"Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt ..."

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von powernator, 22. Mai 2010 .

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  1. 28. Mai 2010
    AW: "Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt ..."

    durch eine verfassung, so wie es heute auch der fall ist. diese müsste sich komplett aus den naturrechten (recht auf leben, freiheit und eigentum) ableiten lassen, welche gleichzeitig grundlage der verfassung und gesellschaft sind.

    warum gerade die naturrechte? weil sie der natur des menschen entsprechen. diese grundlegenden rechte entsprechen der natur des menschen. sie fördern sein leben bzw. helfen dem menschen dabei, am leben zu bleiben. aus diesem grund müssen diese rechte in jedem fall gewährleistet sein.

    es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass ich das naturrecht nicht vertrete, weil ich davon ausgehe, dass gott uns diese rechte geschenkt hat und sie deswegen unantastbar sind. die naturrechte gehen mit der natur des menschen einher und müssen deswegen stets garantiert sein.

    was die feinde des privateigentums betrifft: ob sich das eigentum in privater hand oder in den händen einer gruppe bzw. der öffentlichkeit befindet, unterscheidet sich nur formell voneinander. vertritt man das recht auf eigentum, so schlißt dies auch die möglichkeit ein, privates eigentum zu besitzen.

    wie will man öffentliches eigentum ethisch legitmieren, wenn man gegen privateigentum stimmt? weil es etwa dazu führen könnte, dass ein machtgefälle innerhalb der gesellschaft entsteht, ähnlich der heutigen situation? wenn das die begründung eines marxisten sein soll, dann sollte er sich selbst nicht als marxist sondern als utilitarist bezeichnen...

    @n0b0dy:

    rothbard befürwortet übrigens die enteignung nicht-rechmäßigen eigentums. nach seiner ansicht sei nur rechtmäßiges bzw. legitimes eigentum (eigentum, entstanden aus eigener produktion, durch tausch oder durch eine freiwillige übertragung der eigentumsrechte an einen durch eine andere person) rechtlich zu schützen.

    das ist eine einstellung, der ich zustimme.

    das kann ich aus meiner jetzigen position so nicht voraussagen. ich kann es mir vorstellen, dass sich menschen freiweillig zusammenschließen, um die umwelt zu schützen - allerdings nicht aus religiös-ideologischen gründen, sondern aus objektiven, praktischen gründen: zerstören wir die umwelt, zerstören wir die grundlage dafür, unsere naturgegebenen rechte auszuüben. wir zerstören uns letzten endes selbst.

    ich sehe da prinzipiell kein problem, da es nicht im interesse eines rational denkenden und nach seiner eigenen vernunft handelnden menschen liegen kann, die umwelt direkt oder indirekt zu zerstören.

    das ist in der tat auch der fall. ein recht auf etwas bedeutet, dass man währen des gebrauchs seines rechts nicht von anderen belästigt oder gar gehindert werden darf. das eine (recht) geht hand in hand mit dem anderen (beschränkung).

    da bin ich absolut anderer meinung: nimmt man sich vor, auch das andere ende, d.h. die ergebnisse, zu regulieren, stellt sich für mich folgende frage: in welchem umfang sollte reguliert werden? wann sollten regulierungsmaßnahmen einsetzen, wann sollten sie aufhören? wer entscheidet darüber? wie sind diese regulierungsmaßnahmen mit den grundlegenden, überstaatlichen naturrechten vereinbar? wie lassen sie sich überhaupt legitimieren?

    für mich ist das chaos pur...
     
  2. 28. Mai 2010
    AW: "Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt ..."

