Umgang mit Tauben in der Stadt

Ungefähr 620.000 Tauben leben in Deutschland – diese Schätzung stammt vom Naturschutzbund NABU. Stadttauben sind verwilderte Nachfahren der Haustaube. Diese Situation ist das Ergebnis menschlichen Handelns. Tauben nisten sehenswürdig gerne an Gebäuden. Die Unterschiede zwischen Nischen, Fenstersimsen und anderen Vorsprüngen sind für sie kaum bemerkenswert. Verblüffend – Tauben sind extrem standorttreu. Selbst wenn Menschen erfolgreich versuchen, sie zu verscheuchen, kehren sie stets zurück zu ihren angestammten Plätzen.

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Umgang mit Tauben in der Stadt

21. Mai 2025 von   Kategorie: Politik & Recht
Symbolbild Tauben auf der Straße.jpeg

Vergrämung und ihre Herausforderungen


Falken sollen der natürliche Feind der Taube werden. So haben einige bayerische Kommunen, beispielsweise Vilshofen im Landkreis Passau – das wurde oft gesehen – versucht, Falken anzusiedeln. Bürgermeister Florian Gams äußert sich zur Problematik: „Tauben verursachen viel Dreck und nisten sich überall ein.“ Der Aufwand zur Beseitigung der Verschmutzungen ist enorm, insbesondere im Hinblick auf den Kot der Tiere, der sowohl auf Fassaden als auch auf Wegen landet. Vor zehn Jahren entstand die Idee, Falken im Stadtturm zu ansiedeln. Ein Nistkasten wurde errichtet. Doch nach einigen Jahren zeigt die Realität, dass dieser Plan nicht vollends erfolgreich war. In diesem Jahr nistet im Nistkasten eine Taube, die selbst die Falken verdrängt hat. Fazit – diese Maßnahme zeigt nicht den erhofften Erfolg, wie auch Bürgermeister Gams offen einräumt.

Alternative Methoden zur Kontrolle der Taubenpopulation


Eine andere, drastische Methode ist das gezielte Töten von Tauben. Beispielsweise wollte die hessische Stadt Limburg solche Maßnahmen ergreifen. Jedoch bleibt der rechtliche Rahmen problematisch. Die Tauben sind gesetzlich geschützt und fallen nicht unter das Jagdrecht. Nur mit einer Ausnahmegenehmigung ist ein Abschuss erlaubt, etwa bei konkreten Gesundheitsgefahren oder wenn der Denkmalschutz gefährdet ist. In München wird jährlich ein jährlicher Abschuss von etwa 150 bis 300 Tauben verzeichnet.

Medikamentöse Ansätze zur Populationskontrolle?


Eine interessante Möglichkeit stellt der Einsatz eines speziellen Medikaments zur Populationskontrolle dar. In verschiedenen EU-Ländern wird dies bereits seit zwei Jahrzehnten erfolgreich angewendet – oftmals unterstützt von Tierschützern. Tauben werden hierbei gezielt mit Körnern gefüttert, die mit einem Wirkstoff behandelt sind. Dieser Wirkstoff schädigt die Membran zwischen Eidotter und Eiweiß während der Eierentwicklung. Daraus folgt – kein Taubennachwuchs kann entstehen. In Deutschland wurde das Medikament in etwa 20 Städten erprobt. Ziel ist es, die Population innerhalb von vier Jahren um bis zu 70 Prozent zu reduzieren.

Das Projekt „Taubenpille“ in Bayern und seine Herausforderungen


In Bayern war Landsberg am Lech die erste und einzige Stadt, die dieses Medikament genutzt hat. Jedoch pausiert das Projekt seit August 2024 auf Empfehlung der unteren Naturschutzbehörde. Der gesamte Fall wird derzeit von der Regierung von Oberbayern geprüft. Sie beantwortet Anfragen und stellt fest, dass die erforderliche Ausnahmegenehmigung für Landsberg auf dem Prüfstand steht. Es bleibt ungewiss, wann oder ob das Medikament wieder in Landsberg eingesetzt werden kann.

Ein alternativer Ansatz: Das Taubenhaus in Vilshofen


Vilshofen verfolgt mittlerweile einen innovativen Ansatz mit einem Taubenhaus. Dieses sogenannte „Augsburger Stadttaubenmodell“ hat das Ziel, die Tauben von der Straße wegzulocken. Ein eigens gebauter Schlag bietet Nistplätze und Futter – der Kot landet so vermehrt im Taubenschlag, nicht auf der Straße. Luisa Hell hat die Verantwortung für das Taubenhaus übernommen. Anfangs lebten dort acht Tauben; derzeit sind es bereits rund 40, die Zahl soll auf 200 anwachsen. Dreimal pro Woche schauen Hell und ihre ehrenamtlichen Helfer im Taubenhaus vorbei. Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Kontrolle der Nester auf frische Eier. Um die Population zu regulieren, tauscht sie die neu gelegten Eier gegen Gips-Eier aus. In den letzten Monaten sammelte sie insgesamt 120 Stück und hat so neuen Taubennachwuchs erfolgreich verhindert.

Fazit: Ein stetiger Kampf gegen die Taubenplage


Die Problematik der Tauben in städtischen Gebieten bleibt ein aktuelles Thema. Die Lösungsansätze sind vielfältig, doch der Erfolg lässt oft zu wünschen übrig. Ob durch natürliche Feinde – wie Falken, durch medikamentöse Interventionen oder manuelle Populationskontrolle mittels Taubenhäusern – die Suche nach einer nachhaltigen Lösung hält an.