Zusammenhang zwischen ADHS und erhöhter Belastung durch Schwermetalle

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse haben einen besorgniserregenden Zusammenhang zwischen der Belastung mit gängigen Schwermetallen und der Häufigkeit von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) enthüllt. Eine aktuelle Studie, durchgeführt von Forschern der Universität Rovira i Virgili, stützt sich auf frühere Forschungsergebnisse. Diese Studie zeigt auf, dass Metalle wie Blei und Kupfer stark mit der Zunahme an ADHS-Fällen und der Schwere der Symptome assoziiert sind.

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Zusammenhang zwischen ADHS und erhöhter Belastung durch Schwermetalle

von   Kategorie: Wissenschaft
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Methodik der Studie


Die Forscher untersuchten den möglichen Zusammenhang zwischen den Urinkonzentrationen von 15 verschiedenen Schwermetallen und der Diagnose sowie der Schwere der ADHS-Symptome bei Kindern im Alter von 6 bis 15 Jahren aus Barcelona und Tarragona. Die Verteilung war bemerkenswert: 35,8 % stammten aus Barcelona, während 64,2 % aus Tarragona kamen. Von den 190 untersuchten Kindern wiesen 124 eine ADHS-Diagnose auf, während 66 Kinder nicht betroffen waren.

Getestete Metalle und Ergebnisse


Die Studie konzentrierte sich auf 15 Metalle:
  • Blei (Pb)
  • Arsen (As)
  • Quecksilber (Hg)
  • Cadmium (Cd)
  • Chrom (Cr)
  • Kupfer (Cu)
  • Kobalt (Co)
  • Antimon (Sb)
  • Zink (Zn)
  • Selen (Se)
  • Magnesium (Mg)
  • Vanadium (V)
  • Mangan (Mn)
  • Nickel (Ni)
  • Molybdän (Mo)
Die Forscher sammelten 190 Urinproben von fastenden Kindern. Diese Vorgehensweise reduzierte das Risiko von externer Kontamination durch Umweltfaktoren. Die Ergebnisse waren verblüffend: Kinder mit den höchsten Konzentrationen an Blei, Cadmium, Kupfer und Antimon wiesen eine höhere Inzidenz von ADHS auf. Besonders bemerkenswert ist der Zusammenhang zwischen erhöhten Kupfer- und Cadmiumwerten und schwereren Symptomen der Unaufmerksamkeit. Dies ist ein häufiges Merkmal bei Mädchen mit ADHS.

Zunahme von ADHS-Diagnosen in den USA


In den USA ist die Diagnose von ADHS bei Kindern und Jugendlichen von 6,1 % im Jahr 1998 auf über 11 % im Jahr 2022 gestiegen. Bemerkenswert ist, dass, ähnlich wie bei den Statistiken zu Autismus, es nur wenig Beweise dafür gibt, dass mehr Menschen tatsächlich ADHS entwickeln. Vielmehr wird eine höhere gesellschaftliche Sensibilität und ein besseres Verständnis für die Erkrankung bei Frauen und Erwachsenen angenommen. Bis vor kurzer Zeit wurden Mädchen oft unterdiagnostiziert oder fälschlicherweise mit anderen Stimmungsstörungen diagnostiziert, die Symptome von zugrunde liegendem ADHS widerspiegeln.

Die Rolle der genetischen Veranlagung


Es ist wichtig, zu beachten, dass ADHS eine hohe genetische Vererbbarkeit aufweist, die zwischen 70 und 80 % liegt. Dies erschwert die Identifizierung eines einzigen "Ursprungs". Genetische Faktoren sind in der Wissenschaft bekannt. Doch das Umfeld hat signifikanten Einfluss auf das Funktionieren unserer Gene, ein Konzept, das gut als Epigenetik bezeichnet wird. Allerdings ist dies ein komplexes und hoch individualisiertes Feld, das schwer zu untersuchen ist.

Chemische Gefährdungen und deren Herkunft


Die Forscher verweisen darauf, dass die in den Tests gefundenen Metalle häufig auf bekannte Quellen zurückzuführen sind. Blei kann beispielsweise durch alte Farbe und Rohrleitungen in das Wasser gelangen. Auch Arsen und Antimon aus Erde, Staub und Industrieemissionen sind verbreitete Gefahrenquellen. Cadmium kommt häufig in kontaminierten Getreidearten, Spinat, Erdnüssen und Düngemitteln vor. Kupfer stammt oft aus alten Rohren und Kochgeschirr. Interessanterweise hatten Kinder in Tarragona höhere Werte für Antimon und Arsen, was auf regionale Faktoren zurückzuführen ist.

Vanadium hingegen zeigte eine negative Korrelation mit ADHS. Zu diesem noch unzureichend erforschten Spurenelement gibt es Hinweise auf potenzielle Vorteile, insbesondere bei der Behandlung von Depressionen, Schizophrenie und Alzheimer. Dennoch ist es für die menschliche Biologie noch nicht als essentielles Mineral bewiesen. Weitere Studien sind notwendig, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu bewerten.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen


Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die komplexen Wechselwirkungen zwischen der Exposition gegenüber Schwermetallen und neurodevelopmentalen Störungen. Ein umfassendes Verständnis der Zusammenhänge könnte helfen, die Auswirkungen von Umweltfaktoren auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern zu minimieren. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass eine Reduzierung der Exposition gegenüber Schwermetallen möglich ist. Dies kann durch die Nutzung von Wasserfiltern geschehen oder durch das Vermeiden von heißem Wasser beim Kochen, da Metalle bei Wärme schneller auslaugen. Alte Stadtböden können ein höheres Risiko für Blei- und Arsenkontamination darstellen; daher ist eine gute Hygiene entscheidend.

Zusammenfassend stellt diese Forschung einen wichtigen Schritt dar, um die Rolle von Schwermetallexposition in der Entstehung von ADHS besser zu verstehen. Künftige Studien sollten sich darauf konzentrieren, die langfristigen Auswirkungen und spezifischen biologischen Mechanismen zu untersuchen.

Diese Ergebnisse heben die komplexen Wechselwirkungen zwischen der Exposition gegenüber Schwermetallen und neurodevelopmentalen Störungen hervor und liefern wertvolle Erkenntnisse für die Forschung, um die Beziehung zwischen diesen Faktoren weiter zu untersuchen, um die Auswirkungen von Umweltfaktoren auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern zu minimieren."


Die Forschung wurde im Journal of Attention Disorders veröffentlicht.

Quelle: Universität Rovira i Virgili auf Psypost