#1 24. Januar 2011 Im Gespräch: Lei Lei Song, Asiatische Entwicklungsbank ,,Asien will den Euro retten" Lei Lei Song ist Ökonom bei der Asiatischen Entwicklungsbank. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erklärt er, warum Chinesen und Japaner Euro-Anleihen kaufen, darunter sogar griechische. Herr Song, China und Japan haben angekündigt, verstärkt europäische Staatsanleihen zu kaufen, auch aus den Krisenländern. Wir freuen uns, wir wollen nämlich raus aus den Papieren. Die beiden Länder kaufen die Anleihen, weil sie den Euro stabilisieren wollen. Daran haben sie ein großes wirtschaftliches Interesse. Schließlich ist Europa einer der wichtigsten Handelspartner. Wird der Euro schwächer, werden die asiatischen Exporte teurer und das verschlechtert ihre Wettbewerbschancen. Anzeige Das kann doch nicht der einzige Grund sein. Man muss den Kauf der Euro-Anleihen auch vor dem Hintergrund der riesigen Währungsreserven von China und Japan sehen. Die beiden Staaten vereinen 40 Prozent der weltweiten Reserven auf sich. Ein Viertel davon ist in Euro angelegt, in europäischen Anleihen und in einigen europäischen Unternehmen. Verliert der Euro an Wert, leiden auch diese Anlagen. Dann müssen die Länder also ohnehin europäische Staatsanleihen kaufen und die große Ankündigung war reines Marketing, schließlich fuhr Chinas Präsident diese Woche nach Washington. Das will ich nicht beurteilen. Aber es gibt auf jeden Fall handfeste ökonomische Gründe für den Kauf der Anleihen. Würde sich die Einschätzung ändern, wenn Portugal und Spanien auch Hilfskredite der EU-Partner bräuchten und Griechenland vielleicht umschulden müsste? China und Japan sind keine kurzfristig orientierten Hedge-Fonds. Sie denken bei ihren Währungsreserven sehr langfristig, in Perioden von 20 bis 30 Jahren. Sie geraten nicht in Panik, selbst wenn alle anderen in Panik verfallen würden. Sie kaufen auch, obwohl es jetzt eine Krise gibt, denn sie glauben, dass der Euroraum die Probleme lösen wird und dadurch auf Dauer noch stärker zusammenwächst. Der politische Wille in Europa scheint dafür da zu sein. Dann kann auch eine Griechenland-Anleihe ein gutes Geschäft werden. Was hat denn Asien von einem geeinten Europa, hofft es auf gemeinsame Euro-Anleihen aller Euro-Staaten? Ich kenne die Widerstände dagegen in Deutschland, aber für Asien wären Euro-Bonds sehr gut. Sie hätten dann deutlich größere Volumina als die vielen Anleihen der einzelnen Länder jetzt. Damit würden sie zu einer echten Alternative zu amerikanischen Staatsanleihen. Wozu ist das nötig? Gemeinsame Anleihen und ganz allgemein ein wirtschaftlich starkes Europa würden die Dominanz Amerikas reduzieren. Das ist im Interesse vor allem Chinas. Es hält das derzeitige Währungssystem, das sich nur am Dollar ausrichtet, für ein System der Vergangenheit. Warum? Es ist anfällig, weil es von der wirtschaftlichen Situation eines Landes abhängt. Wie negativ das sein kann, hat man gesehen. Deswegen hat China seine Idee eines neuen Weltwährungssystems mit einer stärkeren Rolle des eigenen Renminbi gerade noch einmal erneuert. Ist das nicht ein wenig vermessen? Der Renminbi soll ja nicht die dominante Rolle des Dollar übernehmen. Aber mit der wachsenden Stellung Chinas soll auch seine Währung an Bedeutung gewinnen - in einem System mit mehreren wichtigen Währungen, wozu auf jeden Fall ein stärkerer Euro gehört. China würde gerne einen höheren Anteil seiner Währungsreserven in Euro anlegen und weniger in Dollar. Große, liquide Euro-Anleihen aller Euro-Staaten würden das erleichtern. Mehr Wettbewerb unter den Währungen würde auch die wirtschaftliche Disziplin der Länder erhöhen. Sind der Renminbi und China schon in der Lage, eine starke Rolle zu übernehmen? Nein, China muss sein Finanzsystem liberalisieren und den Renminbi frei handelbar machen. Wird das bald passieren? Ich erwarte starke Veränderungen in den kommenden fünf Jahren. Das ist auch im Interesse Chinas, weil das die eigene Wirtschaft stärkt. Dann wird die Währung stark aufwerten, der Rest der Welt fordert das ja seit langem? Schon in diesem Jahr wird China den Renminbi stärker aufwerten lassen als in den vergangenen Jahren. Das hilft im Kampf gegen die steigende Inflation. Wird dieser Kampf die Wirtschaft abwürgen, wie in dieser Woche wieder einmal befürchtet wurde? Das würde Deutschlands Exporten und dem Aktienmarkt schaden. Wir erwarten eine leichte Abschwächung von den gerade gemeldeten 10,3 Prozent Wachstum für 2011. In diesem Jahr erwarten wir 9,1 Prozent. Das wäre keine