Ausbildung oder Studium - wo liegen die Vor- und Nachteile?

Artikel von Tommy Weber am 16. Dezember 2022 um 11:44 Uhr im Forum Schule, Studium, Ausbildung - Kategorie: Wissenschaft

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Ausbildung oder Studium - wo liegen die Vor- und Nachteile?

16. Dezember 2022     Kategorie: Wissenschaft
Auf dem Weg ins Erwachsenenleben wissen viele Jugendliche, was ihre Stärken sind und wo ihre Interessen liegen. Trotzdem haben nicht alle eine klare Vorstellung davon, wie es nach der Schule weitergehen soll. Ist ein Studium oder doch lieber eine Ausbildung die richtige Wahl? Wie weit ist der Weg zum Traumberuf und welche Hürden müssen dabei genommen werden? Welche Vorteile bietet ein Studium und welche Vorzüge hat eine Ausbildung? Wenn es um den zukünftigen Lebensweg geht, sollte sich jeder für die wichtigen Entscheidungen Zeit nehmen und beide Möglichkeiten miteinander vergleichen.

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Die Vorteile einer Ausbildung
Nach der Schule eine Ausbildung zu beginnen, ist eine interessante Option, da es eine Menge Argumente gibt, die dafür sprechen. Wer eine Ausbildung macht, steht direkt im realen Berufsleben. Die Arbeit als Auszubildender ist nicht als Übung gedacht, denn der Azubi leistet einen tatsächlichen Beitrag für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Wer eine Ausbildung macht, sieht unmittelbar, wozu Wissen gut ist. Was in der Berufsschule gelernt wird, kann der Azubi in der Praxis, also im Betrieb umsetzen. Eine Ausbildung dauert in der Regel nicht länger als drei Jahre, ein Student braucht mindestens acht Semester oder vier Jahre, bis er fertig ist.

Ein Auszubildender verdient von Anfang an Geld, ist also in finanzieller Hinsicht unabhängig . Wer nicht gleich einen Studienplatz bekommt, kann sich mit einer Ausbildung die Wartezeit verkürzen und dabei Geld verdienen. Alle, die einen Hochschulabschluss und zudem einen Berufsabschluss haben, sind bei späteren Bewerbungsschreiben klar im Vorteil.

Welche Nachteile gibt es?
Sich für eine Ausbildung zu entscheiden, hat viele Vorteile, aber leider auch einige Nachteile. So sind beispielsweise die Lerninhalte in einem stärkeren Maß vorgegeben, als es bei einem Studium der Fall ist. Ein Auszubildender muss acht Stunden am Tag arbeiten und kann sich seine Zeit nicht so frei einteilen, wie es bei einem Studenten der Fall ist. Die Ausbildung bietet also nicht so viele Spielräume, um etwas auszuprobieren. Ein Praktikum in verschiedenen Branchen zu machen, ist bei einem Auszubildenden ebenso wenig möglich, wie durch Nebenjobs verschiedene Berufe auszuprobieren.

Wer eine solide Berufsausbildung hat, kann zwar auch später in führende Positionen aufsteigen, mit dem Abschluss einer Hochschule ist so etwas jedoch deutlich einfacher. Je nachdem, um welche Fachrichtung es sich handelt, ist das Gesamteinkommen, bezogen auf das komplette Arbeitsleben, häufig niedriger als bei einem Akademiker.

Die Vorteile eines Studiums
Wer an einer Universität sein Studium aufnimmt, kann seine Bildung durch den Kontakt mit Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fachrichtungen enorm verbessern. Der Besuch einer Uni ist eine exzellente Weiterbildung, und zwar Schritt für Schritt. Wer studiert, kann seine inhaltlichen Schwerpunkte selbst bestimmen und sich mit den Themen auseinandersetzen, die ihn wirklich interessieren. Je nach Leistung kann ein Student nach seinem Bachelor oder Master promovieren, sich nach dem Doktortitel habilitieren und später sogar Dozent oder Professor werden.

