Europas Position im KI-Wettlauf
Welche Rolle kann Europa im Wettbewerb zwischen den großen Akteuren USA und China einnehmen? Diese Frage wird zunehmend brisanter. Am vergangenen Freitag schockierten die Börsennachrichten – der Mehrwert des US-Chipgiganten Nvidia fiel um satte 600 Milliarden Dollar. Es war der größte Tagesverlust in der Geschichte der Wall Street. Der Grund – der Durchbruch von DeepSeek, das mit bemerkenswert geringem Ressourcenaufwand ein konkurrenzfähiges KI-Modell entwickelt hat.
Kann KI kostengünstiger werden?
Das chinesische Team investierte nur 5,6 Millionen Dollar und setzte 2.000 Grafikprozessoren ein. Es gelang ihnen, ein KI-Modell zu entwickeln, das mit den großen US-Konkurrenten konkurrieren kann – dies dank innovativer Technologien wie „Mix of Experts“. Interessant ist, dass nicht das gesamte Modell aktiv ist, sondern nur spezialisierte Teilbereiche je nach Bedarf arbeiten. Professor Kristian Kersting von der TU Darmstadt macht auf einen entscheidenden Punkt aufmerksam: „Die Skalierungshypothese ist kritisch.“ LLMs (Large Language Models) steigern sich durch eine höhere Anzahl von Parametern und Datensätzen. Doch die Verbesserung hat Grenzen.
Neustart im KI-Wettlauf für Europa?
Die Entwicklungen rund um DeepSeek eröffnen Europa nun neue Perspektiven. Der Wettbewerb, der lange Zeit von den USA und China dominiert wurde, könnte sich wandeln. Es scheint, als könnten auch mit weniger Ressourcen und innovativen Trainingsmethoden Erfolge erzielt werden. Die Frage bleibt – hat Europa die Geduld und Ausdauer für diesen Wettlauf? Politiker und Forscher sehen in der DeepSeek-Entwicklung die Möglichkeit, die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Nico Lange, Politikberater der Münchner Sicherheitskonferenz, berichtete via X: „Das KI-Entwicklungskonzept, das auf extrem vielen Chips basiert, bietet vielleicht eine erneute Chance für die Europäer“. Und Professor Andreas Hotho von der Universität Würzburg stimmt zu: „In Europa kann man heute grundlegend ein eigenes LLM trainieren.“
Bayerns Investitionen in KI-Forschung
Bayern hat sich bereits in Bewegung gesetzt – die Einführung eines eigenen KI-Sprachmodells, „BayernGPT“, wurde angekündigt. Der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume hebt hervor: „Wir wünschen uns eine KI, die unseren Wertvorstellungen entspricht und unsere Daten schützt.“ Somit investiert der Freistaat in die entsprechende Infrastruktur, um über 100 neue Stellen in der KI-Forschung zu schaffen.
Die Technische Universität Nürnberg wird ebenfalls ausgebaut und soll sich zu einer spezialisierten KI-Universität entwickeln. Blume warnt vor den Folgen: „Wer die Kontrolle über die KI hat, kann über den Wohlstand und die Machtverteilung in der Welt entscheiden.“
Der kalte KI-Krieg und die europäischen Chancen
Die Reaktionen auf DeepSeek haben die Kluft zwischen den Nationen weiter vertieft. Trump kündigte neue Handelsbeschränkungen gegen China an. Gleichzeitig werfen Unternehmen wie OpenAI und Microsoft dem chinesischen Modell der Wirtschaftsspionage vor. DeepSeek hätte durch „Wissensdestillation“ unzulässige Daten extrahiert. Die harten Bandagen im KI-Krieg sind klar – Europa muss sich anstrengen, um nicht dauerhaft am Rand der digitalen Weltordnung zu stehen.
Zur Rolle von KI im Alltag
Wie wird KI unser Leben beeinflussen? Die Frage bringt Experten ins Gespräch. Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub diskutieren wöchentlich in ihrem Podcast „Der KI-Podcast“ – dem Podcast von BR24 und SWR. Die Zuhörer erhalten wertvolle Einblicke in KI-Programme, die im Alltag wichtig sind.
Der Wettbewerb um die technologische Vorherrschaft ist intensiv. Während einige Länder ständig nach innovativen Lösungen suchen, droht anderen das Risiko, auf der Strecke zu bleiben. Die Uhr tickt für Europa – es bleibt spannend, ob und wie es im KI-Rennen entscheidende Fortschritte machen kann.
Quelle: br / dpa