Der Wolf ist wieder da, aber kann er auch bleiben?

Artikel von Tommy Weber am 22. August 2017 um 07:58 Uhr im Forum Wissenschaft & Forschung

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Der Wolf ist wieder da, aber kann er auch bleiben?

22. August 2017    
Kaum ein anderes Tier hat ein so negatives Image wie der Wolf. Er hat das Rotkäppchen samt der Großmutter gefressen, er hat unter den sieben Geißlein aufgeräumt und der russische Komponist Sergej Prokofjew hat mit seinem sinfonischen Märchen „Peter und der Wolf“ dem vermeintlich bösen Wolf ein musikalisches Denkmal gesetzt. 150 Jahre lang wurde in Deutschland kein Wolf mehr gesichtet, aber jetzt ist er wieder da und viele wollen ihn gerne wieder loswerden. Während die Tierfreunde und die Naturschützer die Rückkehr des Wolfs begrüßen, sind Schäfer, Landwirte und Hobbyjäger ganz anderer Meinung.

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Er ist wieder da

1998 wurde in der Oberlausitz ein Tier gesehen, das die meisten Deutschen nur aus dem Märchenbuch, aus Sagen und Legenden kennen. Zunächst wurde vermutet, dass sich um einen streunenden Hund handelte, aber kurze Zeit später stand definitiv fest: Der Wolf ist nach Deutschland zurückgekehrt. Zwei Jahre später konnten Revierförster schon sechs Wölfe beobachten und die Reaktion auf diese Sichtung war (noch) überwiegend positiv. Trotzdem bestand von Anfang an ein gewisser Respekt gegenüber dem Canis lupus, dem europäischen Wolf, dessen Population im Laufe der Jahre immer größer wurde. Heute sind es insgesamt 70 Paare und Rudel, die fast im ganzen Bundesgebiet unterwegs sind, wo sie große Reviere für sich beanspruchen, um Wildschweine, Rehe, Hirsche und auch Schafe zu jagen.

Wölfe und Menschen

Die meisten Menschen fürchten sich vor dem Wolf, geht ihm doch ein schlechter Ruf voraus. Es ist allerdings ein Märchen, dass Wölfe Menschen angreifen, denn die faszinierenden Tiere sind sehr vorsichtig und vermeiden es, auf Menschen zu treffen. Wissenschaftler, Jäger und Förster haben es schwer, einen Wolf zu sichten, aber es kann Einzelfälle geben, in denen der Wolf sich der zivilisierten Welt nähert, um zum Beispiel ein Schaf zu reißen. Es sind die Schäfer, die sich massiv über die Rückkehr des Wolfes beklagen, dabei gibt es einfache Mittel und Wege, um die Schafe effektiv zu schützen.

Keine Angst vorm bösen Wolf

Es ist die Gelegenheit, die bekanntlich den Dieb macht und wenn sich die Gelegenheit bietet, dann stehen auch Schafe auf der Speisekarte der Wölfe. Landwirte und Schäfer können ihre Tiere jedoch in der Regel einfach vor dem Wolf schützen, in dem sie zum Beispiel einen Elektrozaun errichten oder Herdenschutzhunde einsetzen. Wird dennoch ein Schaf gerissen, dann wird dieser so entstandene wirtschaftliche Schaden ersetzt. In allen Bundesländern sind die Wildbestände sehr hoch und das bietet den Wölfen eine perfekte Nahrungsgrundlage. Sicher beeinflusst die Anwesenheit der Wölfe das Verhalten des Wildes, denn es wird für den Jäger nicht mehr so gut kalkulierbar. Jäger treffen meist nach vielen Jahren an den gleichen Stellen immer wieder auf bestimmte Wildtiere, durch die Rückkehr des Wolfes müssen sie sich jetzt an eine neue Situation gewöhnen.

Der Wolf und der Jäger

Die meisten Jäger, die nicht aus kommerziellen Gründen jagen, gehen sehr vernünftig mit dem Wolf um, denn diesen Jägern liegen der Wald und besonders das Wild am Herzen. Anders sieht es mit den Freizeitjägern aus, die für eine Abschlussquote plädieren, die sich einen ausgestopften Wolf ins Wohnzimmer oder das Fell vor den Kamin legen wollen. Hier ist es bereits zu illegalen Abschüssen gekommen, die Förster und professionelle Jäger völlig zu Recht verärgern. Befeuert wird die Diskussion, ob Wölfe legal geschossen werden dürfen oder nicht, von reißerisch aufgemachten Geschichten, in denen Wölfe Spaziergänger in Angst und Schrecken versetzt haben. Wolfsexperten bezweifeln diese Geschichten, denn selbst ein Rudel Wölfe ist für einen Menschen nicht so gefährlich wie ein einzelner aggressiver Hund. Geschichten über Wölfe, die Menschen bedrohen, finden sich seltsamerweise nur in Fachzeitschriften für Jäger und sollen wohl eine Art Rechtfertigung darstellen, den bösen Wolf jagen zu können.

Ein intelligenter Jäger

Wölfe sind intelligente und clevere Jäger, die die Schwächen ihrer Beute ausnutzen. Gejagt wird in der Dämmerung oder bei Nacht und die Beute wird nur durch den exzellenten Geruchssinn des Wolfes aufgespürt. Mit sechs bis acht Stundenkilometern laufen die Tiere im Rudel Strecken bis zu zu 50 Kilometer und wittern sogar Beute, die zwei Kilometer von ihnen entfernt ist. Wölfe bevorzugen die schnell kurze Jagd, wenn sie aber merken, dass es nicht nach Wunsch klappt, dann brechen sie die Jagd sofort ab, um Energie zu sparen. Das agieren im Rudel macht es Wölfen möglich, auch große Tiere zu jagen, die sie alleine nie überwältigen könnten.

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Bildquelle: © Depositphotos.com / cynoclub
 

Kommentare

#2 22. August 2017
Zuletzt bearbeitet: 22. August 2017
Gleiches gilt auch für den Luchs, ein sehr wichtiger und guter Wald-Pfleger der schon seit Jahren wieder in deutschen Wäldern auftaucht und von Jägern sofort und stillheimlich dezimiert wird.

Luchse reisen nur kranke oder junge Tiere und auch kleinere Nager und Säugetiere die ganz unten auf der Jagliste stehen und daher übermäßig vorhanden sind.

Zudem ist der Luchs extrem scheu und noch viel ungefährlicher als der Wolf. Dennoch wollen sich die Jäger nicht damit abfinden das Ihnen jemand die Arbeit abnimmt und sie damit weniger zum Schießen haben.

Generell ist das Jagegesetzt sowie Jagtlisten in vielen stellen löchrig und veraltet zu Gunsten der Schießfreude. Zumindest kümmert man sich um verwilderte Haustiere - allerdings würde der Wolf diese auch bereinigen können.

Die meisten Wälder sind so oder so zu klein und durchschnitten von Autobahnen, das sich überhaupt Wölfe ansiedeln würden. Da findet man mehr Hundehaufen und Freizeitsportler als Wildtiere.
 
#3 6. September 2017
Wölfe wieder anzusiedeln kann schon Sinn machen, sieht man auch sehr schön in diesem Video: