#1 6. Dezember 2007 Der Wildecker Herzbube des HipHop Stimme der Mehrheit im schwarz-rot-goldenen Hemd: Bushido rappte in der Columbiahalle Von Markus Schneider {bild-down: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print-static/_img/blz/2007-12-06.18729.orig.71206_s33_gross.jpg} Am eigenartigsten sind die Animationen, die Bushido zwischen den Tracks seines Konzerts in der rappelvollen Columbiahalle loswird. Meist klingen sie nach augenzwinkerndem TV-Moderatorengerede, aber es gibt nie eine Pointe. Schlaumeierisch schmunzelnd leitet der Rapper aus Tempelhof etwa den Titel "Universal Soldier" mit einem Hinweis auf sein ehemaliges Label Universal ein, das soeben ohne Absprache ein Bushido-"Best Of" veröffentlicht. Schon erwartet man irgendwas toll Geschmackloses oder wenigstens Böses, da erklärt er, der Titel verdanke sich, ganz ehrlich, nur dem Titel eines Actionfilms mit Jean-Claude van Damme und Dolph Lundgren, deren deutsche Synchronstimmen (!) er aus Verehrung gerne mal für ein Intro samplet. Was ebenso verwegen ist wie der typische Bushido-Bewusstseinsstrom: "Wer ist dieser eine Universal Soldier? / ich sitz zuhause und schreibe die Words auf dem Sofa / mittlerweile bist du ein perverser Opa/ von mir gibts Merchandise und diverse Poster/ und ich lebe bis ich sterb / das ist la vida loca". Sehr wohl. Immerhin mehr als 200 000 Einheiten hat er vom dazugehörigen Album verkauft, was neuerdings Platin bedeutet, denn die kranke Musikindustrie hat wegen der schlechten Verkäufe die Preis-Hürde nochmal um 50 000 gesenkt. Bushidos neues Album "7", das im Sommer von Sony veröffentlicht wurde, war alleine durch Vorbestellungen schon Gold wert. Als das Konzert losgeht, kann man kurz ahnen, warum er so erfolgreich ist. Wuchtig, laut und stumpf kommen die Beats daher, vom DJ, einem Drummer und dem Bass. Bushidos Diktion ist ziemlich autoritär, knackig und auf dem Punkt. "Hinter dem Horizont", einer der neuen Titel, klingt härter als auf dem Album und überraschend gut beieinander. Leider gibt es einen Text: "Ihr dachtet wirklich alle, ich bin weg / Sorry, aber ich musste nochmal wiederkomm' / Ich sag euch eine Sache, ich war niemals weg / denn ich war nur hinter dem Horizont". Bushido ist natürlich nicht gerade der einzige Rapper, der Sinnfreies textet. Aber wenige tun es auf so ärmliche und freudlose Weise. Während die meisten Erfolgsrapper ehrgeizig auf Abwechslung achten, Rhythmisierung und Reimschemata variieren, klingt Bushido immer gleich - wie auch bei den ewig melancholisch dräuenden Synthiesounds. Inhaltlich haben natürlich alle seine schiefen Bilder irgendwie mit Homophobie, Gewalt und Geschlechtsverkehr zu tun: "Du bist als *******r auf die Welt gekomm' / Männer sind in deinen ***** für Geld gekomm' / ich bin umstritten und das ganze Land hat Angst / deine Freundin heiratet am Standesamt den Schwanz / ich mach dich fertig, Junge". Das ist natürlich eher Logorrhoe als Hetze, und die jungen Leute kreischen vor Vergnügen wie in einer dieser Talkshows, in denen Olli Geissen sprachschwache Irre aufeinander loslässt. Bravo-Boy Bushido drischt daher gutmütige, sexistische Scherze über Studentinnen und andere Damen, die er demnächst mal auf dem Klo nehmen will, wobei er demonstrativ kichert. Als Entertainer wirkt der 29-Jährige harmlos und steif, was die Damen im Publikum offenbar süß finden. Mit seinen beiden Silbenverstärkern Nyze und Kay One trabt er über die Bühne und hält sich an der Schoßfalte seiner dicken Hose fest. Aus den HipHop-üblichen Mitmachbefehlen wird bei den Dreien ein Kasperletheater, bei dem immer irgendwer stockend nachfragt, ob auch alle da sind. Kaum zu glauben, dass seine Songs von Viva und MTV, die ihn zusammen mit