Denk ich an Deutschland in der Nacht...

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von zzbaron, 10. Oktober 2009 .

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  1. 11. Oktober 2009
    AW: Denk ich an Deutschland in der Nacht...

    Seht Ihr, und dass war ein Vorteil in der DDR: Die Kinder waren Nachmittags im Hort, dort hat man gemeinsam Hausaufgaben gemacht und dann etwas unternommen. Bis 16 Uhr konnte man an verschiedenen kostenlosen Aktionen teilnehmen und einmal in der Woche war Arbeitsgemeinschaft...
    Ganztagsschulen sind für mich D I E Lösung überhaupt. Wo kann man die Kinder besser fördern
    als in diesen Schulen? Sie können nach den Hausaufgaben etwas Kreatives angeboten bekommen;
    man kann gemeinsam verschiedene Aktivitäten starten usw. Es gab Bastelnachmittage bei uns in der DDR, richtige Exkursionen und Wanderungen usw.usf. Warum kann man das heute nicht mehr machen? Auch in den Ferien waren wir in den Ferienspielen, wo sich die Lehrer und Erzieher immer
    etwas einfallen lassen haben -soetwas vermisse ich.
    Mich nervt auch, dass es in jedem Bundesland andere Schulmaterialien gibt, aber auch in jedem Schuljahr bekommen die Klassen andere Materialien. In der DDR hast Du bei mehreren Kindern einmal Schulbücher gekauft und konntest die für alle Kinder nehmen. Wir waren 5 Kinder, ich war das Vorletzte und hatte die Bücher von meinem ältesten Bruder und oft das Glück, dass er irgendwo im Buch Randnotitzen machte, die mir beim lernen halfen...Heute haste die Schulbücher ein Jahr und wirfst die weg, weil du sie für ein anderes Kind nicht nutzen kannst, weil ja da wieder andere Bücher und anderes Material verlangt werden - Schwachsinn! Dass da die Grünen noch nicht auf die Barrikaten gegangen sind? Das ist doch verschwendung...

    LG

    zzbaron
     
  2. 11. Oktober 2009
    AW: Denk ich an Deutschland in der Nacht...

    Also komischerweise war meine Schulzeit in keinster Weise so.
    Von Grund- über Realschule und zuletzt Gymnasium haben die Lehrer den Unterrichtstoff so oft einen vorgekaut.
    Nicht umsonst habe ich es vorgezogen oftmals lieber eine Computerzeitschrift oder ein Magazin vom Spiegel, Stern oder über Naturwissenschaften zu lesen.
    Desweiteren sind es zumindes hier, bei Hamburg. Ich sage bewusst nicht in Hamburg, ich wohne und ging zur Schule in einer kleinen Stadt die bei Hamburg liegt, dass einen die Lehrer x-mal vollgenöllt haben mit dem Stoff und dauernd gefragt haben, ob man es doch verstanden hat.
    Ich könnt jede GMK-Stunde kotzen wenn man das gleiche wieder und wieder macht. Und dann schafft selbst der größte Klassenclown sein Abitur.
    Wenn es um Nachhilfe geht, wenn ein Schüler auf der Grundschule Nachhilfe braucht, dann wurde er vielleicht nicht richtig gefördert vor der Schule oder aber zu früh eingeschult. Vieleicht ist das Kind auch noch zu verspielt um zu realisieren und zu verstehen. Dann soll ja eine Wiederholung des Jahres helfen.
    Ansonsten ist es wohl kaum ein Problem eine Nachhilfe zu finden. Gerade viele Schüler sind gewillt jüngeren Schülern Nachhilfe zu geben, um Ihr Taschengeld aufzustocken.
    Ein Lehrer dazu zu zwingen, er möge doch Nachhilfe geben, ist eine komplizierte Sache. Lehrer haben nen besch***en Job. Sie kommen meistens erst um 16-18 Uhr aus der Schule raus. Danach müssen Sie den Unterricht für den nächsten Tag vorbereiten. Das geht dann oftmals bis 22-23 Uhr.
    Ansonsten werden an Schulen oftmals Förder-AG's angeboten. Oder Förderunterricht gegeben, meistens am frühen Nachmittag. Das ist natürlich von Schule zu Schule unterschiedlich, ich kann nur für die Schulen hier in meiner Umgebung sprechen. Und die haben ein breit gefächertes Förderprogramm.

