Die Wirtschaft leidet unter Schlafstörungen
Schlafstörungen beeinträchtigen Arbeitnehmer massiv. Acht Prozent der Befragten in Deutschland geben an, mehrmals pro Monat krank zu sein wegen Schlafmangel. Statistiken zeigen – jedes Jahr entstehen der deutschen Wirtschaft Verluste von summierten 60 Milliarden Euro. Katrin Pucknat, Marketingleiterin von ResMed in München, berichtet überrascht von der Vielzahl der Angestellten weltweit, die sich aufgrund von Schlafmangel krankmelden. Fakt ist – 47 Prozent der Arbeitenden glauben nicht, dass ihre Schlafgesundheit für den Arbeitgeber von Bedeutung ist. Möglicherweise könnten betriebliche Angebote zur Stressbewältigung sehr hilfreich sein.
Fälle von Schlafmangel: Eine Volkskrankheit?
Ein Drittel der Befragten berichtet von Ein- oder Durchschlafstörungen. Diese treten mindestens dreimal pro Woche auf. Die Folgen sind übermäßige Tagesmüdigkeit, Reizbarkeit und Schwierigkeiten mit der Konzentration sowie ein geschwächtes Immunsystem. Der dauerhafte Mangel an Schlaf kann zu ernsten Erkrankungen führen. Herz- und Nierenprobleme – auch Bluthochdruck, Gewichtszunahme sowie Diabetes und Schlaganfälle sind Risiken. Sorgen bereitet auch die psychische Gesundheit, die bei Betroffenen leidet. Frauen sind tatsächlich stärker betroffen als Männer. Auffällig ist – 44 Prozent der weiblichen Befragten in den Wechseljahren bestätigen Schlafprobleme. Menschen mit unregelmäßer Schichtarbeit haben ein weiterhin erhöhtes Risiko. Wissenschaftliche Daten belegen einen Zusammenhang zwischen nächtlicher Ruhe und Gesamtgesundheit.
Technologie zur Überwachung des Schlafs – ein Ausweg?
Durch moderne Technologien können Betroffene ihren Schlaf oft besser verstehen. Katrin Pucknat berichtet, dass fast die Hälfte der Teilnehmer irgendeine Form von Sleep-Tracking nutzt. Dabei gibt es zahlreiche technische Möglichkeiten. Apps können zum Beispiel das Schnarchen aufzeichnen oder Atemaussetzer, auch Schlaf-Apnoe genannt, registrieren. Spezielle Uhren und Ringe erfassen Körpertemperatur und Blutdruck. Flache Geräte unter Matratzen messen nächtliche Bewegungen. Diese gesammelten Daten fließen in einen Algorithmus – eine Prognose zu Schlafdauer und Schlafqualität.
Diagnose und Behandlung: Wo sind die Grenzen?
Schlaf-Tracker weisen auf mögliche Schlafprobleme hin. Ärzte sollten jedoch bei Schlafstörungen konsultiert werden. In der Regel folgen Messungen zu Hause und Aufenthalte im Schlaflabor. Elektroden am Kopf helfen dabei, verschiedene Schlafphasen aufzuzeichnen. Eine verlässliche Diagnose wie Insomnie, also eine Ein- und Durchschlafstörung, kann durhc Experten erfolgen. Psychologe Hans-Günter Weeß, Leiter eines interdisziplinären Schlafzentrums, warnt allerdings – Sleep-Tracker stellen keine Diagnosen oder Therapien. Experten müssen die erhobenen Werte dann beurteilen.
Verhaltenstherapie gegen Schlafstörungen
Manchmal können Schlaftabletten notwendig sein. Diese sind jedoch nur auf kurze Zeit konzepiert – oft ein oder zwei Wochen nach einem einschneidenden Ereignis. Bei Insomnie empfiehlt sich eine Verhaltenstherapie. Betroffene lernen, schlaffördernde Rituale zu etablieren und gute Schlafhygiene zu praktizieren. Auch der Verzicht auf Medien vor dem Schlafengehen ist wichtig. Merkwürdigerweise kann es hilfreich sein, die Zeit im Bett zu reduzieren. Schlafdruck erhöht sich dadurch. Der Körper holt sich seine Ruhephasen und kehrt bestenfalls zu einem gesunden Schlafverhalten zurück.
Apps zur Verhaltenstherapie: Der digitale Weg zu besserem Schlaf?
Wissenschaftlich fundierte Handy-Apps bieten inzwischen einen vielversprechenden Ansatz. Ärzte können diese Apps verschreiben und Krankenkassen übernehmen die Kosten. In der App somnio beispielsweise erläutert ein charmantes Männchen wissenschaftliche Erkenntnisse und vermittelt verhaltenstherapeutische Methoden. Das Männchen zeigt, welche Techniken wie progressive Muskelentspannung helfen können. Weitere Tipps betreffen Methoden, um das Gedankenkarussell am Abend abzuschalten.
Die Nutzung von Sleep-Trackern sollte dennoch vorsichtig erfolgen. Hans-Günter Weeß rät Betroffenen ab, ihren Schlaf mit diesen Geräten selbst zu untersuchen. Diese Bemühungen könnten tatsächlich kontraproduktiv sein. Schlaf stellt sich ein, wenn Körper und Geist zur Ruhe kommen. Die Herausforderung bleibt für viele Betroffene jedes Mal bestehen. Schläfrigkeit entwickelt sich, wenn der Geist sich entspannt und die Seele baumelt. Eine Herausforderung, die Nacht für Nacht mehr Menschen beschäftigt.
Fazit: Technologischer Fortschritt versus menschliche Erfahrung
Die globalen Schlafprobleme sind ein ernstes Thema. Stress und Lebensumstände laufen oft dem Schlaf entgegen, ebenso wie eine zu lange Bildschirmnutzung. Schlaf-Tracker bieten hilfreiche Einblicke, können aber keine Krankheiten diagnostizieren oder direkt behandeln. Diskussionen um Verfügbarkeit und Integration in die allgemeine Gesundheitsvorsorge sollten nicht vernachlässigt werden. Verantwortung für die eigene Schlafgesundheit kann durch moderne Technologien gefördert werden. Ärzte und Therapeuten bleiben jedoch unerlässlich - eine ganzheitliche Betrachtung muss erfolgen, um die Schlafqualität zu verbessern.
Bild: picture alliance / PantherMedia