Hiobsbotschaft für die Weltkonjunktur. Steigt die Inflation weiter? Stärker als die 3,3 Prozent 2010, aber weniger als fünf Prozent. Denn die Maßnahmen gegen die Preissteigerung sind effektiv, etwa die Einschränkung der Kreditvergabe. Über fünf Prozent würde es brenzlig für das Land. Das würde soziale Schwierigkeiten bringen. Also müssen deutsche Anleger erst mal nicht das Schlimmste befürchten. Wie wird sich der Rest Asiens 2011 schlagen? Indien legt mindestens acht bis neun Prozent zu und könnte sogar erstmals China übertrumpfen. Auch Indonesien, Thailand und Südkorea wachsen kräftig. Pakistan ist das große Fragezeichen, und Vietnam kämpft mit zweistelliger Inflation. Ist der hohe Kapitalzufluss von westlichen Anlegern ein Problem? Derzeit nicht. Wenn kurzfristig zu viel Geld kommt, kann das natürlich die Inflation und Zinsen erhöhen. Aber langfristig braucht Asien das Kapital. Allein für die Verbesserung der Infrastruktur sind bis 2020 acht Billionen Dollar nötig. Wird Asien auch in den nächsten Jahrzehnten der Wachstumsmotor der Welt bleiben? Ja, aber der Kontinent steht vor großen Herausforderungen. Es ist vergleichsweise leicht, von einem niedrigen auf ein mittleres Einkommensniveau zu kommen. Um dann aber ein Niveau wie in Industriestaaten zu erreichen, sind große Anstrengungen nötig. Dann müssen zum Beispiel das Arbeitsrecht und das Gesundheitswesen modernisiert, die Innovationsfähigkeit und die Produktivität gesteigert und der Umweltschutz verstärkt werden. Das wird einigen Ländern schwerfallen. Hat es China leichter, diese Herausforderungen zu meistern? Schwerer. Die Bevölkerung ist riesig, sie altert schneller als etwa in Indien, und sie ist immer an hohes Wachstum gewöhnt. Es wird nicht einfach, das die nächsten Jahrzehnte aufrechtzuerhalten. Quelle: FAZ Finde ich irgendwie eine interssante Angelegenheit. Denkt ihr das könnte den Euro retten? Ich bin irgendwie eher skeptisch. Ein stärkerer Euro wird sicherlich den Export schwächen und damit die Wirtschaft abbremnsen. Ich weiß nicht ob ein schwacher Euro im Moment nicht ein sehr großer Vorteil ist. Meiner Meinung nach ein gutes Mittel um den Konkurrenten Deutschland zu schwächen. Langfristig gesehen ist es aber vielleicht besser so, als wenn der Euro letztendlich ganz an Wert verliert oder wir für die Rettung Milliarden Steeuergelder bezahlen müssen, welche dann weniger für Bildung und Entwicklung ausgegeben werden können. So Far + Multi-Zitat Zitieren
#2 24. Januar 2011 AW: Asien will den Euro retten!? Würde die EU die Hilfe aus Asien akzeptieren, schlittert diese in eine unendlich tiefe Abhängigkeit. Somit würden die Europäter das gleiche Schicksal erfahren wie Drittweltländer, die wirtschaftlich von der westlichen Welt völlig abhängig sind und aus diesem Teufelskreis nur schwer bis gar nicht entkommen können. + Multi-Zitat Zitieren
#3 24. Januar 2011 AW: Asien will den Euro retten!? Für die Verbraucher hier in Deutschland wäre die Deflation ne gute Sache. Vor allem der Sprit würde günstiger werden. China ist ein sehr guter Handelspartner und braucht unsere Qualität. Da kann das schonmal etwas teurer sein. Langfristig profitiert China, aber das kann man locker in den Griff kriegen, wenn deutschlands Wachstum steigt. + Multi-Zitat Zitieren
#4 24. Januar 2011 AW: Asien will den Euro retten!? erinnert mich ein wenig an den marshall-plan.. warum nicht? und zu den machtgewinnen chinas: china war jahrtausende lang eine der größten mächte der welt, warum sollte es nicht so weiter gehen? + Multi-Zitat Zitieren
#5 25. Januar 2011 AW: Asien will den Euro retten!? sollte es ne talfahrt geben werden die asiatischen länder natürlich dafür sorgen das da die bremse gezogen wird, immerhin ist deren aufschwung vom euro abhängig. sprich gehts uns gut, gehts china gut und umgekehrt. die abhängigkeit war schon länger da und ist jetzt noch verstärkt. so eine abhängigkeit hat seine vor und nachteile. momentan profitiern wir deutlich, das export plus geht ausschließlich aufs asiatische wachstum zurück. + Multi-Zitat Zitieren
#6 25. Januar 2011 AW: Asien will den Euro retten!? Stimmt allerdings. Auf Dauer kann es natürlich sein, dass wir unsere politischen interessen niocht mehr allzu stark durchsetzen können. Aber wer weiß, vielleicht ist das für viele länder ja gar nicht so schlecht. Obwohl, eig. wurscht, ob die Afrikaner jetzt von USA, Europa oder China ausgebeutet werden... Und was den Export angeht...Mehr Export kommt nicht unbedingt auch bei der Bevölkerung des exportierenden Landes an. + Multi-Zitat Zitieren