    Zur Thematik mit Arbeitsplätzen.
    Natürlich ist es im "Osten" schwerer einen Arbeitsplatz zu finden als im "Westen".
    Und eine schulische Ausbildung in einem Beruf zu machen, ist sowieso eine Sache, die ich nie machen würde. Das geht in den meisten Fällen schief und sollte vorher vielleicht durchdacht werden.
    Zwei bekannte haben beide auch schulisch Ihre Ausbildung als Chemielaboranten Schulisch gemacht, der eine findet keinen Job. Der andere hat sein Abitur abgebrochen, arbeitet aber jetzt in Spanien bei einer spanischen Firma.

    Thema Wegziehen:
    Natürlich würde ich wegziehen, gäbe es nicht das Problem mit einem Stipendium hätte ich liebend gerne in den USA mein Studium begonnen. Leider konnte ich mir den Traum nicht erfüllen.
    Jedoch habe ich mich in Deutschland nicht nur in Hamburg beworben, sondern auch Oldenburg, Marburg, Hannover, Bremen und Greifswald. Ich hatte zum Glück die Wahl und nach langer Überlegung mich für Hamburg entschieden da es Kostentechnisch am günstigsten ist.
    Familie, Freunde hierlassen ist natürlich ein Opfer was man bringen muss. Aber wer sagt schon, dass das Leben leicht ist.

    Ganztagsschule:
    Also das ist für mich eines der schlimmsten Projekte die angegangen werden, nach der Zusammenlegung von Haupt- und Realschule.
    Es gibt doch genügend Freizeitangebote, Sportverein, Pfadfinder, Freiwillige Jugendfeuerwehr, Musik usw. usw.
    Wenn man ein Kind wirklich den ganzen Tag in der Schule halten möchte, kann man es nicht so machen, wie es im Moment ist.
    Schule gefällt doch wirklich niemanden, und dann die Vorstellung jeden Tag bis 17 Uhr dort zu hocken.
    Ich habe von der 11 bis 13. Klasse mindestens 1-2 Tage die Woche bis 16 Uhr Unterricht gehabt.
    Es gab keine schlimmeren Tage weil es einfach nichts bringt. Bis 14:15 Uhr war es schon relativ schlimm. Man wird hippelig und unkonzentriert.
    Frag mal einen Jugendlichen mit 14-19 Jahren ob er gerne mit seinen Lehrern den ganzen Tag und auch die Freizeit verbringen will. Wir leben im 21. Jahrhundert, kaum einer hat noch interesse an einem Bastelkurs. Und diejenigen die sowas machen wollen, haben doch die Möglichkeit sich soetwas zu suchen. Ob von der Kirche, einem Jugendclub oder sonst etwas.
    Und das Bücherargument ist auch fragwürdig. Kauft ihr wirklich Bücher für eure Kinder?
    Also in meiner Laufbahn habe ich 3 Bücher gekauft. Davon waren 2 Arbeitshefte zum Englisch/Spanischbuch und 1 Buch für Ernährungslehre mit Chemie. Das werde ich auch fürs Studium benutzen und habe es immernoch. Die restlichen Bücher bekommt man eigentlich aus der Schulbibliothek. Und in den Büchern gibt es auch oft "Randnotizen".
    Was ist in meinem alten Spanischbuch, welches nach über 10 Jahren ausgetauscht wurde und wir die alten behalten durften, alles schon eingetragen.
     
  3. 11. Oktober 2009
    AW: Denk ich an Deutschland in der Nacht...

    Faul sein, lustlos, matt usw. sind wegen den heutigen Umständen entstanden. Ich denke nicht das niemand nichts tun will, wenn ich ich nichts zu tun hätte würde ich wahnsinnig werden.
     
  4. 12. Oktober 2009
    AW: Denk ich an Deutschland in der Nacht...

    Hi ReLax,

    ich will hier etwas auf Deinen Beitrag eingehen:

    Meinst Du in der DDR haben die Lehrer so viel Verdient? Und die mussten auch nach Feierabend
    die nächsten Unterrichtsstunden vorbereiten und haben sich trotzdem engagiert und einmal pro Woche lernschwache Kinder gefördert.

