#1 9. Oktober 2007 Es ist nicht so, dass sämtliches soziales Verhalten des Menschen sich an der Keule der Strafe orientiert. Und doch kann bereits eine Drohung Wunder wirken. Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf den Tischen. Das weiß das Volk spätestens, seitdem die Vandalen anno 455 in Rom einfielen und im Machtvakuum nach dem Tod des Kaisers Valentinian III. die Stadt plünderten. Es bestätigte sich auch nach dem 11. September im Jahre des Herrn 2001, als die New Yorker Polizei mit den Folgen der Anschläge auf das World Trade Center beschäftigt war und diese Gelegenheit Mitbürger reihenweise zu Dieben an den Geldautomaten machte. Weltpolizeilich gesehen versucht seitdem die amerikanische Katze wieder für Ordnung zu sorgen – was die Volksweisheit nur bestätigt. Erst die Androhung von Strafe bewegt den Menschen dazu, sich an die Gesetze zu halten. Wenn das so wäre, dachten sich wohl Hirnforscher um Manfred Spitzer von der Universität Ulm und Ernst Fehr von der Universität Zürich, dann muss es im Gehirn so etwas wie einen neuronalen Polizisten geben. Also Schaltkreise von Neuronen, die nicht nur ständig analysieren, ob der daran angeschlossene Mensch eine soziale Norm bricht, sondern auch, ob ihm daraus eine Strafe drohen könnte. Zum Beleg ihrer Vorstellung verwickelten die Wissenschaftler freiwillige Probanden in verschiedene Spiele. Ein Akteur A erhielt dabei 100 Geldeinheiten (GE) und konnte, so viel er wollte, dem Partner B abgeben. Bei mehreren Versuchen verteilte A im Durchschnitt zehn GE, was wohl so etwas wie der grundsätzlichen Fairness des menschlichen Miteinanders entspricht. In einem zweiten Versuch hatte B indes die Chance, auf eine seiner Meinung nach knauserige Aufteilung durch eine Strafe zu reagieren. Allein diese Konstellation bewegte A dazu, im Mittel 40 GE abzutreten. Die Androhung von Strafe kann den Menschen also dazu bewegen, das Gemeinwohl nicht gänzlich zu vernachlässigen. Der Polizist im Kopf Nun wollten die Forscher wissen, wo im Kopf dieser Polizist sitzt. Dazu legten sie die Probanden in den Hirnscanner und ließen sie erneut das Geldspiel spielen, jeweils mit und ohne Strafmöglichkeit. Dabei zeigte sich, dass unter der Straf-Bedingung, Zentren von Nervenzellen im oberen, seitlichen Stirnhirn besonders aktiv waren, also etwa da, wo ein Seitenscheitel sitzen würde. Erstaunlicherweise tauchten einzelne Probanden auf, die in den dortigen Arealen jeweils eine extrem starke Aktivierung aufwiesen. Die Forscher nannten sie machiavellistische Persönlichkeiten, nach dem toskanischen Staatsphilosophen und Machtpolitiker Machiavelli, der 1527 in Florenz starb. Diese Charaktere zeichneten sich in den Versuchen dadurch aus, dass sie freiwillig, also wenn keine Strafe drohte, kaum Geld abgaben. Mussten sie jedoch für ihren Egoismus Vergeltung befürchten, so boten sie bereitwillig Beträge deutlich über dem Durchschnitt an. Es wird nun nicht so sein, dass sämtliches soziales Verhalten des Menschen sich an der Keule der Strafe orientiert. Aber wenn zum Beispiel Autofahrer beim Anblick einer Verkehrsstreife schlagartig bremsen, so wissen wir, wer sich in ihrem Inneren zu Wort gemeldet hat: Ein Polizist in Form von kleinen Nervennetzwerken. Quelle: Siefers Hirnwelten: Warum wir erpressbar sind - Neurowissenschaft - FOCUS Online - Nachrichten + Multi-Zitat Zitieren
#2 9. Oktober 2007 AW: Warum wir erpressbar sind interessanter text! denke nur, dass grad dieses verhalten stark durch die anerzogene moral beeinflusst ist. es gibt nämlich auch genug beispiele, wo selbst strafne nix nützen. und da isses meiner meinung nach an der erziehung und der moralentwicklung gescheitert. mich würde mal interessieren, ob es auch möglich wäre diese gehrinareale zu reizen und somit ein bestimmtes verhalten zu erreichen. + Multi-Zitat Zitieren