Bravo, Universal und zuletzt Sony bekannt gemacht haben, jetzt plötzlich nicht mehr gespielt werden sollen. Was ihn merkwürdig kalt zu lassen scheint, obwohl er die Autos, die er wie vor kurzem gerne kaputt fährt, die Villa im Grunewald und die teuren Brillantarmbänder, mit denen er vor Kameras herumfuchtelt, vor allem seiner industriellen Verbindung schuldet. Die ihn dafür mit Preisen von Echo bis Comet und MTV-Award überhäuft hat. Kein Problem, denn er formuliert vielleicht gewagt, aber predigt bodenständige Werte. Einige Songs handeln, sagt er, nicht vom ♂️♀️n. Sondern etwa von seiner "Mamma", die übrigens nett grüße, aber leider grade in Westdeutschland weile usw. Kurz bevor man wegnickt, wummern dann ein paar besonders sentimentale Beats los und Bushido fängt an, auf seinen Vater zu schimpfen, der einst die Familie sitzen ließ. Es folgt eine längliche Suada über Mädchen, die ihm böse Mails schreiben, weil er sie "*****n" nennt, aber auf ihrer My-Space-Seite in knapper Garderobe posierten, was ja wohl eindeutig sei. Daher folgt das sehnsüchtige "Gibt es Dich", vermutlich für die knapp bekleideten Mädchen im Publikum oder seine neue Freundin, die meist sparsamst bedeckte Fernanda Brandao von der Gruppe Hot Banditoz. Es handelt davon, dass er sich nicht verlieben könne, weil Frauen flirten, ausgehen und knappe Kleider tragen würden - also "*****n" seien. Es gibt auch ein Stück voll abgegriffener Bilder über einen verstorbenen Freund, der im Sarg wie ein Engel ausgesehen habe. Und schon schreien die Herren auf der Bühne wieder vom ♂️♀️n und Drogenverkaufen auf den düsteren, gott- und staatsverlassenen Straßen Tempelhofs, wo Bushido aufgewachsen ist. Selbst mit den besten ethnologischen Vorsätzen und dem größten Herz für Gangsta-HipHop geht einem spätestens hier die Ranzigkeit und sprachliche Faulheit irrsinnig auf die Nerven. Keine Chance, aus diesem muffigen Geschwätz noch würdige Straßenkunst zu konstruieren. Ursprünglich war HipHop eine Kunstform, die sich mit spielerischem Witz über die Herrschaftssprache hermachte und lustvoll Musik ohne Instrumente zusammenklaute und -klaubte. Die spezielle Gangsta-Spielart begann auch in den USA schon vor etlichen Jahren zu veröden. Dennoch verhält sich Bushido zu seinen afroamerikanischen Vorlagen wie die Wildecker Herzbuben zu Folk. Wobei natürlich die spezielle Mischung aus Mutterverehrung, Angst vor Frauen und Liebe zu den knackigen Kumpels auf der Bühne auch noch einen interessanten Schatten auf das industriell gefertigte Pantoffel-Idyll werfen. Zu verbieten gibt es da nichts. Sein schwarz-rot-goldenes Bühnen-T-Shirt hat er sich verdient. Denn keine Jugendbewegung stimmte je so widerspruchslos überein mit den herrschenden Werten und Normen. Keine andererseits war sich dessen so wenig bewusst. Und keine war auf derart geschwätzige Weise zu lahm, sich zu artikulieren. Im Gespräch mit der "Zeit" ließ sich gerade Jean-Luc Godard erklären, dass die jungen Leute mit dem Video-iPod morgens das verpasste TV-Programm vom Vorabend nachholen. "Sollen sie nur tun," fand er. "Aber dann sollen sie sich auch nicht beschweren. Dass ihr Liebster sie verlässt. Dass die Universitäten privatisiert werden. Dass ihr Leben schief läuft." Berliner Zeitung, 06.12.2007 Meine Meinung: Eine der besten Kritiken zu diesem Thema, die ich seit langem gehört habe. Und da ich davon ausgehe, dass dies hier mehr Bushido-Fans lesen, als die Tagespresse, wollte ich hier mal eine Diskussion zu dem Thema eröffnen. Ich freue mich auf Eure Anmerkungen zum Text. Rakete + Multi-Zitat Zitieren