    @generals007:
    Deine Forderung nach Regulation in allen Ehren, aber ich denke allein die erwähnte Vermögensverteilung sollte klarmachen, dass es mit ein wenig Regulation nicht getan ist. Die Produktionsweise beibehalten zu wollen, aber die Resultate nicht zu wollen die direkt daraus entspringen ist im besten Falle inkonsequent.
    @igita:
    Der Kernpunkt ist die gesellschaftl. Kontrolle der Produktionsmittel. Das Grundprinzip ist an sich das naheliegenste überhaupt: Dort sind einige Menschen, hier einige Maschinen. Das sinnvollste wäre, man klärt was die Menschen wollen und wie man dies mit den gegebenen Produktionsmöglichkeiten am besten arbeitsteilig herstellt. Nicht anderes ist "Planwirtschaft". Nur ist der Begriff durch die blödsinnige zentralistische Kommandowirtschaft des ML negativ konnotiert und alle dortigen Probleme, meist aus der überzentralisierung resultierend, werden auf jede kollektive Selbstverwaltung projiziert. Ein ähnlicher Einwand kam auch von ***** letzens. Tatsächlich kann diese aber sehr flexibel und unterschiedlich ausfallen. Alles voraus planen zu wollen ist tatsächlich Unsinn und führt zu Ineffektivität, da sind wir uns einig. Mit dezentraler Selbstorganisation hingegen braucht man keine 4-Jahrespläne, sondern kann - falls in dem Bereich sinnvoll und erwünscht(!) - durch eine relative Autonomie der Betriebe auch mehrere "Problemlösungsverfahren" anwenden. Der Erfolg jedoch wird dabei jedoch nicht durch chaotische Marktkonkurrenz zur Gewinnmaximierung der wenigen Kapitalbesitzer festgelegt, sondern durch die Bedürfnisse der Menschen! Man könnte es auch eine Art Wettbewerb um das direkte Gemenwohl nennen.
    @neger187: Dazu passt auch dein Statement, es liege im rationalen Interesse der Menschen die Natur zu schützen. Das ist sicher richtig. Es liegt aber eben nicht im Interesse der privaten Produktionsmittelbesitzer, welche in deiner Vorstellung die alleinige Verfügung über die Produktionsbedingungen haben. Das beste Beispiel ist die aktuelle Ölkrise in den USA. Maßgeblich verantwortlich war die jahrelange Vernachlässigung von ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen für solche Problemfälle durch BP. Denen war das in ihrer Scheuklappenlogik der Gewinnmaximierung nämlich schlicht zu teuer. Ich bin mir sicher, die Menschen selbst hätten da fundamental anders entschieden. Nur müssen sie dafür eben auch die Kontrolle haben. Man könnte meine Vorstellung von Kommunismus daher auch als vollendete Demorkatie bezeichnen, sofern man den Begriff nicht auf die parlamentarische Demokratie beschränkt.
    Kurz zum Naturrecht: Ein Naturrecht auf universelles Privateigentum gibt es schon deshalb nicht, weil der Eigentumsbegriff des Kapitalismus vorher garnicht bekannt war. Genauso die Vorstellung, der Mensch sei per Definition unersättlich, siehe etwa Machtbegriff bei Hobbes, welche erst mit der Entstehung des Kapitalismus aufkommt. Dabei wird die selbstzweckhafte Gewinnmaximierung der Unternehmen einfach in die menschliche Natur gelegt, was offensichtlicher Blödsinn ist.
    btw. kannst du mich gern auch Utilitarist nennen, an Wörtern solls nicht scheitern.
     
  3. 28. Mai 2010
    AW: "Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt ..."

    warum sollte die machtetage bps von meiner aussage ausgeschlossen sein? menschen können auch irrational handeln bzw. entscheiden sich aufgrund faslcher wertepräferenzen, die sie verinnerlicht haben, für das (schnelle )geld anstatt der umwelt. entscheidet man sich in diesem fall für das erstere, so hat das doch überhaupt nichts mit irgendwelchen besitzverhältnissen bzw. privateigentum zu tun. hier geht es um eine ethische frage, in der die epistemologie eine große rolle spielt, d.h. wie wir die realität wahrnehmen, wir wir diese wahrnehmungen mit hilfe unserer vernunft verarbeiten und wie sich dies auf unser menschliches handeln auswirkt.

    wenn eine firma jahrelang sicherheitsmaßnahmen vernachlässigt hat, weil diese zu teuer waren bzw. den gewinn geschmälert hätten, und dies sich demensprechend gerächt hat, stelle ich folgendes fest: die firma handelte auf den ersten blick eigenützig. doch diese irrationale, kurzsichtige form des eigenutzes ist unmoralisch und darf nicht mit der legitimen weitblickenden, rationalen eigenützigkeit verwechselt oder gleichgesetzt werden.

    wie man anhand dieses beispiels unschwer erkennen kann, brachten falsche wertepräferenzen, irrationalität und unvernunft diese firma dazu, falsche ziele zu verfolgen.

    vielen menschen fehlt eine philosophie in ihrem leben; handfeste ethische grundsätze, rationalität und vernunft, die ihr handeln bestimmen. das - handeln aus irgendwelchen lauen heraus, genusssucht, verantwortungslosigkeit, ... - sind die übel, die es zu bekäpfen gilt, und nicht der kapitalismus...

    das ist für mich keine begründung.

    gibt es deiner meinung nach überhaupt ein naturgegebnes recht auf eigentum?

    wie sollte deiner meinung nach mit naturressourcen umgegangen werden? - beispielsweise: in einem fiktiven robinson-szenario und in einer der unseren realität ähnlichen welt, in denen mehrere menschen existieren.
     
