CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Michi, 13. August 2010 .

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  1. 13. August 2010
    Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"


    Das Bundesinnenministerium hat heute die Preise für den neuen elektronischen Personalausweis bekannt gegeben. Dieser wird ab dem 1. November zum Preis von 28,80 Euro ausgegeben. Wir haben dazu Frank Rosengart, Sprecher des Chaos Computer Club, interviewt.

    netzpolitik.org: Das Bundesinnenministerium bewirbt den neuen ePerso, der im November den alten ablösen wird. Brauchen wir eigentlich einen neuen Personalausweis?

    Frank Rosengart: Das massive Lobbying der Branchenverbände wie Bitkom zur Einführung des ePerso lassen darauf schließen, dass mit dem neuen Personalausweis vor allem Wirtschaftsinteressen befriedigt werden. Dabei spielt sicher auch die Bundesdruckerei als Hersteller der Karte eine entscheidende Rolle. Böse Zungen sprechen von einem Lex-ebay-Projekt, weil gerade die elektronische ID den Anbietern zugute kommt, deren Geschäftsmodell auf eine gewisse Verbindlichkeit der Nutzer untereinander aufbaut. Ein Sicherheitsgewinn ist genau wie beim elektronischen Reisepass nicht gegeben, da die deutschen Ausweisdokumente auch ohne elektronische Merkmale als fälschungssicher gelten.

    netzpolitik.org: Was soll denn mit dem neuen ePerso alles möglich sein?

    Frank Rosengart: Das einst für hoheitliche Zwecke vorgesehene Dokument wird nun eine Wirtschafts-Service-Karte. Der neue Personalausweis verfügt neben den auf dem Chip gespeicherten biometrischen Merkmalen über die "eID"-Funktion. Damit soll eine Identitätsfeststellung oder Alternachweis im Online-Geschäftsverkehr möglich werden. Zusätzlich ist vorgesehen, den ePerso mit einer Applikation für eine qualifizierte elektronische Signatur entsprechend dem Signaturgesetz auszustatten.

    netzpolitik.org: Wie steht es denn um den Datenschutz? Welche Bedenken hat der Chaos Computer Club?

    Frank Rosengart: Zugegeben, beim neuen Personalausweis hat man sich viele Gedanken darüber gemacht, wie man einen solchen Ausweis möglichst datenschutzfreundlich gestalten kann. Abgesehen von einigen Details stellt sich aber grundsätzlich die Frage, ob die nun geschaffene Möglichkeit, dass sich der Bürger gegenüber Anbietern im Netz elektronisch identifizieren kann, nicht auch neue Begehrlichkeiten nach einer Pflicht zur Identifikation weckt. Jeder Online-Anbieter kann nun einfach prüfen, wer ich bin und wird diese Chance auch nutzen. Und schlussendlich steht natürlich immer noch zu befürchten, dass wir uns zukünftig mit unserem elektronischen Ausweis "am Netz" anmelden müssen, um überhaupt Zugang zum Internet zu bekommen. Unverständlich ist, warum das Gesichtsfoto nun auch biometrisch sein soll. Im Nutzungszenario des ePerso dürfte ein Abgleich per Gesichtserkennung kaum passieren. Die Bedenken, die wir schon zur Speicherung des biometrie-tauglichen Fotos im Reisepass haben, bleiben bestehen. Wofür also jegliche Begründung fehlt ist die zwangsweise biometrische Erfassung. Jeder Bürger muss nun ein biometrisches Gesichtsbild abgeben, das digitalisiert und auf dem Chip hinterlegt wird. Gleiches gilt für Besitzer einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung. Die tatsächliche biometrische Erfassung aller Menschen wird damit in die Tat umgesetzt.

    netzpolitik.org: Ist ein dreifach höherer Preis gerechtfertigt?

    Frank Rosengart: Für das, was an Technik im neuen ePerso drin steckt, mag der Preis vielleicht gerechtfertigt sein. Die neuen elektronischen Funktionen werden allerdings nur einer sehr kleinen Zahl von Bürgern etwas bringen - es ja auch offen, ob die Funktion der eID von der Wirtschaft, vor allem aber von den Bürgern angenommen wird. Und ob die Wirtschaft verantwortungsvoll mit den gesammelten Daten umgeht und damit das Vertrauen der Bürger gewinnt. Die Kommunen beklagen, dass mit den Zusatzfunktionen ein hoher Aufwand bei der Ausstellung der Dokumente und vor allem bei Problemen (PIN vergessen etc.) auf sie zukommt, für den keine zusätzliche Vergütung vorgesehen ist.

    netzpolitik.org: Kommen noch höhere versteckte Kosten hinzu, beispielsweise durch Lesegeräte?

    Frank Rosengart: Wenn man keine Zusatzfunktionen des neuen ePersos nutzen möchte, muss man kein Lesegerät kaufen. Für die eID-Funktion sollte ein einfacher ISO14443-kompatibler RFID-Reader ausreichen. Die Signaturfunktion des ePersos dürfte noch ein größeres technisches Abenteuer werden, da hierfür Geräte mit Display und Pin-Eingabe erforderlich sind, die es bisher jedoch nur für Kontakt-Chips gibt.

    netzpolitik.org: Wie sicher sind die Zusatzfunktionen des neuen Personalausweises?

    Frank Rosengart: Wie wir kürzlich gerade gesehen haben, sind selbst die als besonders sicher angepriesenen Klasse-3-Lesegeräte keine Garantie für eine absolute Sicherheit bei der elektronischen Signatur. Es ist also abzusehen, dass die Sorge um die Sicherheit auf den Bürger abgewälzt wird und er im Zweifelsfall beweisen muss, dass er ein bestimmtes Dokument nicht elektronisch unterschrieben hat. Konzeptuell ist es vorgesehen, dass der Besitzer des ePA größtenteils selbst für die Sicherheit sorgen muss.

    netzpolitik.org: Was empfiehlt Ihr den Bürgern? Vorher noch zum Sonderpreis den neuen kaufen oder einfach abwarten, bis der aktuelle abgelaufen ist?

    Frank Rosengart: Wer keine 29 Euro für das Hightech-Spielzeug ausgeben möchte und außerdem einen Perso ohne spaßfreies ("nicht Lächeln") biometrietaugliches Foto für die nächsten zehn Jahre in der Tasche haben möchte, sollte sich rechtzeitig (am besten noch Ende September!) in Richtung Bürgeramt/Meldestelle begeben. Wir empfehlen klar, sich noch rechtzeitig einen "alten" Personalausweis zu holen, denn eine alte Hackerregel sagt: Kaufe nie die Version 1.0. Schließlich könnte es auch noch wie in Großbritannien kommen: Dort wurden die nationalen "ID cards" jüngst entsorgt, gleich zusammen mit dem nationalen Personenregister.

    netzpolitik.org: Anders als beim Reisepass muss ich für den ePerso keine Fingerabdrücke abgeben. Die Bundesregierung empfiehlt dies aber "aus Sicherheitsgründen". Warum sollte ich das tun?

    Frank Rosengart: Die Fingerabdrücke können - genau wie beim ePass - derzeit ausschließlich von deutschen Behörden ausgelesen werden, weil hierfür ein spezielles Zertifikat erforderlich ist. Der Sicherheitsgewinn beschränkt sich also ohnehin auf wenige Behördenkontakte, wobei kein einziges Szenario denkbar ist, wo einem das als Bürger helfen würde. Erkennungsdienstliche Behandlung ist was für die Polizeiwache, nicht für die Meldestelle.

    netzpolitik.org: Danke für das Interview.

    quelle: Interview zum ePerso: “Kaufe nie die Version 1.0″


    Ab dem 1.11. gibt es ja den neuen ePerso. Dieser speichert nicht nur die biometrischen Informationen, sondern soll auch noch digitale Signaturen ermöglichen (benötigt aber natürlich noch weitere Hardware).
    Wie und wo das genau funktionieren wird, ist noch nicht bekannt. Bekannt ist allerdings, dass der neue Perso mit 28,80EUR zu Buche schlägt.
    Ein Personalausweis kann frühestens 6 Monate vor Ablauf erneuert werden.
    Bei Verlust kostet ein neuer 13EUR.

    Personalausweis erneuern für 8EUR oder auch nicht - 10 Jahre gültig (unter 24 nur 6 Jahre)



    weiteres: Elektronischer Personalausweis – Piratenwiki
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    ich lass mir mal den neuen machen. elektronisch is mir zu unsicher. und zweitens is der normale billiger.
     
  2. 13. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    naja meiner ist noch bis 2015 gültig ^^

    würde der aber vorher ablaufen,würd ich den auf jeden fall verlängern lassen..hätte kb auf son checkkarten perso..is mir noch am anfang zu unsicher ^^
     
  3. 14. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    Ok, was muss ich jetzt machen, wenn ich meinen alten verlängern will/einen neuen ohne e-dingens haben will?

