Das Fatigue-Syndrom - eine Spätfolge des Coronavirus

Artikel von Tommy Weber am 11. Juni 2021 um 19:08 Uhr im Forum Gesundheit & Körperpflege - Kategorie: Wissenschaft

Schlagworte:

Das Fatigue-Syndrom - eine Spätfolge des Coronavirus

11. Juni 2021     Kategorie: Wissenschaft
Aktuell wird viel über die möglichen Spätfolgen des Coronavirus gesprochen. Long Covid nennen sich diese Spätfolgen, zu denen auch das sogenannte Fatigue-Syndrom gehört, was besonders häufig auftritt. Diejenigen, die an dieser Spätfolge leiden, sind vor allen Dingen eines: Schwer erschöpft, und zwar selbst, wenn sie den normalen Aufgaben des täglichen Lebens nachgehen. Das Wort Fatigue kommt aus der französischen Sprache und bedeutet Müdigkeit. Diese Mattigkeit begleitet die erkrankten Personen über einen langen Zeitraum.

Das-Fatigue-Syndrom---eine-Spätfolge-des-Coronavirus.jpg


Wer unter dem rätselhaften Fatigue-Syndrom leidet, braucht nicht einfach nur mehr Schlaf oder längere Ruhepausen. Es gibt mittlerweile Behandlungsmethoden, die helfen sollen, die große Erschöpfung zu überwinden.

Welche Symptome hat das Fatigue-Syndrom?
Das Fatigue-Syndrom definiert sich über eine pathologische, also eine krankhafte Erschöpfung und Erschöpfbarkeit. Selbst mit den üblichen Erholungsstrategien ist diesem Zustand nicht beizukommen. Der Lebensstil kann noch so gesund sein, die Patienten können erholsam schlafen und auch angemessene Pausen einlegen, bei einem Fatigue-Syndrom nützt das Ganze nichts. Die Betroffenen leiden unter einer dauerhaften Erschöpfung und selbst die kleinste Anstrengung führt dazu, dass sie schnell abgeschlagen sind. Die Patienten sind nicht mehr in der Lage, normale Anforderungen über einen längeren Zeitraum zu erfüllen, beispielsweise eine Unterhaltung, leichte Arbeiten im Haushalt oder eine nur wenig anstrengende sportliche Aktivität. Während dieser Tätigkeiten nimmt die Kraft sehr schnell ab.

Wo sind die Ursachen zu finden?
Die Ursachen für das Fatigue-Syndrom sind in der Regel in vorangegangenen Krankheiten zu finden. Ärzte beobachten das Syndrom vor allem bei Patienten mit schweren Erkrankungen, denn die entwickelten ein besonders starkes Gefühl der Erschöpfung. Das Fatale am Fatigue-Syndrom ist aber: Die Beschwerden entwickeln sich nicht zurück, sie bleiben bestehen. Zum ersten Mal wurde das Fatigue-Syndrom bei Patienten mit Multipler Sklerose diagnostiziert, auch nach einer Krebserkrankung kommt es immer wieder zu diesem Syndrom. Jetzt wird es sehr häufig nach einer überstandenen Covid-19 Erkrankung beobachtet und gehört mittlerweile zu den Langzeitbeschwerden, die besonders oft auftreten.

Wie sehen die Behandlungsmethoden aus?
Wenn der Arzt als Spätfolge einer Corona-Infektion die Diagnose Fatigue-Syndrom stellt, hat er leider keine medizinische Behandlungsmethode, auf die er zurückgreifen kann. Wichtig ist es, dass der Patient anerkennt, dass diese Erkrankung hat und dass er seine eigenen Erwartungen entsprechend an das Syndrom anpassen muss. Ärzte empfehlen ihren Patienten, die Krankheit anzuerkennen und nicht den Versuch zu machen, so wie vorher zu funktionieren. Besser ist es, eine Bestandsaufnahme zu machen: An welchen Stellen ist es mir persönlich wichtig, die gewohnten Leistungen zu erbringen? An welchen Stellen ist es aber nicht so wesentlich? Arbeiten, die Kraft kosten oder ehrgeizige Ziele sollten zunächst einmal zurücktreten.

Wie kehrt die Kraft zurück?
Diejenigen, die vom Fatigue-Syndrom betroffen sind, sollten ihr Leben mit und um das Syndrom herum einrichten. Wichtig ist es, dass nur noch moderate Leistungen angestrebt werden. Die gewohnte Leistungsfähigkeit kommt leider nicht von heute auf morgen zurück. Ärzte empfehlen deshalb, die Leistungen zunächst langsam wieder zu steigern und darauf zu achten, dass der Körper nicht überlastet wird. Ob das Fatigue-Syndrom dann tatsächlich verschwindet oder ein Lebensbegleiter auf Dauer wird, ist sehr unterschiedlich und individuell. Die Mehrzahl der Patienten findet jedoch in ihre alte Lebenssituation zurück, wenn auch auf einem anderen Leistungsniveau.

