SIGINT: Chaos Computer Club diskutiert über Überwachung

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 27. Februar 2009 .

  1. 27. Februar 2009
    SIGINT: Chaos Computer Club diskutiert über Überwachung

    Mit einer neuen Konferenz will der Chaos Computer Club CCC auf die Folgen von Überwachung aufmerksam machen: Die SIGINT findet vom 22. bis 24, Mai in Köln statt.

    Kernthema der Konferenz sind kultur- und gesellschaftspolitische Entwicklungen, technische Spielereien stehen nur an zweiter Stelle. So wird am ersten Tag über Überwachung und ihre Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft diskutiert. Der zweite Tag ist der "kreativen Normverletzung" gewidmet und soll aufzeigen, wie man öffentliche Räume oder auch Identitäten hacken kann. Zum Abschluss wollen die Veranstalter den Blick in die Zukunft werfen und Visionen vom Gen-Hacking über die copyrightlose Gesellschaft bis hin zu neuen Demokratieformen thematisieren.

    Mit der neuen Konferenzform will der CCC auch Interessenten ansprechen, denen Veranstaltungen wie der alljährlich stattfindenden Chaos Communication Congress zu insider-lastig sind. Wer sich an den Diskussionen mit eigenen Beiträgen beteiligen will, kann noch bis zum 27. März seine Vorschläge bei den Veranstaltern einreichen.


    quelle: heise online
     
  2. 22. Mai 2009
    Konferenz gegen "Internetausdrucker": SIGINT in Köln gestartet

    Konferenz gegen "Internetausdrucker": SIGINT in Köln gestartet


    Die Heart Of Gold ist im Rheinland gelandet: Im Kölner Mediapark hat der Chaos Computer Club (CCC) seine neue Konferenz SIGINT gestartet. Noch bis Sonntag geht es in über 70 Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden um Überwachung, politische Mitwirkung und gesellschaftspolitische Utopien.

    "Wir betrachten die SIGINT als Experiment", erklärte Veranstalter Jens Ohlig zu Beginn der Konferenz: "Uns ist aufgefallen, dass der politische Diskurs unter den 'digital natives' einen immer größeren Umfang annimmt." Der alljährlich stattfindende Chaos Communication Congress könne die vielen politischen Implikationen des kreativen Umgangs mit Technik nicht mehr allein fassen. Mit der neuen Konferenzreihe will der CCC sich ganz auf die politischen Fragen des digitalen Zeitalters konzentrieren und neue Zielgruppen außerhalb der technikzentrierten Hacker-Gruppen ansprechen.

    Ohlig warnte in seiner Keynote vor der immer weiter fortschreitenden Überwachung in demokratischen Staaten. "China bezeichnet sich selbst als 'Demokratische Volks-Diktatur'. Ganz soweit sind wir in Deutschland noch nicht, aber wir sind auf dem Weg dazu", erklärte Ohlig. Grund dafür sei unter anderem, dass Politiker bis heute das Internet nur als weiteres Medium, nicht aber als Lebensraum verstünden. Diese "Internet-Ausdrucker" setzten zur Kontrolle und Machtausübung Techniken ein, die sie nicht ganz verstünden.

    Zentrales Thema in Köln sind die von der Bundesregierung geplanten Internet-Sperren gegen Kinder ografie. "Man startet in die Debatte mit einem sehr großen Handicap", sagte Ohlig. So müssten die Gegner der Pläne der Bundesregierung erst erklären, dass sie nicht Kinder ografie unterstützen wollten, sondern sich lediglich gegen ein gefiltertes Internet aussprechen. Ohlig warnte vor unbeabsichtigte Konsequenzen des geplanten Gesetzes, ist für Ohlig gewiss: Das beliebte Rickrolling, bei dem ahnungslose Websurfer auf bestimmte Webseiten gelockt werden, würde durch die Stopp-Schilder der Bundesregierung auf eine neue Ebene gehoben: "Man kann den Leuten nicht nur Rick-Astley-Videos zuschicken, sondern direkt bei dem BKA anschwärzen", sagt Ohlig.

    In Köln wird auch die Organisation eines Arbeitskreises Zensur nach dem Vorbild des Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung diskutiert, der Maßnahmen gegen die geplanten Netz-Sperren koordinieren will. Höhepunkte der Konferenz sind unter anderem die Keynote von Felix "FX" Lindner, der sich am Samstag mit den Sicherheitslücke in CISCO-Routern beschäftigt, und der Vortrag des Digital-Aktivisten Nick Farr, der mit "Cloud Banking" eine Alternative zum jetzigen Bankensystem aufzeigen will.

    Quelle: heise.de - 22.05.2009
     
  3. 24. Mai 2009
    SIGINT: Die Grundrechte und die Praxis

    SIGINT: Die Grundrechte und die Praxis


    Zum 60. Geburtstag des Grundgesetzes spielen die Grundrechte auf der in Köln stattfindenden SIGINT-Konferenz des Chaos Computer Clubs (CCC) die Hauptrolle. Die CCC-Sprecher Frank Rieger und Constanze Kurz beklagten eine mangelhafte Umsetzung der Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts und forderten eine Verschärfung der Strafprozessordnung, um die Anzahl der beschlagnahmten Festplatten zu reduzieren.

