Bahnbrechender Epstein-Barr-Virus-Impfstoff kann MS verhindern

Nach einer wegweisenden Studie des vergangenen Jahres, die ergab, dass das Risiko, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken, nach einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus um das 32-fache erhöht ist, begannen Forscher des QIMR Berghofer Medical Research Institute mit der Entwicklung einer Impfung gegen das Virus.

Als Mitglied der Herpesvirus-Familie wird das EBV von etwa 95% der Bevölkerung getragen. Die meisten Menschen infizieren sich in der Kindheit, danach bleibt das Virus inaktiv. Eine Infektion im Jugendalter oder frühen Erwachsenenalter kann jedoch infektiöse Mononukleose, "Mono" oder Pfeiffersches Drüsenfieber verursachen, was als ein Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von mit EBV zusammenhängenden Krankheiten, einschließlich MS, gilt. EBV wurde auch mit verschiedenen Arten von Lymphomen und nasopharyngealem (Nasen- und Rachen-) Krebs in Verbindung gebracht.

Während bekannt ist, dass Antikörper, die von B-Zellen produziert werden, eine Abwehr gegen akute virale Infektionen bieten (humorale Immunität), hat die Forschung gezeigt, dass eine effektive langfristige Kontrolle von der zellulären Immunität abhängt, die von so genannten Killer-T-Zellen bereitgestellt wird, die für die Zerstörung von virusinfizierten Zellen verantwortlich sind. Die Forscher entwickelten daher einen Impfstoff, der beide Arme des Immunsystems anspricht.

"Bei anderen Impfstoffbemühungen lag der Schwerpunkt darauf, neutralisierende Antikörper gegen das Virus zu erzeugen, die die Infektion von immunen B-Zellen während der primären akuten Infektion blockieren", sagte Rajiv Khanna, der Korrespondenzautor der Studie. "Aber EBV versteckt sich in seinem latenten Zustand in den B-Zellen und verwandelt sie in winzige Virusfabriken, die bereit sind, sich zu teilen und sich auszubreiten, wann immer unsere Immunabwehr geschwächt ist. Es sind unsere Killer-T-Zellen, die diese infizierten B-Zellen erkennen und kontrollieren."

Bei der Erprobung ihres Impfstoffs durch Injektion in die Lymphknoten von Mäusen, wo die Immunantwort initiiert wird, stellten die Forscher fest, dass er eine starke humorale und zelluläre Immunität während der primären und latenten Infektion mit EBV erzeugte, die über sieben Monate lang anhielt. Die Immunantwort, die der Impfstoff erzeugte, beseitigte auch oder verzögerte signifikant das Wachstum von EBV-positiven Lymphom-Tumorzellen in Labormodellen.

Die Forscher sind der Meinung, dass ihr Impfstoff vielversprechend ist, um Immunität gegen EBV und damit gegen die von ihm verursachten Krankheiten zu bieten.

"Unsere Impfstoffformulierung ruft sowohl eine Killer-T-Zell-Immunantwort als auch eine neutralisierende Antikörper-Immunantwort hervor", sagte Khanna. "Wir glauben, dass bei empfänglichen Personen EBV-infizierte B-Zellen ins Gehirn wandern und Entzündungen und Schäden verursachen. Wenn wir dies in einem frühen Stadium der Infektion verhindern können, können die infizierten B-Zellen keine sekundäre Krankheitsentwicklung wie MS auslösen."

Neben der Behandlung der Ursache von MS könnte der Impfstoff auch verwendet werden, um EBV-assoziierte Krebsarten zu verhindern und immungeschwächte Empfänger von Organtransplantationen zu behandeln, bei denen eine EBV-Infektion lebensbedrohlich sein kann.

"Das QIMR Berghofer hat jahrzehntelang die Rolle des EBV bei Krankheiten und Krebs erforscht", sagte der Hauptautor der Studie, Vijayendra Dasari. "Es ist ein wirklich stolzer Moment für uns, zu sehen, wie all diese Arbeit zusammenkommt und dieser Impfstoff nun auf die nächsten wichtigen Entwicklungsstufen zusteuert."

Diese nächsten Stufen umfassen klinische Studien am Menschen.