Man sollte aber nicht vergessen, dass es neben den genetischen Einflüssen auch wichtige soziale Faktoren für die Entwicklung von Empathie eine Rolle spielen. Ausgewertet wurden für die Studie rund 88-tausend Männern und Frauen europäischer Abstammung, deren Genom vollständig analysiert worden waren. Der sogenannte „Reading the Mind in the Eyes“-Test lieferte für jeden Teilnehmer einen Messwert der Empathiefähigkeit.
Es bestätigte sich zunächst, dass Frauen empathischer sind als Männer. Die Erblichkeit des Merkmals war für beide Geschlechter gleich stark ausgeprägt: Die Höhe der erreichten Punktzahl im Augentest ließ sich zu 5,8 Prozent auf bestimmte genetische Merkmale zurückführen. Bei 1500 ein- und zweieiigen Zwillingen aus der Studiengruppe zweigte sich eine mit 28 Prozenigen Erblichkeit des Empathievermögens ein noch deutlicheres Ergebnis. Im weiblichen Genom fanden die Wissenschaftler außerdem DNA-Abschnitte, der eng mit der Empathiefähigkeit verbunden war.
Die Forscher entdeckten auch andere Zusammenhänge: So erwies sich das Risiko, an Magersucht zu erkranken, als umso höher, je besser das Ergebnis im Augentest war. Eine Erklärung dafür gibt es noch nicht. Ein Zusammenhang des Empathiewertes mit autistischen Störungen war nicht nachweisbar. Stark empathische Personen hatten im Schnitt höhere Schulabschlüsse und einen höheren IQ. Wie genau sich die genetischen Merkmale auf weitere Hirnaktivitäten auswirken, die für die Empathiefähigkeit zuständig sind, soll nun in weitere Auswertungen und Studien klären.