Nicht jeder kommt in den Genuss
Während andere Staaten noch immer mit dem Problem Cannabis zu kämpfen haben, hat sich Uruguay dazu entschlossen, in die Offensive zu gehen und Gras zu legalisieren. Aber einfach so in die nächste Apotheke marschieren funktioniert nicht, denn bevor es ans Kiffen geht, muss sich jeder, der Gras kaufen will, beim Staat registrieren und sich durch einen elektronischen Fingerabdruck identifizieren. Erlaubt ist der Kauf nur Uruguayern und Menschen, die seit mindestens einem Jahr im Land leben. Wer als Tourist nur auf der Durchreise ist, der hat Pech, denn Uruguay will schließlich kein Touristenziel für Kiffer werden.
Da in Uruguay das Gras meist pur und ohne die Beimischung von Tabak geraucht wird, gehen die Behörden davon aus, dass zehn Gramm in der Woche ausreichen, um zehn Joints zu drehen und zu rauchen. Bislang haben sich 5000 Einwohner beim staatlichen Cannabis-Institut angemeldet, rund 70 % davon sind Männer zwischen 30 und 44 Jahren. Ein Gramm Gras ist für umgerechnet 1,30 Euro zu haben und damit deutlich günstiger als beim Dealer um die Ecke.
Illegalen das Geschäft vermiesen
Alles, was mit Marihuana zu tun hat, liegt in der Hand des Staates. Das Gras, was in den Handel kommt, stammt aus einer nur für diesen Zweck bestimmten Cannabisblüte, und damit soll dem illegal angebauten Cannabis ein Riegel vorgeschoben werden. Die Regierung schätzt, dass dem schwarzen Markt damit bis zu sieben Millionen Dollar im Jahr durch die Lappen gehen. Geplant war der legale Verkauf von Gras schon vor vier Jahren, aber das Gesetz auch durchzusetzen, verzögerte sich immer wieder. Jetzt ist das Gras am Start und zwei Unternehmen betreiben im Auftrag der Regierung den Anbau von Marihuana und sie bauen jedes Jahr maximal zwei Tonnen an. Nur 16 Apotheken, die an der Grenze zu Argentinien und Brasilien liegen, dürfen den Stoff verkaufen, viele Apotheker haben sich aus Angst vor Überfällen geweigert, das Gras ins Sortiment zu nehmen.
Pro und Contra
Geschätzt gibt es in Uruguay rund 56.000 Menschen, die regelmäßig einen Joint rauchen, das sind zwei Prozent in einem Land mit drei Millionen Einwohnern. Dass es jetzt mehr werden, davon sind nicht nur die Kritiker des Programms überzeugt. Die Befürworter weisen darauf hin, dass die legale Abgabe von Gras nur auf die Realität reagiere und zudem die Kiffer vor dem Schwarzmarkt bewahrt. Die Kritiker hingegen beschwören ein Schreckensszenario herauf und werfen der Regierung vor, dass sie die Jugend des Landes unter Drogen setzt und damit auch noch Geld verdient. Die Kritiker sehen aber auch im niedrigen Verkaufspreis eine große Gefahr, denn auch, wer selbst nicht raucht, kann sich registrieren lassen, in die Apotheke gehen und das Gras später teuer weiter verkaufen.
Vermutlich will der Staat die Verantwortung aber doch nicht ganz alleine tragen und bietet zwei weitere Optionen zum Thema Cannabis an. Die erste Option besteht darin, Cannabis zu Hause selbst anzupflanzen. Erlaubt sind bis zu sechs Hanfpflanzen, wer mit mehr erwischt wird, der muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen und verliert das Recht, weiter privat Cannabis anzubauen. Die zweite Möglichkeit ist, einen Klub zu gründen und in der Gemeinschaft Cannabis anzubauen. Jedem Mitglied dieses Klubs stehen dann im Jahr bis zu 480 Gramm für den Eigenkonsum zu. Für beide Alternativen gilt, auch hier muss man sich registrieren und per Fingerabdruck auch identifizieren.
Strenge Auflagen
Die Regierung Uruguays gilt als progressiv und der Schritt zur Legalisierung von Marihuana ist daher keine so große Überraschung. Trotzdem setzt die Regierung auf strenge Regeln, wenn es um den Kauf und den Konsum der Droge geht. Anders als zum Beispiel in den Niederlanden, wo die Coffee Shops, die Gras verkaufen, toleriert werden, ist es Touristen nicht erlaubt, Gras zu kaufen. Zudem ist es verboten, einen Joint zu rauchen, und zwar am Arbeitsplatz, auf allen öffentlichen Plätzen und auch während man am Steuer sitzt.
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