Empathie ist teilweise erblich

Artikel von Jonas Hubertus am 13. Juni 2017 um 23:49 Uhr im Forum Wissenschaft & Forschung - Kategorie: Wissenschaft

Empathie ist teilweise erblich

13. Juni 2017     Kategorie: Wissenschaft
Menschen mit guter Empathie können Gefühle sowie Absichten eines anderen an dessen Augen ablesen. So funktioniert ein neuer Augentest zur Messung kognitiver Empathie. Anhand mehreren Fotos von Augenpaaren sollen die Probanden bestimmte Eigenschaften wie misstrauisch, sympathisch, dominant oder zufrieden zuzuordnen. In Kombination mit einer Erbgutanalysen haben Wissenschaftler jetzt in der bisher größten Studie dieser Art untersucht, wie stark die Empathiefähigkeit in den Genen liegt. Unter anderem wurde dabei im weiblichen Erbgut ein Gen mit bisher unbekannter Funktion identifiziert, welches Frauen im Test bessere Abschneiden lassen könnte. Auch aufgefallen sind Zusammenhänge zwischen Empathie und anderen geistigen Fähigkeiten berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Molecular Psychiatry“.

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Man sollte aber nicht vergessen, dass es neben den genetischen Einflüssen auch wichtige soziale Faktoren für die Entwicklung von Empathie eine Rolle spielen. Ausgewertet wurden für die Studie rund 88-tausend Männern und Frauen europäischer Abstammung, deren Genom vollständig analysiert worden waren. Der sogenannte „Reading the Mind in the Eyes“-Test lieferte für jeden Teilnehmer einen Messwert der Empathiefähigkeit.

Es bestätigte sich zunächst, dass Frauen empathischer sind als Männer. Die Erblichkeit des Merkmals war für beide Geschlechter gleich stark ausgeprägt: Die Höhe der erreichten Punktzahl im Augentest ließ sich zu 5,8 Prozent auf bestimmte genetische Merkmale zurückführen. Bei 1500 ein- und zweieiigen Zwillingen aus der Studiengruppe zweigte sich eine mit 28 Prozenigen Erblichkeit des Empathievermögens ein noch deutlicheres Ergebnis. Im weiblichen Genom fanden die Wissenschaftler außerdem DNA-Abschnitte, der eng mit der Empathiefähigkeit verbunden war.

Die Forscher entdeckten auch andere Zusammenhänge: So erwies sich das Risiko, an Magersucht zu erkranken, als umso höher, je besser das Ergebnis im Augentest war. Eine Erklärung dafür gibt es noch nicht. Ein Zusammenhang des Empathiewertes mit autistischen Störungen war nicht nachweisbar. Stark empathische Personen hatten im Schnitt höhere Schulabschlüsse und einen höheren IQ. Wie genau sich die genetischen Merkmale auf weitere Hirnaktivitäten auswirken, die für die Empathiefähigkeit zuständig sind, soll nun in weitere Auswertungen und Studien klären.
 

Kommentare

#2 14. Juni 2017
Spannend, ich danke dir für diesen Beitrag! Dass Empathie nicht nur von der Sozialisation, sondern auch von der genetischen Veranlagung abhängt, habe ich mir schon gedacht. Ansonsten müssten sich Geschwister im Bezug auf empathische Fähigkeiten teils sehr viel ähnlicher sein, als sie das meinen Beobachtungen nach wirklich sind.

Vor allem die entdeckten Zusammenhänge finde ich aber sehr spannend, bin da auf weitere Untersuchungen und Ergebnisse gespannt.
 
#4 19. Juni 2017
Bin etwas über dem Durchschnitt. Viele Personen haben aber auch Makeup auf und irritieren damit den Ausdruck der Augen. Heutzutage ist vieles mehr Schein als Sein und ich denke, dass dies auch unserer Problem ist, mit anderen zu erfolgreich kommunizieren.
 
#5 19. Juni 2017
Muss ehrlich sagen, das ich die Frauengesichter wie du sagst, aufgrund des Makeups nur schwer einordnen konnte. Abgesehen davon, dass manche Auswahlmöglichkeiten sich überschneiden - "nachdenklich" oder "fantasierend" was ist da jetzt der unterschied ^^. Aber gut fürn Durchschnitt hat es bei mir auch gereicht ^^
 
klaiser gefällt das.
#6 26. Juni 2017
Wäre es so einfach nur durch die Augen die Gefühle und Absichten zu lesen, hätte uns die Natur nur Augen geschenkt. Alles was nicht mehr benötigt wird, wird während der Evolution abgelegt.(z.B. unsere Haare) Alles hat schon seine Berechtigung, denke ich.