Der Oklahoma-City-Bombenanschlag: Eine tragische Geschichte
Der Anschlag auf das Alfred P. Murrah Federal Building in Oklahoma City am 19. April 1995 wird als die tödlichste Tat in der US-amerikanischen Geschichte eingestuft, die aus den eigenen Reihen stammt. Bei diesem verheerenden Ereignis kamen 168 Personen ums Leben und mehrere Hundert wurden verletzt. Die Frage, die sich stellt, betrifft die biologischen Auswirkungen solcher traumatischen Ereignisse. So wurde festgestellt, dass Überlebende des Anschlags symptomatische Veränderungen aufweisen – unserer Körper „merken“ sich die Schmerzen.
Forschung unter dem Mikroskop
Eine Gruppe von Forschern von der University of Oklahoma (OU) erforschte, wie der Körper langfristig auf Trauma reagiert – trotz äußerlich scheinbar „heiler“ Mentalität. Phebe Tucker, MD, Professorin für Psychiatrie an der OU und die Hauptautorin der Studie, stellte fest: „Der Geist mag resilient sein und sich mit der Zeit erholen – jedoch vergisst der Körper nie.“ Dies deutet darauf hin, dass der Körper, Jahre nach einem traumatischen Erlebnis, weiterhin bereit ist, erneut zu reagieren.
Studienmethodik und Ergebnisse
Sieben Jahre nach dem Oklahoma-City-Anschlag wurden 60 gesunde Überlebende untersucht. Dabei wurden biologische Stressparameter wie Herzfrequenz, Blutdruck sowie psychologische Symptome in Reaktion auf Trauma-Reize erhoben. Unter den bedeutsamen Variablen waren Cortisol- und Zytokinspiegel von besonderer Bedeutung. Cortisol ist ein hormonelles Signal, das in Stresssituationen ansteigt. Zytokine wie Interleukin 1-β (IL-1β) und Interleukin 2-R (IL-2R) spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem: Sie sind an entzündlichen Reaktionen beteiligt und stimulieren Immunantworten.
Das Befundbild war jedoch unerwartet: Die Überlebenden zeigten niedrigere Cortisolwerte im Vergleich zur Kontrollgruppe. Normalerweise führt Stress zu einem Anstieg des Cortisols. Diese Beobachtung legt nahe, dass die Traumaantwort über die Jahre gedämpft wurde. Der Blutdruck bei Überlebenden war höher. Allerdings wies die Herzrate, als Reaktion auf Trauma-Reize, eine Abnahme auf.
Biologische Indikatoren und deren Bedeutung
In den Überlebenden waren die durchschnittlichen IL-1β-Werte signifikant höher, während die IL-2R-Werte niedriger waren als bei der Kontrollgruppe. Diese Abweichungen erwecken Besorgnis hinsichtlich langfristiger Gesundheitsprobleme, selbst wenn die psychologischen Scores von PTSD und Depression nicht von den untraumatisierten Teilnehmern abwichen. Dies zeigt, obwohl die seelische Last nicht zugenommen hat, kann der Körper dennoch in einem Alarmzustand bleiben.
Ein zentraler Punkt dieser Studie ist, dass die biologischen Systeme nach einem schweren Trauma nicht unbedingt auf einem typischen Baseline-Niveau sind. Rachel Zetti, MD, Co-Autorin der Studie, erklärte, dass die körperlichen Verfassungen sich durch Trauma verändern. "Es ist nicht nur der Geist, der sich an Trauma erinnert – auch unsere biologischen Prozesse tun dies", stellte sie fest. Der Unterschied zwischen mentaler und physischer Wahrnehmung ist beachtlich und könnte weitreichende Folgen für die Gesundheitsversorgung haben.
Schlussfolgerung: Ein Trauma vergisst nicht
Die Studie, die in der Zeitschrift "Prehospital and Disaster Medicine" veröffentlicht wurde, zeigt signifikante Ergebnisse. Fragen zur Langzeitgesundheit dieser Überlebenden müssen nun vermehrt in den Fokus rücken – auch über die rein psychologischen Befunde hinaus. Trauma hinterlässt nicht nur seelische Narben, sondern auch biologische Altersmerkmale, die die physiologischen Reaktionen im Körper verändern können.
Diese neue Einsicht öffnet Türen, um das Verständnis von Trauma und dessen Langzeitfolgen zu erweitern, sowie die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Ein Trauma bleibt nicht nur in unserem Geist verankert, sondern auch im Wesen unserer Körper – ein Kriterium, das die medizinische Praxis sodann reflektieren müsste.
Quelle: Die University of Oklahoma