Alle, die eher praxisorientiert sind, sollten sich für das Studium eine Fachhochschule (FH) oder eine Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) aussuchen. Dort bekommen die Studenten einen sehr guten Einblick in das akademische Wissen und in die Wirtschaft. Ein Studium lässt viele Freiheiten und ebenso viele Spielräume zu. Ein Semester im Ausland, ein Praktikum oder ein Job sind neben dem Studium durchaus möglich. Mit einem Hochabschluss sind die Chancen besser, einen interessanten und angemessen bezahlten Job zu bekommen.

Das Studium und seine Nachteile
Der wohl größte Nachteil bei einem Studium sind die Kosten. Die überwiegende Zahl der Studenten muss sich die Jahre an der Uni oder Hochschule mit staatlicher Förderung, also BAföG und/oder durch Nebenjobs finanzieren. Je nach Studiengang ist das aber nicht immer einfach. Wer studiert, braucht eine Menge Selbstdisziplin. Vorlesung oder feiern? Im Studium ist niemand da, der Druck macht. Wer zu viel feiert, dem kann es jedoch passieren, dass er durch die Prüfung fällt. Die beliebten Studiengänge an den Universitäten sind überlaufen, was zugleich bedeutet, dass die Anonymität groß ist und dass die Studenten für den Dozenten in der Regel kaum mehr als Matrikelnummern sind.

Wozu brauche ich das alles? Diese Frage stellen sich viele Studenten, denn nicht alles, was an einer Universität gelehrt wird, ist auch relevant für jeden einzelnen Studenten. Nach Abschluss des Studiums haben viele immer noch kein klares Berufsbild und wissen nicht, wie ihre berufliche Zukunft aussieht. Schuld daran ist auch die immer größer werdende Zahl der Studiengänge, die kein klares Berufsbild vermitteln.

Ist ein duales Studium die richtige Lösung?
Ausbildung oder Studium – die Lösung für diese schwierige Frage kann ein duales Studium sein. Hierbei werden die Ausbildung und das Studium miteinander verbunden. Am Ende dieses besonderen Studiums steht ein Bachelor an einer Hochschule und eine praxisbezogene Ausbildung in einem Unternehmen. Dort wird der Student auf sein späteres Berufsleben vorbereitet. Die sogenannten ausbildungsorientierten dualen Studiengänge beinhalten zudem einen Abschluss, der als Ausbildungsberuf anerkannt wird. Die Prüfung findet vor der IHK oder der Handelskammer statt.

Ein großer Vorteil bei einem dualen Studium ist, dass es ein Ausbildungsgehalt gibt und der Student nicht so sehr von staatlicher Förderung oder von Nebenjobs abhängig ist. Leider hat auch das duale Studium seine Nachteile, denn es ist in der Regel auf die Erfordernisse des jeweiligen Ausbildungsberufes zugeschnitten . Dies wiederum lässt sehr wenig Spielraum, um eigene Schwerpunkte verfolgen zu können.

Fakten und Zahlen
Die Frage, wie viele junge Leute sich für die Ausbildung und wie viele sich für ein Studium entscheiden, beantwortet das Statistische Bundesamt: Seit mehr als zehn Jahren entscheidet sich die Mehrheit für die Universität oder die Hochschule. Lag die Quote der Studienanfänger, also der Anteil der Anfänger eines Geburtsjahres, im Jahr 2000 gerade mal bei einem Drittel, so waren es elf Jahre später schon mehr als 50 Prozent. Die Quote bei Studienanfängern hatte zwar 2020 mit drei Prozent den stärksten Rückgang seit mehr als 20 Jahren, aber mit 54 Prozent ist die Beliebtheit der Hochschulen und Universitäten weiterhin ungebrochen. Dies führt zu einem Problem, denn in der Generation, die heute in Rente geht, waren in der Hauptsache Facharbeiter mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung zu finden. Aktuell müsste es also mehr junge Leute geben, die sich ebenfalls für eine Berufsausbildung statt für ein Studium entscheiden. Wer vor der Frage steht, ob er lieber studieren oder lieber eine Ausbildung machen möchte, sollte sich über diesen so wichtigen Aspekt Gedanken machen.

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