    So wie Du es beschreibst sieht es bei mir hier unten in der Schule nicht aus! Ein Bsp. aus diesem Schuljahr meiner Tochter: Fällt im Unterricht ausversehen ein Stift herunter: Nachsitzen.
    Wurden Hausaufgaben nicht so erledigt wie Gewünscht nur weil man den Stoff nicht verstanden hat: Note 6 und Nachsitzen...
    Dann herrscht Chaos in der Schule. Meine Tochter kommt nach dem Unterricht bzw. in der Mittagspause zum essen nach Hause, ist ihren Lehrern bekannt. Trotzdem kommt es vor, dass sie nicht zum Mittagessen nach Hause kommt, weil sie von anderen Lehrern wieder zurück geschickt wird, da sie der Meinung sind, sie habe noch Unterricht. Auch wenn sie dem Lehrer versucht zu erklären, sie hat jetzt Mittagspause, hören die gar nicht zu und schicken sie zurück - sowas finde ich nur bekloppt. Was sind das für Lehrer, können selber nicht denken und unterrichten Kinder!

    Zum Thema Ganztagsschule nur so viel: Wir Kinder in der DDR sind damals auch nicht gestorben
    als wir bis 16 Uhr in der Schule waren und einmal pro Woche gar bis 17 Uhr wegen den Arbeitsgemeinschaften. Wir hatten sogar noch Samstags bis Mittags Unterricht und haben es
    überlebt! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, wenn er von Klein auf an soetwas gewöhnt wird fällt es später gar nicht so auf und es kommt einem normal vor.

    Bei uns in der Schule ist es nur bei den Förderzentren so, dass der Stoff mehrmals durchgegangen wird, bei meiner Tochter geht alles im Schnelldurchlauf, hauptsache der Lehrplan ist abgearbeitet ohne Rücksicht auf verluste! Wer eben nicht klar kommt muss zu Hause alles nacharbeiten...

    Bei uns im Ort ibt es nicht so viele Möglichkeiten neben der Schule irgendetwas anderes zu machen und ausserdem ist das alles eine Frage der Finanzen. Da bleiben wieder die Kinder von ALG2 Empfängern aussen vor. In der DDR gab es viele bunte Angebote kostenlos, sogenannte AG`s und Du wirst staunen, selbst die wurden zum Teil von den Lehrern zusätzlich durchgeführt.
    So machte der Lehrer für Werken zum Beispiel die Modellbau AG, ein Deutschlehrer leitete den
    Lesezirkel und meine russisch Lehrerin machte mal so nebenbei 2 mal pro Woche das Dolmetscher-Büro, wo Sprachbegabte Kinder nebenbei eine oder zwei zusätzliche Fremdsprachen lernten...
    Natürlich sind die Lehrer schlecht bezahlt und da sollten unsere Politiker in die Pflicht genommen werden. Wer eine gewisse Qualität in der Bildung von den Schülern haben möchte, der sollte hier auch die notwendigen Mittel für aufbringen. Oft ist die schlechte bezahlung der Grund, dass
    sich Lehrer nicht so engagieren und anstrengen...

    LG

    zzbaron
     
  5. 12. Oktober 2009
    AW: Denk ich an Deutschland in der Nacht...

    Wenn es keine bzw. viel zu wenig Lehrstellen (wie gesagt, bei mir war es 1 Stelle als Fachinformatiker auf 70.000 oder 80.000 Einwohner), dann musst du mehr oder weniger die schulische Ausbildung machen.

    Und dazu möchte ich 2 Sachen sagen. Erstens bin ich nicht freiwillig weggezogen, um mich zu verwirklichen, oder um haufenweise Geld zu verdienen. Sondern ich musste praktisch wegziehen um überhaupt irgendeinen Job zu haben, mit dem ich mich über Wasser halten kann.
    Des weiteren ist es ein Unterschied, ob ich eben mal 100km wegziehe, wie in deinem Beispiel oder 500km. Bei 100km kannst du schnell mal zum Fußball bei den Kumpels vorbeifahren, mal nachmittags die Oma besuchen etc., pp. Bei 500km fällt das weg. Du musst Dir dann alles neu aufbauen.

    100km wegziehen würde ich persönlich sogar als legitim ansehen. Wenn ich überlege, dass ne Freundin von mir (erfolgreich BWL studiert) jeden Tag 50km fährt (im Osten ist das halt leider so;(), um im NewYorker hinterm Tresen zu stehen, dann würde ich auch das umziehen vorziehen.
     
  6. 12. Oktober 2009
    AW: Denk ich an Deutschland in der Nacht...