    Das Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität von informationstechnischen Systemen wurde im vergangenen Jahr vom Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung zur Online-Durchsuchung begründet. Dieses Grundrecht, verkürzt auch "Recht auf digitale Intimsphäre" genannt, sei derzeit noch nicht im Rechtsalltag angekommen, kritisieren die Hacker.

    Rieger warf den Ermittlungsbehörden vor, ihre Möglichkeiten in diesem Bereich unverhältnismäßig zu nutzen. Denn in der Entscheidung ist nicht nur die Online-Durchsuchung behandelt worden, sie definiert weitreichende Regeln zur Auswertung von informationstechnischen Systemen vom Computer über Telefone bis zum digitalen Hörgerät. So sei es für die Polizei heute kein Problem mehr, die Daten auf Mobiltelefonen zu sichern, um Kontakte, geführte Gespräche und SMS-Inhalte auszuwerten. "Diese Software ist vorhanden und wird daher extensiv genutzt", erklärte Rieger in Köln. So sei es heute üblich, dass Demonstranten unter dem Verdacht des Landfriedensbruchs festgenommen und ihre Handys während der kurzen Haftdauer ausgewertet würden.

    Gleichzeitig würden die Behörden die engen Vorgaben bezüglich der Online-Durchsuchung umgehen, indem sie stattdessen die Vorschriften des Telekommunikationsrechts zum Abhören anwenden, um die gleichen Ergebnisse wie bei einer Online-Durchsuchung zu erzielen. "Die Hürden sind hier wesentlich niedriger", sagte Rieger. Dabei verweise das BKA "wider besseren Wissens" darauf, dass Dienste wie Skype nicht abhörbar seien, erklärte Rieger.

    Constanze Kurz wies darauf hin, dass in dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts ebenfalls enge Vorgaben für die Beschlagnahme und Auswertung von Festplatten enthalten sind. "Dies ist aber noch nicht in der Rechts-Realität angekommen". So gehörten Durchsuchungen heute fast zum alltäglichen Risiko, in Berlin dauere die Auswertung der enormen Menge beschlagnahmter Datenträger inzwischen bis zu zwei Jahren. "In unserem Umfeld werden diese Beschlagnahmen deshalb als präemptive Bestrafung empfunden", sagte Rieger.

    Die Hacker kritisierten auch die Qualität der Auswertung: Dabei übernähmen nicht die Behörden selbst den Großteil der Auswertungsarbeit, sondern setzten auf externe Dienstleister. "In manchen Bundesländern reicht dazu schon ein polizeiliches Führungszeugnis", empörte sich Kurz. So existiere keine durchgehende Dokumentation der Zugriffe auf die Festplatte, die Gutachter arbeiteten direkt auf den beschlagnahmten Platten. "Da geht auch gerne etwas verloren", sagte Rieger. Trotzdem würden die Ermittler unvermindert neue Computer beschlagnahmen. So seien allein bei der Aktion Himmel 17 000 Datenträger und über 250 Computer und Festplatten beschlagnahmt worden. Ein Strafverfolger habe gegenüber dem CCC den "irren Verwaltungsaufwand" beklagt, der aber kaum Ergebnisse zu Tage förderte, nur in "einigen Fällen" werde weiter ermittelt. Solche Fehlschläge würden aber nicht kommuniziert. So hatte sich der Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss bei der Bundesregierung nach den Ergebnissen der großen Durchsuchungsaktionen der vergangenen Jahren erkundigt, aus dem Bundesfamilienministerium aber nur erfahren, dass dazu keine Erkenntnisse vorliegen.

    Kurz kritisierte, dass das Bundesverfassungsgericht immer wieder Durchsuchungsbeschlüsse einkassieren müsse, die wegen nichtiger Anlässe (Parkverstoß) oder ohne vorherige Ermittlungen erlassen wurden. "Wir sind allen dankbar, die ihre Fälle trotz erheblicher Kosten bis zum obersten Gericht durchfechten", sagte Kurz. Grund für die Misere seien unter anderem organisatorische Mängel. So bliebe Richtern in Baden-Württemberg durchschnittlich 36 Minuten zur Prüfung eines Durchsuchungsbeschlusses, in Bayern seien es gar nur zwei Minuten. Die Strafprozessordnung müsse verschärft werden, damit solche Durchsuchungen und Beschlagnahmen nur bei schweren Straftaten und überragend wichtigen Rechtsgütern möglich seien.

