Was ändert sich mit der Bürgerversicherung?
Wenn die Bürgerversicherung kommt, dann würden alle Bürger einen bestimmten Prozentsatz ihres Einkommens in diese Bürgerversicherung einzahlen. Das würde aber nicht nur für die Löhne und die Gehälter gelten, sondern auch für die Einkünfte aus selbstständigen und freiberuflichen Tätigkeiten, sowie Einnahmen aus Vermietungen oder anderen Tätigkeiten. Die Krankenkassen hätten, was die Höhe der Beiträge angeht, freie Hand, um auch weiterhin einen Preiswettbewerb garantieren zu können, alle Zusatzbeiträge würden aber wegfallen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen dann den gleichen Anteil in die Bürgerversicherung ein.
Die Beitragsbemessungsgrenze – ein Streitthema
Auch für die Volksversicherung soll es eine Beitragsbemessungsgrenze geben, allerdings ist dieser Punkt bei den Parteien, die die Bürgerversicherung befürworten, sehr umstritten. Gestritten wird um die Höhe dieser Bemessungsgrenze. Die SPD und auch die Grünen wollen die Grenze bei 4350 Euro festlegen. In diesem Fall müssten alle, die in den alten Bundesländern leben und im Monat bis zu 6350 Euro verdienen (5700 Euro in den neuen Bundesländern), in die Krankenkassen einzahlen. Die Linkspartei hingegen möchte eine Bürgerversicherung komplett ohne eine Beitragsbemessungsgrenze, was alle, die ein hohes Einkommen haben, deutlich mehr belasten würde.
Eine Versicherung für alle?
Die Bürgerversicherung soll jeden aufnehmen, unabhängig von seinem Gesundheitszustand und Alter, wobei sie sich an der gesetzlichen Krankenkasse orientiert. Alle, die noch privat krankenversichert sind, könnten ohne Probleme in die Bürgerversicherung wechseln und ihr probeweise für ein Jahr beitreten. Die Leistungen orientieren sich an denen der gesetzlichen Krankenversicherung, aber die Bürger haben die Möglichkeit, private Zusatzversicherungen abzuschließen. Kritiker sehen hier wieder ein Zweiklassensystem, denn nur wer das nötige Geld hat, der kann sich eine bessere gesundheitliche Versorgung leisten, wer weniger verdient, der muss sich mit einer Grundversorgung zufriedengeben.
Ist die Bürgerversicherung auch eine Familienversicherung?
Wie in der gesetzlichen Krankenversicherung, so soll auch in der Bürgerversicherung die Familie mit versichert werden. Zwischen den einzelnen Konzepten der Parteien gibt es allerdings Unterschiede. Die SPD möchte, dass es eine Regelung ohne Ausnahmen gibt, während die Grünen wollen, dass die Paare, bei denen beide Partner verdienen, nicht bevorzugt werden. Es soll ein Beitragssplitting beim Haushaltseinkommen geben, das auf beide Partner verteilt wird, wobei jeweils die Beitragsbemessungsgrenze gelten soll. Wenn aber einer der Partner nicht arbeitet, weil er sich vielleicht im Rahmen der Elternzeit um die Kinder kümmert, dann soll die Regelung nicht greifen. Zudem bleiben die Kinder nach dem Konzept der Grünen auch ohne einen zusätzlichen Beitrag bei den Eltern mitversichert.
Was spricht für eine Bürgerversicherung?
Die SPD, die Grünen und auch die Linkspartei, die die Bürgerversicherung befürworten, wollen erreichen, dass die Krankenkassen höhere Einnahmen erzielen, was dann angeblich ein höheres Leistungsniveau bei der Grundversorgung ermöglichen würde. Alle Versicherten werden gleich gut behandelt und es wird keine Unterschiede mehr geben. Mit der Bürgerversicherung würde es zum Beispiel keine langen Wartezeiten für einen Termin beim Facharzt mehr geben und alle, die heute privat versichert sind, müssten nicht länger unter den stetig steigenden Beiträgen bei den privaten Krankenkassen leiden. Das Prinzip der „Zwei-Klassen-Medizin“ würde mit der Bürgerversicherung der Vergangenheit angehören.
Welche Nachteile gibt es?
Die FDP, die Union aus CDU und CSU, aber auch die Ärzteschaft und die privaten Krankenversicherungen lehnen die Bürgerversicherung ab. Es würden unter anderem Tausende von Arbeitsplätzen bei den privaten Krankenversicherungen und den Versicherungsmaklern wegfallen, aber auch die Einnahmen von Krankenhäusern und Ärzten würden deutlich sinken, weil es keine Privatversicherten mehr gibt. In der Folge wird dann auch die gesundheitliche Versorgung schlechter. Auch der fehlende Wettbewerb zwischen den gesetzlichen und den privaten Krankenkassen würde mit Einführung einer Bürgerversicherung wegfallen, was wiederum die Leistungen für die Versicherten verschlechtern würde.
Ob sich die Bürgerversicherung durchsetzen wird, ist sehr fraglich. Solange sich die Parteien nicht über die grundsätzlichen Punkte einig werden, wird diese Versicherung, in der alle Bürger gleich behandelt werden, keine Chance haben, obwohl eine Mehrzahl der Deutschen sich mit einer Bürgerversicherung anfreunden könnte.
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Textquelle: Versicherungen-Blog.net