Wahlen in Griechenland und Frankreich

access denied · 7. Mai 2012

Viel interessanter als irgendwelche salafistischen Fanatiker sind doch momentan die Wahlen in Frankreich und Griechenland. Griechenland ist undurchsichtig, die Regierungsbildung noch nicht klar. Sicher ist, die bisherigen, vorherrschenden Parteien haben kräftig verloren, weil sie sich den deutschen Vormachtsansprüchen nicht entgegengestellt haben.
Frankreich ist mit Hollande ins Spiel eingetreten. Man wird sehen, was er davon umsetzen wird. Ich bin skeptisch. Widerlich war schnonmal die deutsche Reaktion: "Wir erlauben Hollande, sein Gesicht zu wahren." (Schäuble). WIe großzügig von ihm. Man sieht, wie die Deutschen das restliche Europa betrachten: als Untertan, welcher sich den deutschen Interessen zu beugen hat. Ich denke, in 5-10 Jahren wird die BRD ziemlich viele Feinde haben (zurecht). Die deutschen Medien erklären Hollande und den Griechen ja schon wieder die angebliche Realität. Als Ausweichsplan konzentrieren sich Merkel und Co. gerade im Übrigen auf den Osten, China und Russland.

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Jeffo · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Deutschland ist eins der wenigen Länder der EU,welches seine Wirtschaft unter Kontrolle hat.
Wir dienen der EU als Vorbild, Leitbild, Lehrer und Helfer in der Not.

Komm aus deiner 0815 Billowelt raus wo die Deutschen jedes mal zum Herrenmenschen aufsteigen wollen und alles andere der Unter()mensch ist.
Der Hitlerjoker zieht langsam nicht mehr.

B2T: Griechenland ist uninteressant.Dieses Land wird wirtschaftlich untergehen.Da führt kein Weg mehr dran vorbei.
Frankreich ist allerdings sehr interessant.
Die EU steht ja mehr oder minder unter einer Deutsch-Franzöischer-Vorherrschaft.
Ein politischer Bruch zwischen Deutschland und Frankreich könnte aufjedenfall knifflig werden.

Kadashi · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Ich find es recht uninteressant. Hollande wird sich bald fuegen und Griechenland wird sowieso so weiter machen wie zuvor. Diese eine Stimmen werden sie wohl fast immer bekommen.

access denied · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Nö. Die BRD verdankt ihren Reichtum dem Untergang der umliegenden Länder, welche mit Billiglöhnen und Importen systematisch in den Ruin getrieben wurden. Ökonomen weltweit haben das schon tausendmal wiederholt und zehntausendmal gefordert, dass in Dtl. endlich die Löhne steigen müssen, damit die Weltwirtschaft nicht untergeht (nicht, dass mir das nicht recht wäre).

bushido · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

THE Greek neo-Nazi Golden Dawn party will enter parliament for the first time in nearly 40 years, exit polls showed as ballots closed in an early election that could derail the country's reforms.

The party is calculated to win between six and eight percent of the vote on rising immigration and crime concerns, comfortably above the three-percent threshold required for to enter parliament.

Neo-Nazis elected in the new Greek parliament |
News.com.au

Ich denke das sagt alles.

Man schaue sich die Deppen an, denn weiß man wessen Geistes Kind diese sind:

Bild

{img-src: http://resources1.news.com.au/images/2012/05/07/1226348/889437-20120507nazi.jpg}

maha.rishi · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

da können wir eigentlich nur froh sein, dass bei uns mit den piraten eine partei von der vertrauenskrise der politik profitiert, die demokratisch ist und unserem politischen system gut tuen kann.

Der spiegel titelt mitlerweile auch schon "Merkel will hollande das sparen beibringen". Mit sarkozy geht hoffentlich der letzte, der diese absolut unsoziale politik der deutsche bundesregierung noch uneingeschränkt unterstützt hat. Vielleicht können wir nun endlich einmal von der Fähnchen-im-Wind-Politik unserer Kanzlerin profitieren, wenn sie merkt, dass ihr Handeln niemand mehr mitmacht und sie sich gezwungen sieht die politische Ausrichtung in Richtung Unter- und Mittelschicht der Bevölkerung und weg von einer einseitigen reichen- und wirtschaftsfreundlichen Politik mit eienr kehrwende um 180° neuauszurichten. Im endeffekt geht es hier doch eh nurnoch um 'Geld, Gehälter und Wählerstimmen. Wünschenswert wäre es, sonst haben wir hier bald zustände wie in Griechenland.

