Überraschende Entdeckung im Kampf gegen Depressionen: Entzündungshemmer

Depression und chronische, niedriggradige Entzündungen – das ist ein gut dokumentierter Zusammenhang. Neueste Meta-Analysen zeigen, wie die Behandlung der Entzündung Depressionen auf zwei Arten reduzieren kann. Dieses Ergebnis könnte eine vielversprechende Alternative zu Antidepressiva darstellen und deren unerwünschte Nebenwirkungen in den Schatten stellen.

Überraschende Entdeckung im Kampf gegen Depressionen: Entzündungshemmer

von   Kategorie: Wissenschaft
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Das Henne-Ei-Problem: Depression und Entzündung


Bereits seit den 1980er Jahren ist der Zusammenhang zwischen Depression und Entzündung bekannt. Dennoch gibt es kaum klar definierte Antworten auf folgende Fragen: Werden Menschen mit chronischer Entzündung depressiv durch Schmerzen, Müdigkeit und häufige Erkältungen? Oder führt die Depression dazu, dass der Körper entzündet? Und in beiden Fällen – kann die Behandlung von Entzündungen auch Depressionen lindern?

Frühere Studien hatten gemischte Ergebnisse. Generell ist man sich jedoch mehrheitlich einig, dass – wenn die depressiven Symptome ausschließlich durch Entzündungen verursacht werden – deren Behandlung tatsächlich hilfreich sein kann.

Neue Erkenntnisse aus dem Brigham and Women's Hospital


Wissenschaftler des Brigham and Women's Hospital sind zu dem Schluss gekommen, dass viele frühere Studien über die Wirksamkeit entzündungshemmender Behandlungen fehlerhaft waren. Diese Studiendaten haben häufig eine breite Gruppe von depressiven Personen untersucht. Diese umfassten allerdings nicht zwingend Patienten, die sowohl an Depressionen als auch an chronischen Entzündungen litten.

In ihrer eigenen Meta-Analyse wählten sie 11 Studien aus, bei denen die Teilnehmer sowohl chronische Entzündungen als auch Depressionen aufwiesen. Nach dieser Fokussierung blieben sie mit einer überschaubaren Stichprobe von 321 Teilnehmern. Schockierende und vielversprechende Ergebnisse enthielten ihre Ermittlungen.

Ergebnisse und Bedeutung für die Praxis


"Wir haben festgestellt, dass entzündungshemmende Medikamente signifikant sowohl die Schwere der depressiven Symptome als auch die Anhedonie verringern konnten", erklärt Naoise Mac Giollabhui, die Studienleiterin. Anhedonie bezeichnet die reduzierte Fähigkeit, Freude zu empfinden – ein häufiges Merkmal bei Depressionen.

Die Analyse der Forscher zeigte einen Hedges-Wert von 0,4 für Anhedonie. Dieser Wert dient als standardisierte Kennzahl, um die Wirksamkeit der Behandlung zu messen. Praktisch betrachtet bedeutet dies, dass man zufällig eine Person aus beiden Gruppen auswählen könnte, wobei die Person, die mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt wurde, in etwa 60 % der Fälle eine Verbesserung der Symptome berichten würde.

Die Bewertung der allgemeinen depressiven Symptome ergab einen Hedges-Wert von 0,35.

Zukunftsperspektiven und Notwendigkeiten der Forschung


Giollabhui stellt fest, dass die Ergebnisse bestätigen, dass entzündungshemmende Medikamente bei Patienten mit einer dysregulierten Immunantwort die Symptome verbessern können. Dennoch bleibt die Notwendigkeit für weitere Forschung bestehen. Es sind noch viele Schritte erforderlich, um Immun-Biomarker zu entwickeln, die präzise identifizieren, welche Patienten von entzündungshemmenden Therapien profitieren. Zudem müssen Behandlungsmethoden entwickelt werden, die sich gezielt auf dysfunktionale Entzündungsantworten konzentrieren.

"Derzeit haben einige der stärkeren entzündungshemmenden Medikamente ernsthafte Nebenwirkungen, die ihren Einsatz im klinischen Kontext suboptimal machen", so Giollabhui abschließend. Die Ergebnisse dieser Studie wurden im American Journal of Psychiatry veröffentlicht.