Zahlen, die zum Nachdenken anregen
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat die leider wenig erfreuliche Wahrheit auf den Tisch gebracht: Alkohol ist ein Zellgift – und zwar egal, wie fein wir es verpacken. Besorgniserregend ist der Alkoholkonsum der Deutschen, die laut WHO im Jahr 2020 pro Kopf etwa 11,8 Liter reinen Alkohol konsumierten. Das entspricht etwa 131 Flaschen Wein jährlich. Umso wichtiger ist es, darüber nachzudenken, wie oft wir das Glas anheben.
Die weibliche Perspektive
Wohlgemerkt, Frauen trinken im Vergleich zu Männern weniger, doch Vorsicht! Wenn sie trinken, dann oft riskanter. Bereits ein kleines Glas Wein kann für Frauen riskant sein. Männer haben ein höheres Limit, denn die Biochemie des Körpers ist ganz einfach nicht gleich. Helmut Seitz, ein Arzt, der sich mit diesem Thema auseinandersetzt, erklärt: Frauen haben ein spezielles Enzymsystem im Magen, das in der Verarbeitung von Alkohol nicht optimal funktioniert. Bei gleichem Konsum gelangen somit mehr schädliche Substanzen in ihre Leber.
Die Schattenseiten des Alkoholkonsums sind grau in grau. Über 200 Krankheiten stehen in direkter Verbindung zum Trinken. Leberprobleme kennt man, aber wusstet ihr, dass Alkohol auch das Risiko für Brustkrebs erhöht? Laut einer WHO-Studie wussten nur 21 Prozent der befragten Frauen darüber Bescheid. Man mag es kaum glauben!
Der Mythos der erfolgreichen Frau mit Cocktail in der Hand
In unserer modernen Welt ist es vor allem die erfolgreiche, gebildete Frau, die immer mehr zum Glas greift. Wer kennt sie nicht, die glamourösen Protagonisten aus „Sex and the City“? Samantha, die PR-Beraterin, genießt ihren Cosmopolitan nach einem langen Arbeitstag. Dieses Bild einer selbstbewussten Trinkerfrau hat sich in viele Köpfe eingebrannt.
Aber sind wir mal ehrlich. Ist es tatsächlich die Bedeutung eines „kultivierten Lebens“, die uns da auf den Boden der Tatsachen bringt? Oder ist das einfach nur ein cleveres Verkaufsargument? Podcasterin Nathalie Stüben spricht darüber, wie das weitverbreitete Bild das Trinkverhalten von Frauen beeinflusst, und das ist kein Spaß: „Ich dachte, um ein erwachsenes, kultiviertes Leben zu führen, muss ich halt trinken.“
Die Ignoranz der Risiken
Das Problem ist oft die Unkenntnis über die Gefahren des Konsums. Stüben selbst hatte jahrelang mit ihrem Alkoholproblem zu kämpfen und helpfully wendet sie sich nun an andere Betroffene. „Die meisten denken, sie trinken nur moderat und das sei ungefährlich. Viele Frauen wissen nicht, dass der moderate Konsum zu Brustkrebs führen kann“, erklärt sie mit Nachdruck.
Das Bild unserer Gesellschaft spielt eine erhebliche Rolle, wenn wir über Alkoholkonsum sprechen. Was könnte also geschehen, wenn es auf Alkohol flüssige Warnhinweise gäbe, die wir bereits von Zigaretten kennen?
Initiative für Aufklärung oder nur leeres Gerede?
Vor Kurzem zog der Leiter des öffentlichen Gesundheitsdienstes der USA in Erwägung, Warnhinweise auf alkoholischen Getränken einzuführen. Ein Schritt in die richtige Richtung? Vielleicht. Bisher blieb es jedoch bei Diskussionen im politischen Raum – vor allem in Europa. Da fragt man sich: Wie viel müssen wir wirklich wissen, um informierte Entscheidungen zu treffen?
Ab heute könnt ihr die ARD-Mediathek durchstöbern und die dreiteilige Dokuserie „Dirty Little Secrets: Warum wir immer weiter trinken“ ansehen. Vielleicht seht ihr danach die Welt des Alkohols mit anderen Augen. Denn letztendlich ist Wissen Macht – und Macht kann Leben retten.