  4. 28. Mai 2010
    AW: "Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt ..."

    In solche Positionen kommen i.d.R. überhaupt nur Leute mit massiven moralischen Defiziten, weil sie sonst die ganzen Maßnahmen, die zur Gewinnmaximierung nötig sind nicht durchhalten würden. Zur Entstehung des möglichst kurzfristigen Gewinns hab ich schon im Spekulantenthread ein Zitat gebracht, das ich recht überzeugend finde:
    Spoiler

    Aber um auf die Frage zurückzukommen:
    Du forderst ja offensichtlich eine neue Ethik & Philosophie gegen die Gier, für Umweltbewusstsein etc. Das erinnert mich frappierend an die moralischen Vorwürfe von Köhler & co gegen die "gierigen Banker", die Schuld an der Finanzkrise seien. Überrascht mich etwas, sowas von dir zu hören, aber nun gut. Hab diese Argumentation letztens in nem Religionsreferat auseinandergenommen. Sollte auch hierzu passen:
    Spoiler
    Zunächst drängt sich die Frage auf, wo der Unterschied zwischen ganz normaler Renditeorientierung und Renditemaximierung liegt. Was ist angemessen? 5%, 10% oder 15%? Wenn 15% möglich sind, wieso nicht 20%? Diese Trennung ist ganz eindeutig willkürlich und somit überflüssig. Entlarvend: Der Vorwurf der Gier wird immer im Nachhinein erhoben falls die Geschäfte scheitern. Wenn sie gelingen, war es eine clevere Investmentidee und derjenige wird als erfolgreicher Manager gelobt. Aufgabe der Manager von Banken oder jedem anderen Unternehmen ist es, maximalen Gewinn zu erwirtschaften. Wenn sie dem nicht entsprechend folgen, werden sie schlicht ausgetauscht. Wenn das Unternehmen an sich nicht genug Gewinn macht, wird es von der Konkurrenz verdrängt oder übernommen. Die teilweise hohe Bezahlung der Manager ist zudem nicht auf Gier zurückzuführen, sondern auf noch reichere Aktionäre des Unternehmens, welchen die Verwaltung & Vermehrung ihres Eigentums entsprechend viel wert ist. Ein älteres, aber an sich zeitloses Beispiel ist die Kontroverse um den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann. Zitat Berliner Zeitung 2005:
    ,,Der Chef der Deutschen Bank hat angekündigt, trotz hoher Gewinne Tausende von Stellen zu streichen. In diesem Jahr wolle er die Eigenkapitalrendite auf 25 Prozent steigern, sagte Ackermann." Es folgte große Empörung, die Wirtschaftsethik ginge verloren und Ähnliches. Dabei wird jedoch übersehen, dass Arbeitsplätze nicht trotz der Gewinne, sondern genau für diese Gewinne abgebaut werden. Die Diskussion ging weiter. Zitat eines Chefökonomen:
    ,,Die Firmen müssen ihren Gewinn maximieren, wenn sie die Beschäftigung am Heimat-Standort halten wollen" So wurde die Kritik an Ackermann immer leiser bis schließlich noch übrig blieb, dass es nur ungeschickt gewesen wäre, die steigende Rendite gleichzeitig mit dem Arbeitsplatzabbau anzukündigen. Daran sollte klar werden, wie wenig der Moralismus als vernünftige Kritik, geschweige denn zur Klärung der Krisenursache taugt. Zur Krisenursache wäre vielmehr zu untersuchen, wieso im Finanzsektor so hohe Gewinne möglich waren und allgemein wäre zu fragen, wieso eigentlich der Wohlstand der Gesellschaft dem Gewinninteresse der Kapitalbesitzer unterworfen ist.
    Nö. Hab das Anhand von Locke ja schon ausführlich auseinandergenommen. Privateigentum ist gesellschaftl. Verhältnis und um zu beurteilen ob sinnvoll oder nicht muss man sich mit den Konsequenzen auseinandersetzen. Vorsoziale Naturrechte haben dabei rein garnichts verloren.