    Quelle: heise.de - 23.05.2009
     
  4. 25. Mai 2009
    SIGINT: CCC will Politik Ausweg aus der Zensurdebatte liefern

    SIGINT: CCC will Politik Ausweg aus der Zensurdebatte liefern


    Der Chaos Computer Club (CCC) will in der Debatte über Webseiten-Sperrungen unter dem Aufhänger der Bekämpfung von Kinder ographie die Flinte noch nicht ins Korn werfen. Parallel zum Ausarbeiten technischer Gegenstrategien soll den Bundestagsabgeordneten ein Ausweg aus dem Gesetzesvorhaben geboten werden, mit dem die Politiker "ihr Gesicht wahren können", erklärte CCC-Sprecher Andy Müller-Maguhn zum Abschluss der dreitägigen Hackerkonferenz SIGINT in Köln am gestrigen Sonntagabend gegenüber heise online. Die Volksvertreter sollen demnach ein verschärftes Vorgehen gegen die Betreiber kinder ographischer Seiten und die strengere Strafverfolgung der eigentlichen Täter beschließen und im Gegenzug den heftig umkämpften Gesetzesentwurf beerdigen.

    "Es hilft nichts, Sichtblockaden gegen Kinder ographie im Internet aufzustellen", fasste Müller-Maguhn den Tenor der vorausgegangenen Diskussionen zusammen. Stattdessen müsse das Problem direkt an der Wurzel bekämpft werden. Um die gefürchtete unheilvolle "Einmischung der Politik in das Internet" durch das Aufsetzen einer beliebig verwendbaren Zensurinfrastruktur noch zu verhindern, habe der CCC daher seine "Hemmschwelle" überwunden und werde nun das Gespräch mit den Parteien im Umfeld der parlamentarischen Beratung des entsprechenden Regierungsentwurfs suchen. Die Abgeordneten müssten sich schließlich an der Lösung von Sachfragen messen lassen, nicht an der Beförderung symbolischer Politik.

    Auf der SIGINT selbst trugen viele der 555 Besucher als sichtbares Zeichen des Protests schwarze T-Shirts mit dem Abbild von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen und der Überschrift "Zensursula", da die CDU-Politikerin den Stein der Web-Blockaden unter enormen Kraftanstrengungen ins Rollen gebracht hatte. Ziel des kleinen Ablegers des jährlich zwischen den Jahren in Berlin stattfindenden Chaos Communication Congress war es gewesen, "dass Techniker mit Kulturschaffenden reden und mit Politikern", wie Mario Manno vom CCC bei der Abschlussveranstaltung sagte. Es sei darum gegangen, Meinungen zu verbreiten oder zumindest eine gemeinsame Wahrnehmung der Welt zu entwickeln einschließlich von Punkten, "wo es brennt". Von Politikern selbst hatten sich die Hacker etwa für ein Podium über Computerspiele aber Absagen eingehandelt und auch das Publikum konnte letztlich zur abgeordnetenfreien Zone erklärt werden. Zugesagt hatte aus der Konzernwelt dagegen ein Vertreter Googles für ein Datenschutz-Panel, erschien dann aber doch nicht.

    Insgesamt wartete die erstmals vom CCC veranstaltete Tagung mit 90 Stunden Programm auf. Manno sprach daher vom "größten Hacker-Event in NRW", bei dem drei Paletten der bei den Freunden der schöpferisch-kritischen Auseinandersetzung mit der Technik besonders beliebten koffeinreichen Brause Club Mate sowie 450 der mit eben diesem Gebräu angereicherten Cocktails in Form von "Tschunks" bis sechs Uhr morgens getrunken worden seien. Darüber hinaus hätten die Hacker einen Aufzug in den Defekt getrieben, einen Beinahe-Brand verursacht und eine GSM-Empfangsbasis von Siemens "zerlegt". Trotz einer gut und weitgehend symmetrisch genutzten 155 MBit/s-Anbindung gab es zugleich im Unterschied zu den Berliner Chaos-Kongressen keine einzige verunstaltete oder verschönerte Webseite zu vermelden.

    Für Manno ist so insgesamt klar, dass "wir mit der Hackerbewegung ein bisschen im Mainstream angekommen sind". Dabei zog er sogar eine Parallele zu der sonst von den Datenreisenden wenig geliebten Musikindustrie, da auch dahinter letztlich "Jugendliche mit der Gitarre" stünden, die "Werte und Ziele haben". Bei einer Umfrage im Publikum zu alternativen Vergütungsmodellen für Kreative hatten sich rund 99 Prozent der Anwesenden bereit erklärt, für eine "Kulturflatrate" zur rechtlichen Freigabe von Downloads aus Tauschbörsen eine Pauschale von fünf Euro pro Monat zu zahlen. Musiker und die Macher von Indie-Labels hatten dagegen Bedenken vor allem wegen der ihrer Ansicht nach kaum gerecht hinzubekommenden Verteilung der Einnahmen und plädierten eher für die Vorfinanzierung von Werken über die Nutzer etwa durch die Ausgabe von "Aktien", wie es die Kölner Band Angelika Express vorexerziert hat.

    Quelle: heise.de - 25.05.2009
     
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