Da die Demenz allerdings sehr langsam von Statten geht, wird die Krankheit meist erst spät erkannt. Dann nämlich, wenn schon Gedächtnisfehlleistungen auftreten und wichtige Gehirnregionen massiv beschädigt sind. Therapien können die Schäden nicht rückgängig machen, sondern nur ein Absterben der Neuronen verzögern. Aus diesem Grund ist die Früherkennung und eine vorzeitige Behandlung immens wichtig.
Normalerweise wird Alzheimer über Bluttests und KI-gestütze Hirnscans diagnostiziert. Doch jetzt kommt eine ungewöhnliche Methode hinzu - die Handy App „Sea Hero Quest“.
Sie wurde von der Telekom mithilfe von Neurologen speziell für die Demenzforschung konzipiert.
Sinn des Spiels ist es, sich seinen Weg durch das Labyrinth einer virtuellen Ozeanwelt zu bahnen. Die Spielweise und die Daten der Spieler werden an einen Forschungsserver gesendet und von Wissenschaftlern ausgewertet.
Über vier Millionen Menschen navigierten sich schon durch das Labyrinth und somit konnte eine erste globale Benchmark zu menschlichen Orientierungsfähigkeit ausgearbeitet werden. Es ergaben sich Vergleichswerte, wie gut Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters und aus unterschiedlichen Kulturen dieses Spiel meisterten. Aufgrund dieser Daten, lassen sich für Alzheimer charakteristische Defizite bezüglich der Navigation identifizieren.
Eine aktuelle Studie versucht Menschen mit einer genetischen Disposition ausfindig zu machen. Träger eines bestimmten Gens – das sogenannte APOE4 – haben ein rund 3-fach erhöhtes Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Und rund ein Viertel der Bevölkerung tragen dieses Gen in sich.
Im Experiment verglichen die Wissenschaftler Werte von 31 Spielern mit dem APOE4 Gen – die genetisch vorbelastet waren aber nach herkömmlichen Tests geistig gesund – mit 29 Probanden ohne APOE4 und den Spieldaten von 27.000 Usern aus der Benchmark.
Tatsächlich schnitten die Probanden mit dem APOE4 Gen schlechter ab, als die Spieler ohne diese Genvariante und die Kontrollgruppe. Sie nahmen weniger effiziente Wege und hatten Probleme in offenen und weiten Räumen zu navigieren. Dies ist bemerkenswert, da sich bei den Betroffenen noch kein Gedächtnisproblem zeigte.
Aufgrund dessen können, nach Ansicht der Wissenschaftler, spezialisierte Spieletests ein Werkzeug zur Erkennung einer genetischen Veranlagung und zur Früherkennung von Alzheimer sein – lange bevor die Krankheit ausbricht. Und erhoffen sich so individualisierte Diagnosen und Therapien bei präklinischer Demenz.