_ViEcH_ · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Schade um Frankreich, jetzt muss sich neu abgestimmt werden... was einige Zeit dauern wird, aber auf die Dauer kein Problem darstellen sollte.

Viel beunruhigender ist Griechenland, da bin ich gespannt wie es weitergeht. Der Beitrag von Bushido verheißt ja äußerst Intressantes
Was zum Nachdenken für die ganzen Kritiker aus dem Board: Ist es das was wir wollen wenn wir ständig das System kritisieren und in den Dreck ziehen? Europäisch gesehen: den Ruck nach Rechts oder das Suhlen im linken Matsch, das Ganze stört gewaltig!

raid-rush · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Griechenland ist ein exampel dafür, was passiert wenn die Menschen nicht über Wirtschaftliche/Politische -Folgen aufgeklärt sind.

Zudem wird zugleich genau das klar, was ich gesagt habe, ohne Schutz der Demokratie durch "Gelehrte" wählt sich diese selbst ab und versklavt sich.

Die Aufklärung und Bildung ist einfach nicht gut genug und nicht gleichmäßig verteilt. Schlechte Situationen führen beim Wähler direkt zur Umstimmung (egel ob Schuld oder nicht Schuld der Regierung, es wird automatisch der aktuellen Regierung zugeschrieben) die haben keine Ahnung welche Folgen irgend etwas hat, deshalb sind Hinweise und Informationen in den Medien wichtig um die Bevölkerung zu warnen.

Andernfalls ist es ein leichtes für Extreme mit einfachster Propaganda Stimmen zu sammeln.

Wahlen in einer Krise sind also schwer zu bewerten, da diese immer auf die aktuelle Regierung geschoben wird, obwohl das Problem und die Ursache der Kriese ganz wo anders liegen.

Und ich sage hier ganz klar, sowas wie im "Zweiten Weltkrieg" kann ganz ganz schnell wieder kommen. Die Geschichte hat die Menscheit noch nie belehrt.

Wenn die Demokratie nicht geschützt wird, wird Europa geschwächt und die Radikalen erstarken, damit wird auch die Stablität und der Frieden in Europa gefährdet.

Ein rückschritt in nationales Denken und einseitiger Egoperpektiven wäre ein echter rückfall für die Menschheit.

_ViEcH_ · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Die erste Aussage kann ich uneingeschtänkt unterschreiben. Das Instrument Demokratie hat uns in die "freiheitliche Gesellschaft" geführt, ob gut oder schlecht. Momentan sehe ich keine Alternative dafür und bin deshalb skeptisch allen extremen Positionen bzw. Umbruchstrategien gegenüber.

Das nationales Denken als Solches, finde ich erhaltenswert, ich bin gegen vollkommene Gleichheit, ebenso auch gegen einseitige Differenz! Allerdings mag ich die beiden Begriffe Subsidiarität und Solidarität, die starke Pfeiler sein können um bspw. ein "Friedensgebilde" wie die EU zusammenzuhalten.

theQuest · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Die Problematik liegt aber darin, dass genau in den schlechten Zeiten die Menschen für populistische Phrasen empfänglicher sind. Leben und leben lassen, geht halt nur wen es einem "Gut geht".

Ich sehe aber den Rechtsruck in Griechenland nicht so dramatisch. Protestparteien schwimmen immer wieder auf den Wellen von Angst und Unsicherheit.

Und auch hier wird (irgendwie) sichtbar, dass nur Bildung einen Ausweg aus einer solchen Situation bringen kann. Aber solange man mit den Menschen nicht über antyzyklisches Handeln sprechen kann, muss man sich nicht wundern, wenn man die Nazis im Landtag sitzen hat, oder eben im Schatten der Agropolis.

Die Wahl in Frankreich ist nicht wirklich überraschend geendet. Sarkozy versuchte eben auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Was bei seiner letzten Wahl noch (gut) funktioniert, ging nach hinten los. Es sind weniger die französischen Reaktionen auf die Krise als vielmehr das "Nichteinhalten" von Wahlversprechen, die nun Hollande in das Amt verholfen haben.

Aber auch für Hollande gilt, was für jeden Politiker in Europa gilt: Ohne deine Nachbarn, kannst du keine Politik machen.

Die ganze Welt (oder zumindest Europa) wundert sich über das dynamische Führungsduo Frankreich-Deustchland. Das kann ich nicht nachvollziehen. Frankreich ist der Partner hinsichtlich Wirtschaft und Wissen, Gesellschaft und Politik überhaupt für Deutschland.