    Zum Robinson Szenario vgl. Marx:
    "Ein isoliertes Individuum könnte sowenig Eigentum haben am Grund und Boden, wie sprechen." (MEW 42, S. 393)
    Wie gesagt macht der Begriff Naturrecht einfach keinen Sinn. Man kann sich höchstens gesellschaftl. auf etwa bestimmte Menschenrechte einigen. Naturressourcen sollten imho immer als Gemeingüter betrachtet werden, über dessen Benutzung in einem kollektiven Diskussionsprozess entschieden wird. Sie sind schließlich Lebensgrundlage aller Menschen inkl. zukünftiger Generationen.
     
  5. 29. Mai 2010
    AW: "Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt ..."

    was köhler da vor sich hin gequatscht hat, interessiert mich nicht so...

    ich fordere keine neue ethik, ich fordere die menschen auf, die realität rational zu erfassen und nach ihrer vernunft zu handeln.

    dass der mensch moralisch dazu verpflichtet ist, sich selbst als nummer eins zu betrachten, ist unbestritten und lässt sich auch auf die führung eines unternehmens übertragen. das ziel eines unternehmens, abgeleitet aus den interessen des besitzers, ist die gewinnmaximierung. es muss zudem sichergestellt werden, dass es zu keinem vertragsbruch zwischen arbeitgeber und arbeitnehmer kommt. das unternehmen ist moralisch nicht dazu verpflichtet, sich über den vertrag zwischen arbeitgeber und arbeitnehmer hinaus gehende gedanken über den arbeitnehmer zu machen - also hör auf, hier auf die tränendrüse zu drücken und bilder vom arbeitslos gewordenen familienvater in die köpfe der menschen zu injizieren, der sich nicht mehr in der lage sieht, seine familie zu ernähren, und sie emotional auf deine seite zu ziehen. :thumbsdown:

    ich halte das streben nach kurzfristiger belohnung um jeden preis - als beispiel könnten wir hier bps kosteneinsparungen im sicherheitsbereich nehmen, um eine gewinnschmälerung zu vermeiden - für ein laster, das langfristige, rationale streben nach profit hingegen für eine tugend.

    es wäre übrigens gut für die diskussion, auf dieser abstrahierenden ebene zu bleiben.

    du sagtest zwar, dass locke auf einem seminar, dass du vor kurzem besucht hast, auseinandergenommen wurde; eine detallierte argumentation, warum lockes naturrechtsphilosophie keine gültigkeit haben sollte, blieb im rahmen dieses threads aus.

    bei näherer betrachtung müsste dir auffalen, dass der rechtsbegriff im allgemeinen nur dann sinn macht, wenn auch die möglichkeit gegeben ist, dass gegen ein recht verstoßen werden kann. daraus resultierend also beudetet das, dass es so etwas wie vorsoziale rechte überhaupt nicht gibt. ein recht sagt nicht aus, dass man etwas tun darf, es sagt vielmehr aus, dass man einen anderen menschen während seines rechtsgebrauchs nicht belästigen oder ihn daran hindern darf. dass es keinerlei rechtsdefinitionen in einer welt bedarf, in der nur ein mensch lebt, ist selbsterklärend.

    rechte besitzen in jedem fall eine soziale funktion, dass sie das gesellschaftliche zusammenleben regeln und die gesellschaft auf diese weise ordnen.

    warum lege ich besonderen wert auf die triade vom recht auf leben, recht auf freiheit und recht auf eigentum? diese drei grundlegenden rechte müssen gewährleistet sein, damit der mensch seiner natur nachkommen kann.

    der mensch kämpft in erster linie um sein überleben. warum tut er dies? weil sein innerer lebenstrieb ihn dazu bringt. wie kommt der mensch in der natur zurecht? er ist nicht in besitz tierischer instinkte, die sein überleben sicherstellen, sondern er lernt seine ziele kennen und verwirklicht diese, in dem er frei über seine vernunft verfügt. nun kommt das eigentum ins spiel: eigentum ist das ergebnis menschlicher produktion. dass ein mensch produzieren muss, um zu überleben, steht außer frage. dass das, was er produziert hat, ihm gehört, auch.

