst zu produzieren. Es war bisher unklar, dass diese Mikroben biologisch aktives Serotonin in ausreichendem Maße generieren können. Co-Autor Fredrik Bäckhed beschreibt die Entdeckung als „unglaublich faszinierend“. Diese Bakterien stellen einen Schlüssel zu neuen Therapieansätzen dar.
Die Forscher demonstrierten, dass die Verabreichung dieser Bakterien an keimfreie Mäuse mit Serotonin-Mangel die Serotoninwerte signifikant erhöht hat. Zusätzlich stieg die Dichte der Nerven zellen im Kolon. Ein bemerkenswerter Aspekt ist die Korrektur der Zeit, die für den intestinalen Transit benötigt wird. Soziale Vorgänge wie die Regulierung der Stuhlentleerung erlebten eine sichtbare Verbesserung.
Der Zusammenhang zwischen Bakterien und menschlicher Gesundheit
Ein weiterer interessanter Entdeckungspunkt zeigt, dass Menschen mit IBS geringere Mengen von L. mucosae in ihrem Stuhl haben. Verglichen mit gesunden Individuen ist das ein klarer Hinweis auf die Zusammensetzung der Mikroben im Darm. Diese Bakterien besitzen zudem ein wichtiges Enzym, das für die Serotoninproduktion unerlässlich ist. Wissenschaftler diskutieren nun über die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Mikroben. Möglicherweise ist die Synthese von Serotonin in der Mikrobiota auf Synergien zwischen mehreren Bakterien angewiesen.
Bäckhed äußerte sich optimistisch: "Unsere Erkenntnisse bieten neue Wege, um zu verstehen, wie der Darm und seine Bewohner unser Gehirn und unser Verhalten beeinflussen können." Diese Entdeckungen werfen Fragen auf, die zahlreiche Forschungsprojekte anregen könnten.
Ausblick und Bedeutung für die Forschung
Die aktuelle Studie stellt einen wichtigen Schritt in der Verbindung zwischen Mikrobiologie und Medizin dar. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der renommierten Fachzeitschrift Cell Reports. Es ist denkbar, dass zukünftige Forschungsarbeiten untersuchen könnten, ob Serotonin-produzierende Bakterien bei Patienten mit Funktionsstörungen der intestinalen Motilität zu physiologischen Serotoninwerten führen können.
Zusammengefasst haben die Forscher entdeckt, dass die Bakteriengattungen L. mucosae und L. ruminis neue Hoffnung für die Behandlung von IBS bieten könnten. L. mucosae wurde bereits 2000 in Schweinen und L. ruminis seit den 1960er Jahren in der Forschung entdeckt. Beide Bakterien sind Teil der Laktobazillus-Gattung, die in vielen fermentierten Lebensmitteln wie Jogurt oder Sauerkraut vorkommen. Dennoch ist ihr diätetisches Potenzial zur Steigerung von Serotonin in der menschlichen Mikrobiota bislang ungenügend erforscht.
Fazit
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Serotonin-produzierenden Bakterien könnten nicht nur revolutionäre Behandlungen für IBS ermöglichen. Auch breitere Anwendungen in der Gesundheitspflege könnten in der Zukunft entstehen. Die Wechselwirkungen zwischen Mikrobiota und menschlicher Physiologie sollten weiterhin stark untersucht werden.
Quelle: University of Gothenburg