Und eine Anmerkung noch: Man hat sich entschieden Griechenland nicht "fallen zu lassen". Nicht weil die Griechen so arme Leute sind, die unser Mitleid verdient hätte. Griechenland soll überleben, um die Stärke eines geeinten Europas zu zeigen. Das Signal: Bei uns geht keiner Pleite, auf uns könnt ihr zählen - darum geht es.

bushido · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Das soll natürlich nicht das Ziel sein, die Reaktion der Menschen und der Rechtsruck (Nigel Farage hat im EU Parlament schon vor einem Jahr davor gewarnt) sind das Ergebnis von Inkompetenz und Lügen der Politik, die die Hilfen einseitig in die "Taschen" der Banken "gespült" und die Menschen insbesondere in Griechenland aber auch im Rest der EU im Stich gelassen hat.

Wir sollten uns alle darüber bewusst werden, dass die "herrschende Klasse" nicht an unserem Wohlergehen interessiert ist, sondern in erster Linie ihr Projekt mit Namen EU / EURO aufrechterhalten will. Im Moment verhalten die Menschen sich nach wie vor wie der Frosch im mit Wasser gefüllten Kochtopf, welches von dem nicht demokratisch legitimierten "Kopf" der EU langsam erhitzt wird.

Wenn wir ein System wollen, in dem es wirklich allen Menschen europa- und weltweit gut geht, wird das alte zwangsläufig zusammenbrechen müssen, und dass das Finanzsystem in seinem derzeitigen Aufbau irgendwann einen Punkt erreicht, an dem nichts mehr zu retten ist, sollte auch jedem klar geworden sein. Diesen Punkt haben wir meiner Meinung nach fast erreicht. Das hat auch nichts damit zu tun, dass ich oder andere Kritiker Hunger und Elend über Europa kommen sehen wollen oder eine Rückkehr des Kommunismus/Sozialismus propagieren, wir wollen das alle Menschen gleichermaßen profitieren und niemand außen vor gelassen wird.

Es kann niemand bestreiten, dass das Schuldgeldsystem, auch wenn das vielen nicht bewusst ist, zu einer schleichenden "Versklavung" der Weltbevölkerung geführt hat.

n0b0dy · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Von Hollande erwarte ich auch nicht viel, aber damit könnte der neoliberale Fiskalpakt ein paar Risse bekommen. Außerdem hetzt er nicht so gegen Migranten, wie Sarkozy.

Der Einzug der Neofaschisten in Griechenland ist dramatisch. Zumindest hat es die zweite rechtsradikale Partei LAOS nicht über die 3% Hürde geschafft. Ein Schritt in die richtige Richtung ist jedenfalls der Erfolg von SYRIZA, das Bündnis der radikalen Linken, die sich einzige politische Kraft konsequent gegen die Sparmaßnahmen positioniert und stark in den Massenprotesten dagegen engagiert hat. So konnte SYRIZA ihr Wahlergebnis von 4,6% (Wahl 2009) auf 16,78% vervierfachen. Zusammen mit der kommunistischen Partei wären das über 25% für offen antikapitalistische, linksradikale Parteien. Ein Rechtsrutsch ist das sicher nicht, sondern eine enorme Polarisierung, die eher ins linke Lager tendiert.
Die offiziellen Ergebnisse zu Griechenland gibts hier auf der Seite des Innenministeriums: Klick.

b00tb0y · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Jaja die Salafisten sind so ja so unwichtig weils ja nicht vor meiner Haustür passiert und Griechenland sooo wichtig... Was wäre gebacken wenn die Rechten wieder in SA Manier durch die Straßen ziehen würden.

Tja in Griechenland sind jetzt die Stimmen an die Radikalen gegangen, sowohl die Nationalisten als auch an die Kommunisten, die Leute merken das die "Demokratie" in jetztiger Form eine Farce ist. Der Rest wird sich der EU Diktatur weiter beugen und wir schicken weiter die Euros nach Athen...

Frankreich intressiert mich mal ganz und garnicht, Holland oder Sarkozy, Le Pen hätte es werden müssen!

Was is eig mit Serbien Parlamentswahl?

r4Z3r · 7. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Wie kommst du auf diese Annahme? Wieso sind die Griechen nicht politisch/wirtschaftlich aufgeklärt?!

bushido · 9. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Die Eurokraten scheinen in Panik zu geraten. Anscheinend haben die Wahlergebnisse in Griechenland und Frankreich für einiges an Bewegung gesorgt.

