Untersuchung der Herzinfarktursachen bei jüngeren Männern und Frauen

Die Ursachen für Herzinfarkte sind bei jüngeren Erwachsenen deutlich variabel. Eine neue Studie hat faszinierende Ergebnisse zu den Unterschieden zwischen Männern und Frauen präsentiert. Herzerkrankungen werden oft mit verstopften Arterien assoziiert – die Realität ist jedoch differenzierter. Dies ist besonders ausgeprägt bei Frauen, deren Herzgesundheit durch nicht-traditionelle Faktoren beeinflusst wird. Ein anschauliches Beispiel dafür liefert die Mayo Clinic.

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Untersuchung der Herzinfarktursachen bei jüngeren Männern und Frauen

von   Kategorie: Wissenschaft
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Hintergrund und Methodik der Studie



Insgesamt wurden nahezu 3.000 Patienten untersucht. Die Mayo Clinic analysierte zwischen 2003 und 2018 alle Personen unter 65 Jahren in Minnesota mit einem Nachweis von Herzmuskelschäden. Die Forscher klassifizierten die Ursachen in sechs Kategorien. Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Studie war die Unterscheidung der Herzinfarktursachen zwischen den Geschlechtern. Clair Raphael, interventionaler Kardiologe, führt aus: „Dieses Forschungsergebnis beleuchtet Ursachen von Herzinfarkten, die historisch unterbewertet waren, insbesondere bei Frauen.“

Häufigste Ursachen für Herzinfarkte


Laut den Ergebnissen dieser großen Erhebung ist etwa zwei Drittel der Herzinfarkte (68%) auf Atherothrombose zurückzuführen. Diese wird durch verstopfte Arterien verursacht. Insgesamt zeigen weitere Faktoren interessante Ergebnisse. Die klassischen Ursachen sind:

  • Atherothrombose – verstopfte Arterien
  • SCAD (spontane koronare Arterienzerreißung) – ein Riss in der Arterienwand
  • Embolie – ein Blutgerinnsel, das von einem anderen Ort zum Herzen wandert
  • Vasospasmus – vorübergehendes Zusammenziehen der Arterie
  • MINOCA-U (Myokardinfarkt ohne obstruktive koronare Arterien) – Herzinfarkt ohne verstopfte Arterie
  • Versorgungs/Nachfrage-Unstimmigkeit (SSDM) – das Herzmuskels benötigt mehr Sauerstoff als es erhält

Statistisch betrachtet war SCAD deutlich häufiger bei Frauen. Bei den untersuchten Frauen waren nur 47% der Herzinfarkte durch verstopfte Arterien bedingt. Im Vergleich zu den Männern, bei denen 75% der Fälle Atherothrombose aufwiesen, fällt diese Differenz anteilig erheblich ins Gewicht.

Überlebenschancen und Diagnosepannen


Ein besorgniserregender Punkt ist, dass die Langzeitüberlebensraten bei betroffenen Personen, die an SSDM erlitten haben, schlechter ausfielen. Ungefähr ein Drittel der Patienten (33%) starb innerhalb von fünf Jahren. Im Gegensatz dazu gab es für SCAD-Fälle keinerlei kardiovaskulären Todesfälle in diesem Zeitraum. Bei klassischen Atherothrombose-Infarkten lag die Sterblichkeitsrate bei etwa 8%.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie ist die hohe Fehlerrate bei der Diagnosestellung. Über die Hälfte der SCAD-Fälle wurde anfänglich mit anderen Arten von Herzinfarkten verwechselt. Diese Diagnosefehler können dramatische Folgen für die Patienten haben.

Implikationen der Forschung


Die Relevanz dieser Studie geht über die kommenden Jahre hinaus. Es gibt die notwendige Botschaft, dass Ärzte ihr Verständnis über Herzinfarktwurzeln neu überdenken müssen. Rajiv Gulati, Vorstand der Abteilung für interventionelle Kardiologie der Mayo Clinic, bemerkte: „Kliniker müssen ihre Awareness für Zustände wie SCAD und Stressfaktoren schärfen.“ Patienten sollten zudem aktiv nach Erklärungen suchen, wenn ihnen etwas nicht in Ordnung erscheint.

Angesichts dieser Ergebnisse ist das Verständnis der Ursachen für Herzinfarkte für den Behandlungserfolg von entscheidender Bedeutung. Ein bewusster Blick auf die Symptome und deren Ursachen könnte den entscheidenden Unterschied zwischen Heilung und Rückfall bedeuten, wie Raphael abschließend feststellt.

Die Studie wurde im Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht.