Das wirtschaftspolitische Instrumentarium der Politik und dessen Schwächen

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Kritiker, 10. November 2010 .

Schlagworte:
  1. 10. November 2010
    Mit Keynes in die Krise
    19. Januar 2010 | Liberales Institut | Steffen Hentrich

    Quelle: Liberales Institut
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    der artikel wurde von mir erwählt, weil er einen guten überblick über das wirtschaftspolitische instrumentarium der politik gibt und dessen schwächen aufzeigt. er ist als kritik am vulgär-keynesisnismus zu verstehen, einer vereinfachten, primitven form von john maynard keynes' lehren, welcher sich die politik in wirtschaftlichen krisen bedient und auf deren grundlage staatsinterventionistische maßnahmen wie z.b. das schüren von konjunkturpaketen basieren.

    weiterführende links:
    keynes ist tot. es lebe der vulgärkeynesianismus!
     
  2. 11. November 2010
    AW: Das wirtschaftspolitische Instrumentarium der Politik und dessen Schwächen

    Hm, mMn unnötige Kritik an der Makroökonomik. Ist doch klar, dass man in Modellen, die für ganze Volkswirtschaften gelten sollen nicht genau auf einzelne Sektoren der Wirtschaft und individuelle Präferenzen der Menschen eingehen kann.

    Das Problem an der ganzen Sache ist eigentlich nur, die Art diese Modelle zu interpretieren. Die einen sagen, ja wir müssen Schulden machen, um die Konjunktur zu stärken, die anderen sind strikt dagegen.


    Generell bin ich gegen dieses irre Schuldenmachen, v.a. aus 2 Gründen:

    1. Mit Geld um sich zu schmeissen, dass man gar nicht hat, kann langfristig eigentlich nut negative Folgen haben. Oft wird ja gesagt, dass durch die Investitionen die getätigt würden, die Wirtschaft stark wächst und so durch z.B. zusätzlichwe Steuereinnahmen dass Geld wieder reingeholt wird. Hat noch nie funtkioniert und wird wohl auch nie funktionieren...

    2. Wenn kleine Kinder etwas dummes machen und man sie danach mit Bonbons belohnt, werden sie dasselbe nochmal machen und nochmal und nochmal...
    Genauso ist es mit dieser Krise, die Leute haben ohne Skrupel das Geld anderer Leute verzockt und als es dann plötzlich schief ging, wurden sie von Vater Staat gerettet. Die Folgen kann man jetzt schon wieder sehen. Neue Zockereien, nichts hat sich geändert. Die nächste Blase wird platzen, vielleicht können wir da noch mal mit Schuldenmachen über die runden kommen, aber es wird wieder eine Blase geben usw. bis wir wirklich am Ende sind.







    Und zur lieberalen Einstellung: Der Staat muss sich manchmal einmischen, aber mMn mischt er sich bei den falschen Dingen viel zu stark ein, während er sich bei wichtigem einfach raushält.
     
  3. 11. November 2010
    AW: Das wirtschaftspolitische Instrumentarium der Politik und dessen Schwächen

    die aussage ist ein ziemlicher allgemeinplatz...

    wie kann man heutezutage immer noch nach staatlichen eingriffen in den marktmechanismus fordern, wenn es überzeugende ökonomische modelle gibt, die gerade dieses einmischen in das preissystem des marktes als ursache für konjunkturzyklen und die damit verbundenen systematischen boom und bust-phasen benennen - und das schon seit knapp einhundert jahren?

    das preissystem des freien marktes gibt aufschluss über die angebots- und nachfragesituation der marktteilnehmer - ein eingriff in dieses gefüge wäre nur dann nicht destruktiv, wenn der staat als zentrale planungsbehörde einen überblick über die individuellen präferenzen jedes einzelnen bürgers hätte. nun die frage: ist das möglich? nein - markteingriffe dieser art führen zur störung des preissystems und zur verzerrung der tatsächlichen nachfragesituation in der bevölkerung; die ressourcenallkokation wird fehlgeleitet.

    und wie setzt sich eine volkswirtschaft zusammen? aus den einzelnen wirtschaftszweigen bzw. aus den individuellen präferenzen der bürger.

    es handelt sich hierbei nicht um eine frage der interpretation, sondern darum, ob modelle, die eine volkswirtschaft auf eine einfache, nicht aussagekräftige weise repräsentieren wie es der vulgärkeynesianismus tut, überhaupt brauchbar sind.

    es sollte zudem nicht vergessen werden, dass die politiker durch keynes eine einflussreiche rolle zugeteilt bekommen haben; da treffen weltanschauung und vermeintliche notwendigkeit aufeinander und ergänzen sich. die ökonomischen theorien von mises und hayek sehen dagegen keinen platz für staatliche interventionen in den markt vor - und machen entsprechende ressorts der politik überflüssig...
     
  4. 12. November 2010
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    aW: Das wirtschaftspolitische Instrumentarium der Politik und dessen Schwächen

    Die Theorie von Keynes wurde mittlerweile in x-fachen Varianten so verwässert, dass die sog. Vulgärkeynesianer imho zurecht auch von wirklichen Keynesianern stark angegriffen werden.

    Hab in meine Thesen zum Krisenzyklus ja hier schon ausgeführt. Was würdest du dem entgegnen?

    Sofern man den Keynesianismus auf antizyklische Wirtschaftspolitik beschränkt, können wir uns glaub ich darauf einigen, dass dies zumindest keine qualitativen Probleme löst. Mal hier mal da einzelne Unternehmen mit etwas Staatsgeld zu helfen ist sicherlich kompletter Unsinn und führt zu Ungleichgewichten, die früher oder später weg müssen. Sorgt man aber durch direkt-staatliche Investitionen in gesellschaftlich notwendige, aber nicht praktikabel marktförmig organisierbare Branchen wie Infrastruktur, Bildung, Forschung, Gesundheit, für breitere Nachfrage, so ist diese eben keine Störung eines herbeihalluzinierten vermeintlich harmonischen bzw. "natürlichen" Marktpreisgefüges, sondern erstens Politik im Interesse der ärmeren Mehrheit und zweitens ein sinnvoller ansatz, um den Kriseneinbruch abzumildern. Logischerweise muss dann das investierte Geld wiederum während der Boomphase eingesammelt werden, was diesen abschwächt. Eigentlich ist es eine reine Geschmackssache.
    Mit Keynes kann man aber auch weitergehende Umverteilungsmaßnahmen begründen. Ich glaub die Story mit der Umlaufgeschwindigkeit kennst du mittlerweile. Ich hab bisher weit und breit keine adäquaten Gegenargumente von liberaler Seite gehört. Wenn du da was findest, würde es mich wirklich sehr interessieren.
    Dann wär da noch die Sache mit dem den Einkommengrößen als harmonisches Ergebnis individueller Präferenzen vs. konfliktives Kräfteverhältnis antagonistischer Klasseninteressen und die grundlegende Debatte um Vermittlungsformen der Marktgesellschaft und den ausgangspunkt, was ich ehrlich gesagt für wichtiger halte, weil sich genauere volkswirtschaftliche Betrachtungen aus den Grundlagen leicht ableiten lassen. Siehe Post hier.

    Bei Bedarf nochmal im spoiler:
    Spoiler
    Ein interessanter Indikator für den ausmaß der Umverteilung durch den Neoliberalismus und die verheerenden ökonomischen auswirkungen ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.
    "In der Volkswirtschaftslehre ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes die Häufigkeit, mit der die vorhandene Geldmenge innerhalb eines Jahres durchschnittlich umgesetzt wird." (wiki)
    Kaufkraft- und damit konjunkturrelevant ist allein die Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge M1 (V1), welche aber in Relation zur Sparquote zu setzen ist. In den USa gab es eine steigende V1 mit entsprechendem Wirtschaftsboom [1], da die Sparquote von ~10% der 70ern bis zur heutigen Krise auf etwa ~0 (!) gesunken ist [6] (rot=staatl. Transfer; grün=Löhne; (hell)blau=Kapitaleinkommen) bleibt die allgemeine Sparquote zwar relativ konstant, V1 sinkt aber, da oben die Sparquote viel höher ist. Ohne ein massives Geldmengenwachstum von 8-10% jährlich hätten wir ein enormes Deflationsproblem. auch in der Eurozone gibt es durchgehend eine fallende Tendenz der Umlaufgeschwindigkeit. [7]

    Die neoliberale Umverteilungspolitik kann also kurzfristig die Profitrate durch Lohndrückerei sanieren, aber auf Dauer wird das Problem nur verschärft, da niemand investieren wird, wo es aufgrund zunehmender armut nichts zu holen gibt. Radikale Umverteilung ist also nicht nur unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten aufgrund dem Kapitalismus immanenter positiver Rückkopplungseffekte bzgl. Vermögensanhäufung angesagt, sondern auch aus wirtschaftspolitischer Hinsicht dringend notwendig.
     
  5. Video Script

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