Der Underground-Markt: Der Handel mit gefälschten Ausweisen im Darknet

Diese Dokumente werden von kriminellen Organisationen, Terrorgruppen und anderen Straftätern für eine Vielzahl von illegalen Aktivitäten genutzt, darunter Identitätsdiebstahl, Geldwäsche, Menschen- und Drogenhandel, illegale Einwanderung, Betrug und Spionage.

Neue Erkenntnisse zur Verbreitung gefälschter Ausweisdokumente im Darknet

Ciara Devlin, Doktorandin am Center for Forensic Science der UTS, präsentierte ihre Forschung zu gefälschten australischen Identitätsdokumenten und deren Verkauf über Kryptomärkte auf der International Association of Forensic Sciences (IAFS) Konferenz.

Devlin betonte, dass die Herstellung und der Vertrieb gefälschter Identitätsdokumente ein weit verbreitetes und florierendes Verbrechensproblem darstellen. Dies wird auch von Europol bestätigt, das gefälschte Identitätsdokumente als eine Bedrohung einstuft, die die meisten, wenn nicht sogar alle anderen Arten von schweren und organisierten Verbrechen ermöglicht und fördert.

Die Rolle von gefälschten Identitätsdokumenten auf dem Darknet

Das Hauptaugenmerk von Devlins Forschung liegt auf der Profilierung gefälschter australischer Führerscheine, um herauszufinden, ob sie einen gemeinsamen Ursprung haben. Darüber hinaus untersucht sie das Ausmaß des gefälschten Dokumentenmarktes im Darknet, insbesondere für australische Identitätsdokumente.

Devlin konnte Einblicke in den möglichen Vertriebsweg gefälschter Identitätsdokumente gewinnen, indem sie die Angebots- und Verkaufsdaten von zwei mittlerweile geschlossenen Kryptomärkten untersucht hat. Sie stellte fest, dass australische Dokumente zu den gängigsten Produkten gehören, die zum Verkauf angeboten und verkauft werden, nur übertroffen von den Vereinigten Staaten.

Folgen für die Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden

Die Ergebnisse von Devlins Forschung können Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden dabei unterstützen, ihre Anstrengungen gezielter auf bestimmte Arten von Betrug oder auf bestimmte Gebiete zu lenken. Diese könnten beispielsweise auf betrügerische Dokumentenausstellungen oder auf den Postversand in Australien aus Ländern mit einer hohen Anzahl gefälschter australischer Dokumentenverkäufe abzielen.

Forensische Profile von gefälschten Identitätsdokumenten

Durch die visuelle Profilierung von 43 gefälschten Dokumenten konnte Devlin feststellen, dass 88% dieser Dokumente mit mindestens einem anderen Dokument verknüpft werden konnten, wobei fünf Cluster von verknüpften Dokumenten entstanden.

Diese Ergebnisse sind bedeutend, da sie darauf hindeuten, dass gefälschte Identitätsdokumente in Australien bisher als untergenutzte Informationsquelle betrachtet wurden. Diese Informationen könnten in ein systematisches Profiling-System aufgenommen werden, das dazu beitragen könnte, bereits bestehende kriminelle Netzwerke zu identifizieren.

Potenzielle Anwendung von Profilen gefälschter Identitätsdokumente in der polizeilichen Arbeit

Ein Artikel über ihre ersten Erkenntnisse, mit dem Titel "Das Potenzial der Verwendung von forensischen Profilen australischer gefälschter Identitätsdokumente zur Unterstützung einer auf Erkenntnissen beruhenden polizeilichen Arbeit", wurde im Australian Journal of Forensic Sciences veröffentlicht.

Devlin betont, dass ihre Forschung aufgrund einer Partnerschaft zwischen UTS, der Universität Lausanne in der Schweiz und der New South Wales Police Force entstanden ist. Diese Partnerschaften wurden auf andere Organisationen in Australien ausgeweitet, die hoffen, ihre Arbeit in ihre Operationen zu integrieren.

Implementierung eines Profiling-Systems

Beide Aspekte von Devlins Arbeit verdeutlichen die Struktur eines Marktes, der bisher wenig erforscht wurde. Es wird deutlich, dass ein Profiling-System für gefälschte Identitätsdokumente, ähnlich dem in Europa, erfolgreich sein könnte, wenn es hier umgesetzt wird.

Quelle: Ciara Devlin et al, The potential of using the forensic profiles of Australian fraudulent identity documents to assist intelligence-led policing, Australian Journal of Forensic Sciences (2022). DOI: 10.1080/00450618.2022.2074138