Sich mit der Situation vertraut machen
Steht die Diagnose Fatigue-Syndrom fest, dann ist es sehr wichtig, dass sich die Betroffenen zunächst mit dem Krankheitsbild vertraut machen. Vielfach ist die Diagnose eine Erleichterung, da die Erkrankten nun wissen, womit sie es zu tun haben und wie sie ihr Leben umstellen müssen. Ein Problem beim Fatigue-Syndrom besteht aber darin, dass viele Außenstehende die Erkrankung nicht akzeptieren. Keinem, der das Fatigue-Syndrom hat, sieht man die Krankheit an. Da wirkt die Erschöpfung schnell vorgeschoben und wird zu einem anderen Wort für Faulheit und Unlust. Die Betroffenen fühlen sich dann zu Recht unverstanden.

Wo ist der Unterschied zwischen CFS und dem Fatigue-Syndrom?
Das sogenannte Chronische Fatigue-Syndrom, kurz auch CFS genannt, ist vom Fatigue-Syndrom, was nach einer Covid-19 Erkrankung aufritt, zu unterscheiden. Bei CFS handelt es sich um ein eigenständiges Krankheitsbild, bei dem nicht nur die permanente Erschöpfung eine Rolle spielt. Menschen, die unter CFS leiden, haben dazu noch körperliche Beschwerden wie beispielsweise starke Kopfschmerzen, Muskel- und Halsschmerzen. In der genauen Definition liegt CFS nur vor, wenn der Verlauf der Krankheit mindestens ein halbes Jahr dauert. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine postvirale Komplikation und die Krankheit trifft die Betroffenen plötzlich und ohne jede Vorwarnung. CFS schränkt die Lebensqualität sehr viel deutlicher ein als es bei einem Fatigue-Syndrom der Fall ist.

Fatigue als Post-Covid-Erkrankung
Worunter die Symptome von Fatigue nach einer Infektion mit Covid-19 fallen, muss die Forschung aktuell noch klären. Fest steht aber, dass das Fatigue-Syndrom im Rahmen von Post-Covid-Symptomen auftreten kann. Bei der Mehrzahl der Patienten klingen die Beschwerden nach einigen Wochen oder Monaten jedoch wieder ab. Allerdings kann das Fatigue-Syndrom nach einer Infektion mit dem Coronavirus auch zu einem chronischen CFS werden. So etwas ist bei einem schweren Verlauf der Corona-Erkrankungen häufig der Fall.

Wie häufig das Syndrom auftritt, zeigt sich ebenfalls daran, dass die Charité in Berlin inzwischen eine Post-Covid-Fatigue-Sprechstunde für die Betroffenen eingerichtet hat. Unabhängig von der jeweiligen Definition der Beschwerden bekommen die Betroffenen dort Hilfe, wie sie mit den besonders starken Erschöpfungszuständen am besten umgehen können. Auch andere Krankenhäuser haben diese speziellen Sprechstunden bereits eingerichtet oder planen es.

Einfach mal eine Pause machen
Das Leben fühlt sich für viele Menschen an wie das berühmte Hamsterrad: sie laufen und laufen, ohne jedoch ans Ziel zu kommen. Wer unter dem Fatigue-Syndrom leidet, hat keine Energiereserven mehr, auf die er im Notfall zurückgreifen kann. Hier ist es besonders wichtig, zu erkennen, wann die Notbremse gezogen werden muss. Betroffene müssen ganz bewusst den Druck aus ihrem Leben nehmen, wenn sie keinen chronischen Verlauf riskieren wollen.

Wird das Fatigue-Syndrom festgestellt, dann heißt das für die Betroffenen: Sie müssen sich Zeit für regelmäßige Pausen nehmen und für Entspannung sorgen. Wer sich von seinen vielen Verpflichtungen und Terminen immer wieder antreiben lässt, fühlt sich sehr schnell ausgebrannt. Eine Aufgabe langsam und dafür gut zu erledigen, ist einfacher und führt letztendlich auch zum gewünschten Erfolg, ohne sich danach völlig erschöpft und müde zu fühlen.

Zur Autoren Facebookseite

Bildquelle: © Depositphotos.com / dragonstock