    ich bitte dich, grundlegend zu widerlegen, warum die beeren, die ich unter einem baum finde und aufsammle, nicht mir gehören sollten.

    darum geht es nicht. ein isoliertes individuum muss genau wie ein sozial eingebundenes individuum seine vernunft benutzen und produzieren, es ist den naturzwängen und damit auch seiner eigenen natur genauso unterworfen wie ein mensch, der mit anderen menschen zusammenlebt.

    ich erwarte nun eine erklärung von dir, warum man sich auf bestimmte menschenrechte (oder auf rechte überhaupt) einigen sollte, wenn das naturrecht angeblich keinen sinn machen sollte.

    wenn ein isloliertes kollektiv über die benutzung von bestimmten naturressourcen entscheidet, dann schließt dieses kollektiv andere im kollektiv zusammenlebende menschen widerrum aus - wie kann denn nur ein teil der menschheit über naturressourcen entscheiden, die deiner aussage nach gemeingut sind, d.h. allen menschen gehören?

    deine methode, über naturressourcen zu entscheiden, führt konsequenterweise dazu, vom kollektiv der gesamten menschheit auszugehen - es müssten also alle menschen über die nutzung befragt werden, um dein kollektivitätsprinzip zu gewährleisten. das ist realitätsfern und führt zum raschen tod der menschen, richtet sich also gegen die menschliche natur und ist somit ethisch und moralisch abzulehnen.
     
  6. 29. Mai 2010
    AW: "Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt ..."

    Guck mal in dein Portmonae und du wirst finden, wonach du suchst. Es sind nicht die Konzerne, nicht die Bürger, nicht die Aktionäre etc. sondern einzig und allein die Gesellschaft die dieses lebensfeindliche System gnadenlos vorrantreibt. Solange die Menschen immer noch denken, der Wohlstand breche bald aus und uns geht es bestimmt bald besser, kann man nicht mehr helfen, tut mir leid. Wer kapiert hat und umlenkt, in die Mitte, wo soziale Systeme stark sind und wo auch erträglich erwirtschaftet werden kann, ist ein Held der neuen Zeit.
     
  7. 30. Mai 2010
    AW: "Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt ..."

