Die Auswirkungen des Fastens auf Stammzellen und das erhöhte Krebsrisiko

Fasten ist schon seit Jahrhunderten in vielen Kulturen von Bedeutung – ob zum Zwecke der Spiritualität oder zur Verbesserung der Gesundheit. Die neuesten Forschungen zeigen, dass diese Praxis nicht nur eine Methode zur Gewichtsregulation ist, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Zellen unseres Körpers hat. Eine aktuelle Studie des MIT hat nun die komplizierten Mechanismen hinter der Regeneration von Stammzellen durch Fasten aufgedeckt. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse werfen allerdings auch wichtige Fragen zu den potenziellen Risiken auf, insbesondere im Zusammenhang mit Krebs. Es ist entscheidend, die neu gewonnenen Informationen zu verstehen und deren Bedeutung für unsere Gesundheit zu reflektieren.

Die Auswirkungen des Fastens auf Stammzellen und das erhöhte Krebsrisiko

28. August 2024 von   Kategorie: Wissenschaft
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Eine neue Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat die Mechanismen enthüllt, durch die Fasten die Regeneration von intestinalen Stammzellen fördert. Fasten hat, davon gibt es keinen Zweifel, seine Vorteile. Jedoch zeigt die aktuelle Forschung auch potenzielle Risiken auf, die beim Fasten und anschließenden Essen zu beachten sind.


Fasten: Beliebte Praxis für Gesundheit und Gewichtsmanagement


Die Praxis des Fastens gewinnt zunehmend an Popularität. Ob nun für mehrere Tage pro Woche oder für Stunden täglich – viele nutzen diese Methode, um Gewicht zu kontrollieren und die Verdauungsorgane zu entspannen. Als Beispiel dafür diente eine Studie aus diesem Jahr. Diese zeigte, dass ein Fasten von 24 Stunden an zwei Tagen pro Woche die krebsabwehrenden Fähigkeiten natürlicher Killerzellen im Körper steigerte. Ein weiterer Bericht aus 2024 bestätigte, dass das gleiche Essverhalten auch vor Leberentzündungen schützt. Diese Erkenntnisse untermauern die umfangreichen Vorteile des Fastens.



Forschungsergebnisse von Omer Yilmaz und seinem Team


Omer Yilmaz, ein Biologie-Dozent am MIT und Mitglied des Koch Institute for Integrative Cancer Research, erforscht seit Jahren die Auswirkungen des Fastens bei Nagetieren. 2018 machte er bedeutende Entdeckungen: 24-stündiges Fasten fördert die Regeneration von intestinalen Stammzellen. Diese Regeneration neigt dazu, mit dem Alter abzunehmen. In der neuesten Studie wird Yilmaz als Hauptautor geführt. Die Forscher identifizierten die Wege, durch die Fasten die Stammzellen beeinflusst und erkannten dabei ein potenziell besorgniserregendes Komplikation.



Das Verhältnis zwischen Fasten und Refeeding


Interessanterweise stellte sich heraus, dass nicht das Fasten selbst die Regeneration von Stammzellen anregt. Vielmehr ist es die Phase des "Refeedings" – also die Zeit direkt nach dem Fasten. Um dies zu untersuchen, teilten die Wissenschaftler Mäuse in drei Gruppen: eine Gruppe faste 24 Stunden, eine andere Gruppe faste ebenfalls und durfte anschließend in einem 24-stündigen Zeitraum frei essen. Eine Kontrollgruppe aß während des gesamten Experiments normal. Die höchste Regenerationsrate der intestinalen Stammzellen wurde am Ende des Refeeding-Zeitraums festgestellt.



Shinya Imada, ein MIT-Postdoktorand und einer der Hauptautoren der Studie, äußerte sich zu den Ergebnissen: "Wir glauben, dass Fasten und Refeeding zwei verschiedene Zustände darstellen. Im Fastenzustand können Zellen erstaunlich gut Lipide und Fettsäuren als Energiequelle nutzen. In der anschließenden Refeeding-Phase setzen diese Stammzellen Programme in Gang, um Zellmasse aufzubauen und die Darmschleimhaut zu regenerieren."



Risiken der Überregeneration und Krebsauslösung


Doch die Forscher fanden einen besorgniserregenden Aspekt. Während der Phase intensiver Regeneration zeigten die intestinalen Stammzellen eine erhöhte Neigung zur Bildung von Krebsgeschwüren. Dies wurde an Mäusen getestet, die ein krebsverursachendes Gen trugen. Während der Regenerationsphase traten Mutationen auf, die wahrscheinlicher zu Polypen führten, verglichen mit Mäusen, die nicht gefastet hatten. Diese Ergebnisse werfen Fragen auf. Die intestinalen Stammzellen haben aufgrund ihrer hohen Teilungsrate immer ein gewisses Risiko für Krebs-Mutationen. Wissenschaftler sind besorgt über die Implikationen dieser Erkenntnisse.



Übertragbarkeit auf Menschen und mögliche Auswirkungen


Wichtig: Die Forscher weisen darauf hin, dass Ergebnisse aus der Nagetierforschung nicht immer auf den Menschen übertragbar sind. Yilmaz betont, dass die Versuche an Mäusen, mit klar definierten Krebs-Mutationen durchgeführt wurden. Der menschliche Körper besitze ein deutlich komplexeres System. Dennoch stellt sich die folgende Überlegung: Fasten kann sehr vorteilhaft sein. Doch wenn jemand nach dem Fasten einer mutagenen Substanz ausgesetzt wird – denken wir an ein verkohltes Steak –, könnte das Risiko, Krebsläsionen zu entwickeln, steigen.



Zusammenfassend ist die Erkenntnis, dass Fasten sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den Körper hat. Es ist ratsam, die eigene Ernährung und Lebensweise stets kritisch zu hinterfragen und sich über solche Studien zu informieren. So lässt sich besser entscheiden, wie und wann Fasten praktikabel sein könnte, ohne ungewollte Risiken einzugehen.

Quelle: Imada, S., Khawaled, S., Shin, H. et al. Short-term post-fast refeeding enhances intestinal stemness via polyamines. Nature (2024). https://doi.org/10.1038/s41586-024-07840-z