    Naja ob 5km 500km oder 5000km. Ist mir doch egal, hauptsache ich kann meinen Traum erfüllen.
    Dieses Argument mit Familie und Wegziehen ist halt einfach die Panic-Karte mit der Ihr etwas versucht zu rechtfertigen.
    Fakt ist nunmal, wer seinen Wunschberuf ausüben will, muss einbüßen.
     
  7. 12. Oktober 2009
    AW: Denk ich an Deutschland in der Nacht...

    Ich kann wenigstens aus Erfahrung sprechen. Und wie gesagt, viele MÜSSEN wegziehen, um überhaupt IRGENDEINE Arbeit zu haben. Hier geht es nicht um den Wunschberuf.

    Dass man für den Traumjob wegzieht ist was ganz anderes. Das ist es dann auch wert. Dass man aber Familie, Freunde und alles zurücklässt, nur um irgendwo überhaupt irgendeinen Sch...job zu haben, ist einfach nur traurig. Wie gesagt, sei froh, dass es Dir nicht so geht.
    Ich kann auch jeden verstehen, der sagt: Ich zieh nicht weg. Für mich wäre das nix gewesen, hatte keinen Bock schon mit Anfang 20 mein Leben wegzuwerfen. Aber wie gesagt, ich versteh die Leute.
    Es gibt ja auch haufenweise, die es versucht haben. Es gibt haufenweise "Ossis", die nach 1, 2 Jahren wieder in die Heimat zurückgekehrt sind, weil sie es einfach nicht gepackt haben. Und das sicherlich nicht, weil sie faul sind...
     
  8. 13. Oktober 2009
    AW: Denk ich an Deutschland in der Nacht...

    Man sollte den Aspekt nicht aus den Augen lassen, dass man nach der Wende zu viele Betriebe
    dicht gemacht und ausgeplündert hat, anstatt sie wirklich zu sanieren! Mal ein kleines Beispiel: Mein Lehrbetrieb war hier im Ort ansässig hat Knöpfe jeder Art hergestellt und es gab ganze 12
    Betriebsteile von 13 nur in meiner Stadt. Wir haben Knöpfeauch für Quelle, Neckermann und Co.
    produziert und wurden diese reissend los! Wir mussten Sonderschichten fahren, damit wir der
    Nachfrage aus dem Westen abdecken konnten! Was mein Ihr, wiviele Betriebsteile von den 13
    noch existieren? Na? Nicht einer. Mit einem Schlag hatten alle kein interesse mehr die Betriebe umzustrukturieren, da war es einfach die Betriebe für 1 DM von der Treuhand zu kaufen, sie auszuschlachten und die Gebäute auch noch zu Verkaufen. Und so war es mit vielen anderen
    Betrieben auch, hätte man nicht alles ratikal platt gemacht, wären nie so viele Arbeitslose auf einen Schlag gekommen...
    Weil man bei uns alles kaputt gemacht hat, muss man woanders hingehen um einen Job zu finden.
    Doch wenn alle wegen Arbeit wegziehen und nur noch die Alten in Ostdeutschland bleiben - was
    soll daraus werden?
    Wir übernehmen vieles von Amerika, einiges ist nicht unbedingt von Vorteil. In Amerika ist es etwas anderes, dort zieht man der Arbeit hinterher, aber die haben erstens ne ganz andere Mendalität und auch Struktur. Man kann nicht alles von Amerika auf deutschland übertragen?
    Da werden wir ja bald bei uns Ghettos oder Slums bauen - villeicht dann in Ostdeutschland, was
    ja mehr und mehr kaputt gemacht wird.

    Ein anderes Problem ist die damalige Situation bzw. Schulbildung in der DDR. Auch wenn man nur einen Schulabschluss der 8.Klasse hatte konnte man eine Lehre zum Teilfacharbeiter und später einen Job finden - man hatte trotzdem Chancen auf den Arbeitsmarkt. Ich zähle noch zu denen, die damals nach der 8.Klasse die Schule verliessen (nicht weil ich keine lust hatte, bei mir spielte ein anderes Thema eine Rolle), ich habe meinen Teilfacharbeiter gemacht und später in meinem Lehrbetrieb gearbeitet. Ich verdiente zwar etwas weniger, konnte aber von dem Lohn alles bestreiten und musste keine Angst davor haben arbeitslos zu werden und sich und die Familie nicht mehr Ernähren zu können ! Man hatte diese Zukunfts - und Existenzängste nicht, wie sie heute zu einem immer grösseren Problem werden!

    LG

    zzbaron
     
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