    Das ganze finde ich ziemlich dämlich, wer weiß, was da wieder für Sachen passieren, von denen vorher ja "keiner niemals was geahnt" hat...
    Diese Datensammelwut und Sicherheitssucht regt mich immer mehr auf. Teuer und unnütz und man fühlt sich irgendwie immer unsicherer. Nicht die Terrorsiten sind es, vor denen man Angst haben sollte...
     
  4. 14. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    Mich würde auch interessieren wenn ich jetzt eine Personalausweis (also noch den Alten) beantrage muss ich dann Fingerabdrücke abgeben?

    Oder ist das Fingerabdruck abgeben nur beim neuen Ausweis obligatorisch?
     
  5. 14. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    also ich hab vor zwei tagen meinen alten verlängern lassen bzw. eine verlängerung beantragt. musste keine fingerabdrücke abgeben, nur foto. die fingerabdrücke sind beim reisepass notwendig, beim neuen perso freiwillig. steht doch oben oder hab ich was falsch verstanden?
     
  6. 14. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    Wenn er nicht bald abläuft dürfte das mit Verlängern lassen eher schwierig werden.
    Meiner läuft noch bis 2012. Bin am überlegen ob ich ihn irgendwie beschädigen soll um noch einen alten zu kriegen. Der läuft dann aber auch spätestens 2015 ab. Hilft halt nix. Irgendwann kriegen wohl oder übel alle den ePerso.
     
  7. 14. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    du brauchst ihn nicht beschädigen. einfach verlängern lassen. aber ob der jetzt ein jahr länger gilt oder nicht is da ja schnuppe. der neue kommt sowieso.
     
  8. 15. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    den artikel hab ich schon vor zwei monaten bei netzpolitik gelesen und seitdem wollte ich immer neuen perso beantragen, aber iwie schiebe ich das immer weiter auf. naja montag wirds gemacht^^

    @threadstarter: thx für die erinnerung
     
  9. 15. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    Ich muss meinen auch schnell möglichst verlängern lassen, ist schon seit paar Monaten abgelaufen.

    Danke für den Artikel.
     
  10. 15. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    Kann man zum Verlängern eine dritte Person per Vollmacht bemächtigen?
     
  11. 15. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    ich bezweifel es, da du ja beim beantragen eine unterschrift abliefern musst. (die geben dir da son eingerahmten zettel, auf den du unterschreiben musst)
    aber ruf am besten mal morgen im rathaus an.
     
  12. 15. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    Zum Glück habe ich mein Perso erst vor kurzem verlängern lassen. Aber wie hier schon bereits gesagt worden ist, ob früher oder später, es wird jeden treffen.

    Ich hoffe noch, dass dieser dann aus Sicherheitsgründen zurück gezogen wird.

    Ansonsten schon wieder ein Schritt zum Überwachungsstaat.

    Grüße
    Kirill
     
  13. 15. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    Laufe seit einem Jahr mit einem abgelaufenen rum, keine Probleme. Habe zur Not ja auch noch den gültigen Führerschein und falls man mal ein Auto anmelden muss o.ä. holt man sich eine aktuelle Meldebescheinigung bei der Stadt und gut ist.

    Ich werde kurz vorher mir noch einen alten holen und wenn der ausläuft 2015 hoffe ich, dass das System umgestellt ist - wahrscheinlicher ist aber, dass ich den einfach auslaufen lasse und mir keinen neuen holen werde.
     
  14. 15. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    Nee, kann man nicht, da die Person aufm Amt ja auch als diejenige identifiziert wird, die das abgibt. Is ja auch logisch.. Person X gibt mit Bild von Person Y und Vollmacht den Antrag ab... Voila. Verfälschte Personalien. Also ist nicht.

    Ansich glaube ich kommen wir um den ePass nicht mehr rum. In 3 Jahren geht auf dem offiziellen Online-Handel nix mehr ohne das Teil. Nicht das ich das gutheißten würde, aber die Firmen werden sich diese zusätzliche Sicherungsmöglickeiten nicht entgehen lassen.
     
  15. 16. August 2010
    AW: CCC-Interview zum ePerso: "Kaufe nie die Version 1.0"

    also wer den sich seinen jetzigen ausweis auch verlängern lassen will:

    einfach verlängern geht ned. man muss einen neuen antrag stellen mit neuem passbild (langt glaub das selbe wie beim jetzigen).

    dauert 2 - 4 wochen, während ferienzeit bis 6 wochen. vorläufiger kann ausgestellt werden, gilt 3 monate.

    quelle: Personalausweis verlängern - Personalausweis Antrag


    /wir sind mit dem eperso ned die ersten. gibt viele länder die sowas in der art schon seit jahren machen:
    Personalausweis – Wikipedia
     
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