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Im folgenden noch die Einschätzungen von P. Escobar

access denied · 9. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Das in Griechenland ein gewisses Maß an Korruption herrscht, ist unbestritten. Das deutsche Firmen und Konzerne dies jahrezehntelang gefördert haben, aber ebenso. Deswegen hält sich die deutsche Regierung bis heute sehr zurück, was das Thema angeht, denn die eigene Klientel profitiert eben davon, dass man für 20 Scheine jede Baugenehmigung kriegt und ähnliches.

Sehr aufschlussreich. Das deutsche Spardiktat ist nämlich in der EU gar nicht gerne gesehen und ist auch völlig kontraproduktiv. Es nutzt alleine Deutschland, dass kein Interesse daran hat, dass die Ökonomien in der EU funktionieren, denn das schwächt die Exporte.

Das Problem für die EU heisst nach wie vor BRD.

Wenn's zum Krieg kommt, geh ich nach Frankreich und kämpfe auf deren Seite.

Jeffo · 9. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

:lol: Du bist einfach köstlich.Keine militärische Erfahrung und Wehrdienst verweigert, aber die Schnauze groß aufmachen,gell?

Wenn du dein eigenes Volk so sehr hasst,dann hau doch einfach bitte ab.Mal sehen wie schnell zu zu deiner verhassten BRD zurückgekrochen kommst.
Wird ja irgendwo nen Grund geben, wurdest du aufgrund deiner Art von deinem sozialem Umfeld verstoßen oder woran liegts?

maha.rishi · 9. Mai 2012

AW: Wahlen in Griechenland und Frankreich

Äußerst interessant, dass scheibar auch die Medien mitlerweile die Parallelen zur deutschen Vorkriegsgeschichte herausstellen. So langsam sollte man sich wirklich gedanken machen in Berlin, ob wirklich alles, was man europapolitisch diktiert wirklich so klug ist. Anderen das Sparen aufzudrücken ist immer einfach wenn man selber gut darsteht.