    @neger187:
    Ich wäre sogar so radikal zu sagen, dass überhistorische allgemeine Menschenrechte unmöglich sind, da der Mensch, und damit i.d.R. das was als Menschennatur aufgefasst wird, immer schon gesellschaftlicher Mensch ist. Damit zumindest auch Produkt seiner Umwelt im weitesten Sinne und eben nicht zuerst vereinzeltes Individuum, das nur per Gesellschaftsvertrag nachträglich die eigene Isoliertheit absichert. Allerdings verweist die Stellung des Menschenrechtsdiskurses im Kapitalismus auf deren reale Grundlage: Die tatsächliche Verwirklichung von Freiheit(!) und Gleichheit(!) der tatsächlich isolierten Privateigentümer(!) im Tausch, welche allerdings notwendigerweise in der Produktionssphäre in ihr materielles Gegenteil umschlägt. Wie genau dies geschieht hab ich oft genug erläutert. Sicher sind die Menschenrechte ein Fortschritt, hinter den man nicht zurückfallen sollte, aber das letzte Wort menschlicher Emanzipation sind sie nicht, siehe auch meine Bemerkungen zu Gleichheit & Ungleichheit:
    Spoiler
    Die Menschen sind faktisch ungleich. Gerade durch die Gleichbehandlung der Menschen bspw. als Privateigentümer als solchem, behandelt man Kapitalisten und selbst die Arbeiter als Privateigentümer, welche gar kein Eigentum haben! Selbst das Leistungsprinzip im Kommunismus ist "ein Recht der Ungleichheit, seinem Inhalt nach, wie alles Recht.", denn es "erkennt stillschweigend die ungleiche individuelle Begabung und daher Leistungsfähigkeit der Arbeiter als natürliche Privilegien an." (Marx)
    Diesem Dilemma entkommt man nur, indem man entweder die Ungleichheit abschafft - was im Falle des Privateigentums an Produktionsmitteln ohne weiteres geht, womit sie sich tatsächlich als gleiche gegenübertreten - oder indem man eine rechtliche Regelung diesbzgl. ganz abschafft d.h. im Falle des Leistungsprinzips die Voraussetzungen zu schaffen, um dies perspektivisch zumindest partiell überflüssig zu machen. Also etwa über Selbstbestimmung, bessere Arbeitsbedingungen und Entwicklung der Produktivität dafür zu sorgen, dass die Arbeit mehr und mehr Lebensbedürfnis wird.
    Da, wie mit Marx zeigbar, die Trennung in Ökonomie und Politik historisch-spezifisches Phänomen des Kapitalismus ist, so lassen sich die Menschenrechte auch in dem Sinne kritisieren, als dass sie von der außerökonomischen Zwangsgewalt namens Staat erst gnädigerweise gewährt werden müssen. Bei einer Aufhebung dieser Trennung im Kommunismus wäre es selbstverständlich einander sagen und denken zu lassen was man will. Diese Aufhebung allerdings nicht zugunsten des politischen wie im Ostblock, sondern dieser Dichotomie an sich d.h. den Staat in die Gesellschaft zurückzunehmen, womit die Politik im gesellschaftl. Wirtschaftsbetrieb aufgeht, und noch grundlegender zu begreifen, dass das Individuum nicht in erster Linie durch andere gefährdet ist, sondern durch jene überhaupt erst wirkliche Entfaltungmöglichkeiten erhält.
    Am Naturrecht ist also zu kritisieren, dass es unzulässig ist, vom isolierten Individuum unmittelbar auf gesellschaftliche Rechte zu schließen. Recht kann weder angeboren sein, noch von der Natur an sich abgeleitet werden, da bspw. Privateigentum nur als Verhältnis wechselseitiger Berechtigung und Verpflichtung denkbar ist. Hast du ja offensichtlich auch erkannt, aber wenn nach Locke allein die faktische Inbesitznahme bzw. Bearbeitung einer Sache den Eigentumstitel konstituieren soll "und das ohne(!) einen ausdrücklichen Vertrag mit allen anderen Menschen"(Locke) , so ist das doch genau dieses vorsoziale Verhältnis zw. Person und Sache! Was weder Locke, noch andere vernünftig begründen können ist, wieso eine die Freiheit aller achtende Koordination der Willen und kollektive Aneignung etwa des Bodens als gemeinsame Existenzgrundlage unmöglich sein soll. Dabei würde auch der bürgerliche Rechtsbegriff nicht mehr zutreffen, da dieser nur die Einheitsform der dissoziierten Privatwillen darstellt und bei einer abgestimmten gemeinschaftl. Koordination etwa der Begriff der "technischen Regel" (Paschukanis) dem Sachverhalt adäquater wäre.
    Selbst Locke meint ja, dass die Erde den Menschen zunächst gemeinsam gehört, da sie von Gott gegeben ist. Wieso muss also dieser Übergang zu Privateigentum überhaupt stattfinden?
    Völlig richtig. Kein Mensch hat auch nur ansatzweise für die naturgegebenen Ressourcen etwas getan. Die praktische Umsetzung jedoch ist logischerweise durch Zeit, Raum usw. begrenzt. Der Punkt ist, dass diese sich möglichst nach diesem Prinzip zu richten hat. Die Größe und konkrete Form des Kollektivs, welches die Verwaltung übernimmt, hat sich den Umständen anzupassen. Das ist aber in jedem Fall besser, als Ressourcen grundsätzlich der exklusiven Verfügungsgewalt Einzelner (Privateigentum) zu überlassen.

    Wenn du nur die Unterscheidung zw. schlechtem kurzfristigen Gewinn und gutem langfristigen Gewinn machen willst, dann tendiert das sehr zum moralischen, womit man diese Abstraktionsebene notwendig verlassen muss, um aufzuzeigen, dass hinter der Entstehung dieses kurzfrist-Denkens keine dumme Gier, sondern sehr rationales Kalkül steckt.
    Was mich verwirrt: Einerseits forderst du abwägende Individuen, die nach ihrer Vernunft und richtigen "Wertepräferenzen" handeln, wobei du explizit auch die Umwelt erwähnst, aber andererseits befürwortest du die Gewinnmaximierung und das diesbzgl. relevante Privateigentum. Was denn nun?
     
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