Politikversagen, nicht Marktversagen bedroht den Euro!

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Kritiker, 19. Mai 2010 .

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  1. 19. Mai 2010
    Politikversagen, nicht Marktversagen bedroht den Euro!
    18. Mai 2010 | Wirtschaftliche Freiheit | Renate Ohr

    Quelle: Wirtschaftliche Freiheit
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    kompakter artikel, welcher die aktuellen ordnungspolitischen eingriffe thematisiert.
     
  2. 19. Mai 2010
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14. April 2017
    AW: Politikversagen, nicht Marktversagen bedroht den Euro!

    Einige Richtigstellungen:
    1. Deutschlands Lohnpolitik trägt zur Instabilität in der Eurozone deutlich mehr bei als jene Griechenlands. Da die EZB ein Inflationsziel von 2% für den Euroraum festgelegt hat, sollten die Lohnstückkosten etwa um 1,9% steigen um dieses zu erreichen d.h. von 1999 (Gründungsjahr EWU) bis 2009 um 21%. In DE wuchsen sie um gerademal 8% und in Griechenland um 26%. [1]
    Der daraus resultierende enorme Überschuss DEs bedeutet das Defizit bei den anderen. 1999 hatten wir wie auf der Grafik erkennbar sogar noch selbst ein Defizit von ~25 Mrd.
    Bild
    {img-src: http://3.bp.blogspot.com/_4bEaRUYaLZ4/S_A_3FbIulI/AAAAAAAAF0Q/AxnZCRzWw8A/s1600/1}

    2. Das Problem Griechenlands ist nicht eine zu hohe Staatsquote, da diese deutlich unter dem Schnitt der Eurozone liegt [2]. Auch die Lohnpolitik ist nur sekundär relevant, siehe Punkt 1. Das größte Problem ist das geringe Steueraufkommen, verursacht durch massive Steuerhinterziehung vor allem der Oberschicht, aber auch durch viel zu niedrige Steuersätze. So liegen die Steuern auf Gewinne & Vermögen in Griechenland mit nur ~16% etwa bei der Hälfte des Durchschnitts in der Eurozone.
    3. Durch das enorme Außenhandelsdefizit hat Griechenland vor allem Schulden im Ausland. Würde Griechenland zur Drachme zurückkehren und diese abwerten, so hätte es massive Probleme seine Staatsschulden, die in Euro bleiben, zu begleichen. Das ist der Unterschied zu Ländern wie etwa Argentinien damals. Daher ist es systemimmanent durchaus logisch wenn die EZB sich nun die Möglichkeit offen hält, griechische Anleihen zu kaufen, da sie hier die Rolle des Nationalstaates spielen muss.
    4. Die Hilfen sind richtig - aber sinnlos wenn gleichzeitig die griechische Wirtschaft per IWF-Diktat und abartigen Sparmaßnahmen in den Selbstmord getrieben wird. Es muss also ein umfassendes Konzept her, welches die oben genannten Ursachen der Probleme löst, um die Ungleichgewichte in der Eurozone zu vermindern. Keine Währungsunion ohne eine abgestimmte Wirtschaftspolitik. Die Staatsschulden allgemein sind nochmal ein ganz anderes Thema. Ohne komplett-Enteignung der oberen 10% seh ich da kein Land.

    P.S.: Die Spekulanten sind sicher nicht Schuld an der Krise, aber produktiv ist der aufgeblähte Finanzmarkt trotzdem nicht, sondern sorgt für extreme Kurs-Schwankungen und somit für Instabilität und Unberechenbarkeit, was eine angemessene politische Reaktion massiv erschwert.
     
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