Archäologische Sensation in Senden: Fast 2.300 Jahre alte Überreste einer Frau entdeckt

Im Jahr 2022 begannen umfangreiche Grabungen im Landkreis Neu-Ulm, konkret in Senden. Dort, wo bald ein neues Gewerbegebiet entstehen soll, machten Archäologen eine bemerkenswerte Entdeckung. Die Überreste einer keltischen Frau, bestattet um 250 vor Christus, wurden ausgegraben. Diese Entdeckung enthüllt nicht nur religiöse Riten der Vergangenheit — sie lässt auch tiefere Einblicke in die soziale Struktur und das Leben dieser Zeit zu.

Archäologische Sensation in Senden: Fast 2.300 Jahre alte Überreste einer Frau entdeckt

22. Januar 2025 von   Kategorie: Wissenschaft
KeltenSchmuck Symbolbild.jpeg Bild: Kelten-Bronze Kunst ; picture alliance/dpa von Sebastian Gollnow

Eine reiche Grabbeigabe – Der hohe soziale Status der Verstorbenen


Bei der Analyse des Grabes stießen die Forscher auf verschiedenste Artefakte. Unter anderem fanden sie bronzene Arm- und Fußringe, einen kohleartigen Oberarmring sowie eine kunstvoll gestaltete Gewandschließe. Diese Funde sind nicht gewöhnlich. Sie deuten deutlich auf den sozialen Status der verstorbenen Frau hin — sie war offenbar eine Person von hohem Ansehen in ihrer Gemeinschaft. Grabungsleiter Matthias Leicht äußerte sich dazu und wies daraufhin, dass solche Gräber im Gegensatz zu weniger aufwendigen Bestattungen eine klare Hierarchie innerhalb der keltischen Gesellschaft widerspiegeln.

Ungewöhnliche Grabbeigaben – Ein Säugetier als Opfergabe?


Ein besonderes Merkmal dieser Grabstätte ist ein weiteres Detail. Im Hüftbereich der verstorbenen Frau entdeckten die Archäologen die Überreste eines kleinen Säugetiers — vermutlich ein Zicklein oder Lamm. Hierbei könnte es sich um eine rituelle Opfergabe handeln. Alternativ könnte das Tier auch ein Haustier gewesen sein. „Das ist sehr ungewöhnlich“, so Leicht. "Es gibt kaum solche Parallelen zu ähnlichen Beigaben in der Region." Dieses Faktum wirft interessante Fragen auf. Wurde das Tier als Begleitung ins Jenseits mitgenommen oder hatte es eine andere symbolische Bedeutung?

Ein archäologisches Mosaik – Spuren verschiedener Epochen


Die Entdeckung der keltischen Frau ist jedoch nicht die einzige wichtige Erkenntnis. Der Fundort hat das Potenzial, ein archäologisches Mosaik zu enthüllen, das sich über mehrere Epochen erstreckt. Auf dem sechs Hektar großen Areal wurden auch Spuren einer großen alemannischen Siedlung, elf alemannische Gräber sowie zwölf römische Brandgräber entdeckt. Römische und alemannische Artefakte sind in Bayerisch-Schwaben nicht neu. Allerdings ist das reich ausgestattete keltische Grab eine Seltenheit. Leicht hebt hervor: „Es ist die Kombination aus verschiedenen Zeitstufen und der rituellen Beigabe eines Zickleins, die diesen Fund so einzigartig macht.“ Dies unterstreicht die kulturellen Wechselwirkungen der damaligen Zeit.

Schutz vor Grabräubern – Sensible Handhabung der Funde


Getrieben von der Sorge um die Funde wurde entschieden, die Entdeckung zunächst geheim zu halten. Grabungsleiter Matthias Leicht erklärte, dass Raubgräber gezielt archäologische Stätten durchsuchten — oft mit Metallsuchgeräten. Damit zerschlagen sie wichtige historische Fundzusammenhänge und gefährden das kulturelle Erbe. Um diesen Aktivitäten entgegenzuwirken, wurde im Jahr 2023 das bayerische Denkmalschutzgesetz verschärft. Dies soll sicherstellen, dass wertvolle historische Stätten besser geschützt sind.

Zukünftige Perspektiven und die Bedeutung der Funde


Die Funde aus Senden befinden sich momentan in der Obhut der verantwortlichen Grabungsfirma. Die bedeutende Dokumentationsarbeit hat begonnen. Jedes Artefakt wird gereinigt, katalogisiert und fotografiert. Im Februar ist ein Pressetermin geplant, bei dem die Ergebnisse der Grabungen präsentiert werden sollen. Ob und wo die Stücke in Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, steht zurzeit noch in den Sternen.

Insgesamt handelt es sich um eine einmalige Gelegenheit, die Vergangenheit neu zu interpretieren. Die spärlichen Funde — kombiniert mit der Kulturellen Diversität des Standorts — erweitern unser Wissen über die keltische Vergangenheit in Bayern. Man darf gespannt sein, welche weiteren Überraschungen diese Region zu bieten hat.


Wir können nur hoffen, dass solche Entdeckungen weiterhin stattfinden und uns helfen, die verlorenen Kapitel der Geschichte wieder lebendig zu machen.