Die lebensrettenden Antibiotika von Ameisen - ein möglicher Durchbruch in der Wundbehandlung

Die Matabele-Ameise (Megaponera analis) ist in verschiedenen Regionen Afrikas südlich der Sahara beheimatet und ernährt sich ausschließlich von Termiten. Um Nahrung zu beschaffen, führen Gruppen dieser Ameisen regelmäßig Angriffe auf nahegelegene Termitekolonien durch. Trotz der Verteidigungsfähigkeiten der Termitensoldaten erleiden viele Eindringlinge ernste Verletzungen. In einigen Fällen führen diese Wunden zu Infektionen, die unbehandelt zum Tod der Ameisen führen können.

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Die lebensrettenden Antibiotika von Ameisen - ein möglicher Durchbruch in der Wundbehandlung

3. Januar 2024     Kategorie: Wissenschaft
Matabele-Ameise (Megaponera analis) erkennen Wunden.jpg

Die Entdeckung der antibiotischen Eigenschaften von Ameisen


Es ist schon seit geraumer Zeit bekannt, dass bestimmte Ameisen chemische Substanzen produzieren, die antibiotische Eigenschaften aufweisen. Bisher wurde jedoch noch nicht beobachtet, dass Ameisen diese Substanzen tatsächlich zur Behandlung von infizierten Wunden einsetzen. Ein internationales Forscherteam hat nun herausgefunden, dass die Matabele-Ameisen in der Lage sind, ihre Artgenossen mit antibiotischen Sekreten zu behandeln, um die Überlebenschancen bei infizierten Wunden zu erhöhen.

Die Anwendung von Ameisen-Antibiotika zur Behandlung von infizierten Wunden


Die Forscher haben festgestellt, dass bei infizierten Wunden die hydrocarbonhaltige Schutzschicht der Ameisen exoskelett sich verändert, was von anderen Ameisen wahrgenommen wird. Diese reagieren, indem sie ein antibiotisches Sekret aus ihren metapleuralen Drüsen gewinnen und es mit ihren Mandibeln auf die infizierte Wunde auftragen. Labortests haben gezeigt, dass die Anwendung des antibiotischen Sekrets die Sterblichkeitsrate infizierter Ameisen um etwa 90% reduziert.

Potenzielle Auswirkungen auf die medizinische Forschung und Praxis


Besonders bemerkenswert ist, dass die von den Ameisen produzierten Antibiotika auch gegen Pseudomonas aeruginosa wirksam sind - ein Erreger, der häufig für antibiotikaresistente Infektionen beim Menschen verantwortlich ist. Die Wissenschaftler sind daher bestrebt, die spezifischen Antibiotika, die von den Ameisen produziert werden, zu identifizieren, um ihre mögliche Anwendung beim Menschen zu erforschen.

Dr. Erik Frank von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, der die Forschung leitete, äußerte sich zu den bahnbrechenden Entdeckungen: "Abgesehen von Menschen kenne ich kein anderes Lebewesen, das derart anspruchsvolle medizinische Wundbehandlungen durchführen kann." Prof. Laurent Keller von der Universität Lausanne in der Schweiz war ebenfalls an der Forschung beteiligt und betont die Bedeutung der Untersuchungen für die zukünftige medizinische Praxis.

Insgesamt werfen diese Erkenntnisse ein neues Licht auf die potenzielle Nutzung von Ameisen-Antibiotika in der medizinischen Forschung und Praxis. Die Fähigkeit der Matabele-Ameisen, infizierte Wunden zu behandeln, könnte einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung wirksamerer Antibiotika und Wundbehandlungsmethoden leisten.

Quelle: Frank, E.T., Kesner, L., Liberti, J. et al. Targeted treatment of injured nestmates with antimicrobial compounds in an ant society. Nat Commun 14, 8446 (2023). https://doi.org/10.1038/s41467-023-43885-w