#2 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop stimmt eigendlich alles solweit geb ich dir 100% recht er muss ja sehn wie er sein geld macht. und mit dem schwachsinn scheint es ja zu klappen hehe er ist immer hin einer der viel reden kann ohne was zu sagen + Multi-Zitat Zitieren
#3 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop Audiokommentar zum Artikel heute Morgen im D-Radio: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2007/12/06/drk_20071206_1009_7a9efcf7.mp3 High5, Rakete + Multi-Zitat Zitieren
#4 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop Naja, der Bericht ist zwar nicht gerade objektiv geschrieben, spricht mir aber aus der Seele ^^ Steh 100% hinter dem Autor, Bushido ist einfach 'ne Witzfigur geworden, die sich für Erfolg an jeder Straßenecke prostituiert... Der würde für Erfolg sogar seine eigene Mutter mit 'nem MTV Video dissen. Und was diese ganze MTV Sache angeht: Ist doch eh nur Promo, deswegen isses Bushido gal + Multi-Zitat Zitieren
#5 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop Von Bushido kommt halt nix neues. Nach CCN hat sich alles nurnoch wiederholt... Er rappt immer gleich, immer gleiches Reimschema, immer gleicher Inhalt... Viele Gründe warum ich kein Bushido mehr höre, einfach alles zu einseitig. Es gib sehr viele bessere Rapper, also warum soll ich mir Bushido antuhen, der doch nur für Kohle rappt. + Multi-Zitat Zitieren
#6 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop der bericht trifft es eigentlich ganz genau, aber es wurde vernachlässigt, dass bushido ein guter entertainer ist und jeden noch so großen bushido hasser (aber deutschraphöher) mitreissen würde wenn er ein konzert besuchen würde. des weiteren hat wohl jeder bekannte rapper zweckreime die relativ sinnfrei sind in seinen veröffentlichen liedern und texten (sogar der herr ), daher kann ich die kritik im zweiten und im dritten absatz nicht ganz verstehen. ein weiterer punkt ist, dass er ein idol für viele minderbemittelte jugendliche darstellt und wohl einen richtig breiten nerv bei der jungend trifft. + Multi-Zitat Zitieren
#7 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop Bushido darf sich nich hophop nennen. einfach POP! + Multi-Zitat Zitieren
#8 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop Na dann stell ich mich mal als erster gegen den Verfasser. Ich finde, dass er einfach übertreibt, sowas kann man doch über fast jeden Künstler schreiben. Der hat sichs ja auch echt leicht gemacht, einfach alles Positive weggelassen oder schlechtgeredet und nur negative Dinge genannt und die dann auch noch runtergemacht. Ich finde zwar auch, dass Bushido sich ziemlich verschlechtert hat, aber sowas finde ich total überzogen. Der stellt ihn genau so wie diese Texte hinten auf den Verpackungen von Videospielen dar, nur halt umgekehrt. Mit solchen Texten kann man alles gut oder schlecht reden, der Text hier ist das beste Beispiel dafür + Multi-Zitat Zitieren
#9 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop geistreicher kommentar bitte mehr von dem gehate, macht die geistreiche diskussion kaputt ^^ + Multi-Zitat Zitieren
#10 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop ich finde den text viel zu einseitig ! der schreibt nur über die negativen dinge und das ist nicht korrekt für so einen text wenn man einen text in der zeitung schreibt sollte man auch objektiv bleiben und nicht alles gute weglassen oder schlecht reden -.- sowas könnte man auch bei den besten machen alles gute weglassen und nur schlechtes hinschreiben ich finde bushido schreibt zur zeit gute texte das kann auch sein weil ich mich gut in die texte reinfühle da sie meinem leben entsprechen.. aber die texte die er zur zeit bringt hat auch nichts mehr mit gewaltverherlichung oder frauendskriminierung zu tun.. er hat solche texte auch geschrieben und gerappt aber deshalb in verurteilen?! keiner ist perfekt... klar kann ihn nicht jeder mögen obs jetzt daran liegt dass die person neidisch auf den ruhm ist oder einfach nicht diese musikrichtung mag ist mir eigentlich total egal aber ihn deshalb immer zu dissen etc. finde ich nicht korrekt ich höre bushido und steh dazu und ich hasse eigentlich metal und so was aber deshalb schreibe ich jetzt keinen rein negativen text über ihn.. deshalb finde ich das man jeniges auch nicht mit bushido oder sonst welchen personen machen sollte + Multi-Zitat Zitieren
#11 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop Es ist ein subjektiver, dumm und schlecht recherchierter Artikel. Das dieser Mann nur in einer Berliner Zeitung eine Stelle bekommen hat, wundert mich nach diesem Artikel nicht. Stylistisch ist dieser Ausschnitt auch nicht der Beste und somit sollte sich der Autor mal kräftig eins in den ***** pusten. Wenn man schon etwas contra Produktives schreiben möchte, dann bitte Hirn an. + Multi-Zitat Zitieren
#12 6. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop Interessant fand ich vor allem die politische Aussage, die im vorletzten Absatz steckt: Meiner Meinung nach hat die nachwachsende junge Generation die Aufgabe, die bestehenden Verhältnisse kritisch zu prüfen und den Alten und dem System bei Bedarf kräftig in den Sack zu treten. Diese reinigende Funktion von junger Kunst und Jugendkulturen sehe ich im Moment nirgends (oder zumindest kaum) erfüllt. Im Gegenteil, die Leute gehen im System auf wie nie, akzeptieren völlig kritikfrei die Welt und die Herrschaftsstrukturen, die ihnen präsentiert werden. Und warum? Unter anderem, weil alles Aufbegehren, alle Wut und alle rebellische Energie in Gangster-Attitüden verpufft... Der Typ schreibt sich "Ghetto" auf dem Arm und betäubt die ihm Zuhörenden mit Nullsätzen, anstatt etwas zu sagen... In jedem echten Ghetto... naja. Ich geb zu sehr polemisch gesprochen. Aber sucht mal nach dem Körnchen Wahrheit + Multi-Zitat Zitieren
#13 11. Dezember 2007 Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 13. April 2017 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop Also mich muss den Verfasser recht geben. Ehrlich gesagt finde ich es mehr als bedenklich solche Randerscheinungen bzw. kurzfristigen Hypes ala "Bushido" überhaupt als Künstler zu titulieren. Wenn man sich die Texte seiner "Werke" anhört, spiegelt das leider so ziemlich den Intellekt der "Fans" wieder. Denn der inhaltliche Wert seiner "Werke" kann man eigentlich nur als frühpupertierendes dummes Gerede abstempeln, und das ist noch gelinde gesagt. Das er leider für viele ein Idol ist, wird ein Grund sein warum unsere Rentenkasse mal noch mehr Probs als heute haben wird. Seine Texte haben absolut nichts mit der Realität zu tun (mal abgesehen von irgendwelchen dunklen Strassengassen). @ XxDeadManxX Falls die Texte wirklich, wie du sagst, dein Leben beschreiben, dann solltest du dir ganz schnell hilfe suchen, denn dann passt da etwas ganz gewaltig nicht! Gruß Romsky + Multi-Zitat Zitieren
#14 11. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop Ja ich finde das sich Bushido voll verkauft hat und jetzt fällt ihm nichts mehr ein hör ihn auch nicht mher so oft + Multi-Zitat Zitieren
#15 11. Dezember 2007 AW: Bushido: Der Wildecker Herzbube des HipHop Ich bin ein übertriebener Bushido fan und muss auch zugeben dass er viele sinnlose texte hat,welche ich auch nicht mag, aber da ich bushido höre, kenne ich jedes lied und die lieder die dann eine tiefere bedeutung haben finde ich dann mega geil...die meisten kennen leider auch nur die lieder die als viedeos auf Viva/MTV laufn net die übrigen auf seinen cds. + Multi-Zitat Zitieren