Unregierbares Griechenland

Willkommen in Weimar

Eine Kolumne von Wolfgang Münchau
Das Chaos bei der Regierungssuche in Athen zeigt: Griechenland steht heute dort, wo sich die Weimarer Republik 1930 befand. Die Sparpolitik und die Bindung an den Euro verhindern eine wirtschaftliche Erholung. Auf Dauer gefährden sie die Demokratie.
Die Deutschen haben aus dem Zusammenbruch ihrer Demokratie im Jahre 1933 alle nur denkbaren Konsequenzen gezogen - nur die eine nicht: Die am meisten unterschlagene Ursache der deutschen Katastrophe war das fatale Festhalten am Goldstandard. Die feste Bindung der Reichsmark und anderer Währungen an den Wert des Goldes verhinderte, dass die Notenbanken mit einer flexiblen Geldpolitik auf den Börsencrash von 1929 reagieren konnten. Was in den USA begann, wuchs sich zu einer Weltrezession aus.
Griechenland steckt heute in einer ähnlichen Klemme. Der Euro wirkt sich auf das Land ähnlich aus wie der Goldstandard auf Deutschland in den dreißiger Jahren. Der Euro verhindert, dass Griechenland durch eine Abwertung seiner Währung wieder wettbewerbsfähig werden kann. Die Sparpolitik führte damals wie heute zu einer wirtschaftlichen Depression. Vor allem sind die politischen Parallelen frappierend. Die demokratischen Volksparteien in Griechenland haben bei der Wahl am Wochenende keine Parlamentsmehrheit mehr bekommen - trotz der Tatsache, dass die größte Partei noch mal quasi als Geschenk ein Sechstel aller Sitze dazu erhält. Dafür sitzen jetzt Neonazis im Parlament.
Die Wahlen in Griechenland sind für uns in Deutschland weitaus wichtiger als der Machtwechsel in Paris. Sie zeigen uns nämlich, dass die Krisenpolitik von Angela Merkel und ihren europäischen Verbündeten an den politischen Realitäten zu scheitern droht. Entscheidend für dieses Scheitern sind nicht die Haushaltskürzungen an sich, sondern das endlose Sparen in einem System fester Wechselkurse. Damals im Goldstandard wie heute im Euro-System bedeutet diese Kombination, dass die Sparpolitik einen Mechanismus in Gang gesetzt hat, der Wachstum auf Dauer verhindert und die Schuldenkrise dadurch noch verstärkt.
Vor kurzem sprach ich mit einer Reihe griechischer Politiker und Journalisten und bemerkte eine überraschende Einstimmigkeit in der politischen Diagnose. Das Problem sind nicht die Einschnitte, sondern die Perspektivlosigkeit. Wenn man weiß, dass man nach drei Jahren des Sparens wieder eine solide Basis für zukünftiges Wachstum geschaffen hat, dann ist die Aktion unangenehm, aber psychologisch erträglich.
Griechenland indes steckt mittlerweile im fünften Jahr einer Depression, und die Wirtschaftsleistung fällt immer noch schneller als prognostiziert. Es ist nach fünf Jahren immer noch nicht klar, ob Griechenland im Euro bleiben kann. Selbst die griechischen Befürworter der Austeritätspolitik können nicht mit Sicherheit garantieren, dass es reichen wird. Zum Euro-Austritt kann es trotz des Sparens kommen.
Die giftige Dynamik der Schuldenkrise
Die giftige Dynamik einer Schuldenkrise besteht in der Kombination aus hohen Schulden, öffentlichem Sparen, Deflation und einem festen Wechselkurs. Man hört oft von Vertretern kleiner Länder, etwa Schweden oder Finnland, dass sie ihre Probleme durch eiserne Sparprogramme gelöst hätten. Vertreter dieser Staaten reagieren empört, wenn man ihnen sagt, dass ihre Erfahrungen für uns heute bedeutungslos sind. Beide Länder hatten nämlich das Glück, ihre Finanzkrise Anfang der neunziger Jahre zu durchleben - zu einem Zeitpunkt, als die Welt um sie herum stabil war. Schweden und Finnland haben kräftig abgewertet und damit ihrer Industrie einen enormen Wachstumsimpuls gegeben.
In einem System fester Wechselkurse geht das nicht. Wenn es hier zu einer Schieflage kommt, muss die Anpassung über Löhne und Preise erfolgen. Und das ist in einer freien Marktwirtschaft oft nur begrenzt und unter großen gesellschaftlichen Verwerfungen möglich. Griechenland kann seine Währung nicht abwerten, es kann höchstens die Euro-Zone verlassen. Dieser Austritt mag am Ende möglich sein, ist aber in den Euro-Verträgen nicht vorgesehen und käme einem juristischen und möglicherweise ökonomischen Alptraum gleich.
Was heute der Euro für Griechenland, war für Weimar die starre Bindung der Reichsmark ans Gold. Wie der Wirtschaftshistoriker Charles Kindleberger bereits vor langer Zeit feststellte, sorgte der Goldstandard für die globale Verbreitung der Großen Depression. In den dreißiger Jahren erholten sich jene Volkswirtschaften am schnellsten, die sich frühzeitig vom Goldstandard verabschiedeten. Die Krise dauerte aus diesem Grund zum Beispiel in Frankreich länger als in Großbritannien.
Droht in Griechenland der Rückfall in eine Diktatur?
Die historischen Parallelen sind wichtig, um die Wirkungsmechanismen zu verstehen. Man sollte den Vergleich natürlich nicht überstrapazieren. Es droht in Griechenland keine Machtübernahme der Neonazis. Geschichte überträgt sich nicht eins zu eins. Worum es mir geht, ist die unausweichliche Katastrophe einer prozyklischen Wirtschaftspolitik in einem System fester Wechselkurse ohne Euro-Bonds und ohne automatische Transferleistungen.
Die griechische Katastrophe kann verschiedene Formen annehmen: Ein Austritt aus dem Euro oder aus der Europäischen Union wäre gar nicht mal die schlimmste Variante. Der Worst Case wäre im Falle Griechenlands der Rückfall in eine Diktatur. Die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios wächst mit dem Grad politischer Instabilität. Schon heute wirkt es so, als ließe sich Merkels Sparpolitik auf den Straßen von Athen allenfalls noch mit Waffengewalt durchsetzen.
Der us-amerikanische Finanzminister Andrew Mellon wollte während der Großen Depression "Arbeitsplätze liquidieren, Vorräte liquidieren, die Farmer liquidieren, Immobilien liquidieren, die Fäulnisse aus dem System waschen". Es ist der berühmteste Zitatbeleg für den größten Irrtum der Wirtschaftsgeschichte. In Deutschland sind die modernen Varianten dieses Irrglaubens immer noch salonfähig.

Quelle: Euro-Krise: Sparpolitik verstärkt die Schuldenkrise in Griechenland - SPIEGEL ONLINE

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